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Israel empört über iranischen Atomreaktor

23. August 2010

Als völlig inakzeptabel hat Israel die Inbetriebnahme des ersten iranischen Atomkraftwerks kritisiert. Allen Sanktionen zum Trotz hatte der Iran die Anlage Buschehr gestartet. Der Reaktor erhält Brennstäbe aus Russland.

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Iranisches Atomkraftwerk Buschehr (Foto: AP)
Buschehr soll bald Strom liefernBild: AP

Ein Sprecher des israelischen Außenministeriums erklärte, es sei völlig inakzeptabel, dass ein Land, das so offenkundig internationale Vereinbarungen verletzte, in den Genuss der Atomenergie kommen solle. Die Regierung in Jerusalem forderte die internationale Gemeinschaft auf, den Druck auf den Iran zu erhöhen, wie der israelische Rundfunk am Sonntag (22.08.2010) unter Berufung auf das Außenministerium meldete. Der Iran müsse daran gehindert werden, sein Atomprogramm weiter auszubauen.

Die iranische Führung hatte zuvor mit der feierlichen Eröffnung des Kernkraftwerkes in Buschehr am persischen Golf etwa 1200 Kilometer südlich von Teheran ein Zeichen gesetzt. Der iranische Vizepräsident und Atomchef Ali Akbar Salehi sprach von einem "historischen Tag".

Rosatom-Chef Sergej Kirijenko und Irans Atomchef Ali Akbar Salehi (Foto: ISNA)
Rosatom-Chef Sergej Kirijenko und Irans Atomchef Ali Akbar Salehi

Zugleich dankte er Russland, das sich mit seiner Hilfe beim Bau der Atomanlage "unauslöschbar in die Geschichtsbücher des Iran eingetragen" habe. Auch der ebenfalls nach Buschehr gereiste Chef des russischen Atomkonzerns Rosatom, Sergej Kirijenko, verwies auf die "historische Bedeutung" des Tages. Einen möglichen Missbrauch der Brennstäbe zur Waffenproduktion schloss Kirijenko aus.

Befürchtungen und Kontrollen

Während Kritiker dem Iran vorwerfen, das spaltbare Material auch für militärische Zwecke nutzen zu wollen, verwiesen Politiker in Moskau auf die Kontrollen der Anlage in Buschehr durch die Internationale Atomenergiebehörde.

Karte des Iran und Kuwaits mit dem Standort des Atomkraftwerks nahe Buschehr am persischen Golf
Buschehr am persischen Golf

Der Bau sei unter Aufsicht der IAEA erfolgt, sagte der Chef des Auswärtigen Ausschusses des russischen Föderationsrates, Michail Margelow, in Moskau. Auch die fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates plus Deutschland hätten bestätigt, dass diese Anlage in keiner Beziehung zu den Militärprogrammen des Iran stehe, so Margelow. Am Freitag hatte bereits der russische Außenminister Sergej Lawrow erklärt, die Überwachung durch die IAEA schließe eine Manipulation mit den Brennstäben aus.

Im November ans Netz

Im Atomkraftwerk Buschehr im Südiran (Foto: ISNA)
Atomkraftwerk BuschehrBild: ISNA

In den nächsten Tagen soll der Reaktorblock in Buschehr nun zunächst mit Brennstäben des russischen Atomkonzerns Rosatom bestückt werden. Die Brennstäbe waren bereits versiegelt in den Iran gebracht worden. Bei der Eröffnung wurden sie von Inspektoren der IAEA freigegeben. Nach dem Gebrauch muss der Iran die Brennstäbe an Russland zurückgeben. Der erste Reaktorblock soll im November ans Netz gehen und voraussichtlich im März 2011 seine volle Leistung von 1000 Megawatt erreichen.

Der Leichtwasserreaktor vereint russische und westliche Technik. Kirijenko verwies ausdrücklich auf die Vorarbeiten deutscher Ingenieure, an die russische und iranische Experten dann angeknüpft und "ein einzigartiges Projekt geschaffen" hätten. Ein Viertel der Ausrüstung des ersten Reaktorblocks besteht aus deutschen Teilen.

Baubeginn Mitte der siebziger Jahre

Denn bereits 1974/1975 hatte die Siemens-Tochter Kraftwerks-Union im Auftrag des Schahs mit dem Bau zweier Reaktoren in Buschehr begonnen. Nach dem Sturz der Monarchie war die deutsche Firma aus dem Projekt ausgestiegen, die halbfertigen Anlagen wurden im ersten Golfkrieg von 1980 bis 1988 bombardiert. 1995 vergab der Iran einen Milliardenauftrag an Russland zum Weiterbau der Anlage. Zuvor hatten Firmen aus Argentinien, Spanien und anderen Ländern bereits unterzeichnete Weiterbau-Verträge mit dem Iran auf Druck der USA annulliert.


Autoren: Hartmut Lüning/Marko Langer (dpa, apn, rtr)
Redaktion: Rainer Esser/Ursula Kissel