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Israel fahndet nach den Drahtziehern

19. Juli 2012

Bei dem Anschlag auf einen Bus mit israelischen Touristen in Bulgarien wurden sieben Menschen getötet. Für Israel führt die Spur in den Iran oder zur Hisbollah. Eigene Ermittler wurden an den Tatort geschickt.

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Israelisches Militärpersonal vor einem Krankenhaus in Burgas (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Israel hat eigene Experten nach Bulgarien entsandt. Eine spezielle Rettungseinheit, darunter auch Militärs, soll am Tatort an der Schwarzmeerküste Informationen sammeln und den Rücktransport organisieren. Als Täter beschuldigt werden von israelischen Regierungsmitgliedern Kämpfer der libanesischen Hisbollah-Miliz - und die sollen im Auftrag des Erzfeinds Iran gehandelt haben.

Nach korrigierten offiziellen bulgarischen und israelischen Angaben wurden bei der Bombenexplosion in einem Reisebus in Burgas am Mittwoch sechs Menschen mit in den Tod gerissen, darunter fünf israelische Touristen. Die Urlauber waren aus Tel Aviv gekommen und wollten mit einem Bus ins Hotel fahren. In dem Fahrzeug war eine Bombe platziert worden. Neben der Leiche des mutmaßlichen Selbstmordattentäters wurde als weiteres Todesopfer ein bulgarischer Busfahrer identifiziert. 

37 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt, drei schweben in Lebensgefahr. 

Sicherheitskameras hätten einen Mann mit langen Haaren gefilmt, der sich vor der Explosion am Ort des Anschlags aufgehalten hatte, berichten lokale Medien. Seine Leiche hätte die schlimmsten Verletzungen aufgewiesen und er habe gefälschte US-Ausweise bei sich gehabt. Die Behörden gingen deshalb davon aus, dass er der Selbstmordattentäter ist.

Vorwürfe gegen Iran

Bislang hat sich niemand zu dem Anschlag bekannt. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu machte den Iran verantwortlich. "Alle Spuren weisen auf den Iran hin", sagte er. In den vergangenen Monaten habe es mehrere Versuche gegeben, Israelis in Thailand, Indien, Georgien, Kenia, Zypern und an anderen Orten anzugreifen. Der Iran überziehe die ganze Welt mit Terror, erklärte Netanjahu. Sein Land werde darauf hart reagieren. Nach zahlreichen Drohungen aus Teheran fühlt sich Israel durch die Islamische Republik in seiner Existenz bedroht und hat sich das Recht auf einen Militärschlag gegen das iranische Atomprogramm vorbehalten.

Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak äußerte sich zurückhaltender. Er beschuldigt auch den Iran als Drahtzieher, sieht jedoch die Hisbollah aus dem Libanon als eigentliche Täter. Israel gehe davon aus, dass Teheran damit den jüdischen Staat von weiteren Anschlägen auf iranische Atomwissenschaftler abhalten wolle, meldete der israelische Rundfunk.

Hisbollah und Iran weisen jegliche Verantwortung zurück

Hassan Nasrallah, Chef der Hisbollah, erklärte, seine Organisation habe nichts damit zu tun. Man verübe keine Vergeltung für israelische Taten, indem man Touristen tötet. Für Barak kein überzeugendes Argument. Er sieht Nasrallah als einen von mehreren Akteuren. "Der Anschlag ist sehr schwerwiegend. Wir verfolgen schon seit einiger Zeit die Absichten von Terrororganisationen, Anschläge auf der Welt zu verüben - also Hisbollah, Hamas und iranische Elemente."

Auch iranische Medien haben Berichte zurückgewiesen, Teheran sei in den Anschlag in Bulgarien verwickelt. Äußerungen des israelischen Ministerpräsidenten wurden in einem Kommentar als "lächerlich" bezeichnet.

Erneut kamen sofort Spekulationen über einen Angriff Israels gegen den Iran auf. Schließlich hatte Netanjahu mehrfach gedroht, den Iran unschädlich zu machen, weil sich Israel durch die Atomversuche Irans bedroht fühlt. Auch der ehemalige Botschafter der USA bei den Vereinten Nationen, John Bolton, spekulierte mit über mögliche Gegenschläge.

wl/cd/sc (dpa, dapd, rtr, afp)