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Israel in Alarmbereitschaft - Gewalt eskaliert

9. Oktober 2015

Die Serie von Messerattacken in Israel und dem Westjordanland reißt nicht ab. Zudem kam es zu blutigen Unruhen an der Gaza-Grenze. Die Appelle von Premier Netanjahu und Präsident Abbas verhallen ohne Erfolg.

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Ein palästinensischer Jugendlicher bei Zusammenstößen mit der Polizei im Gaza-Streifen (Foto: Reuters)
Ein palästinensischer Jugendlicher bei Zusammenstößen mit der Polizei im Gaza-StreifenBild: Reuters/M. Salem

Ein jüdischer Mann verletzte am Freitag im Süden Israels vier Araber mit Messerstichen - in der aufgeheizten Stimmung offensichtlich ein Racheakt für jüngste ähnliche Überfälle von Palästinensern. In den vergangenen Tagen der Gewalt waren vier jüdische Israelis erstochen oder erschossen worden, mehrere Personen wurden verletzt. Auf palästinensischer Seite gab es fünf Tote und mehr als 20 Verletzte.

Die Attacke vom Freitag ereignete sich nach Polizeiangaben in der Stadt Dimona. Seit Beginn der jüngsten Gewaltwelle in Israel und den besetzten Palästinensergebieten ist dies der erste Fall, in dem ein Jude als Messerstecher verdächtigt wird. Wie die Behörden nach Abschluss der Ermittlungen präzisierten, waren zwei der in Dimona Angegriffenen Beduinen. Bei den beiden anderen Opfern handelte es sich um palästinensische Bauarbeiter aus dem Westjordanland. Die vier Männer wurden teils mit schwereren Stichwunden in ein Krankenhaus nach Beerscheba gebracht.

Nationalistische Motive

Der nach ersten Angaben 17-jährige jüdische Angreifer wurde am Tatort festgenommen. Als Grund habe der Jugendliche erklärt, für ihn seien "alle Araber Terroristen", berichtete die Polizei. Er handele offenbar aus "nationalistischen" Motiven. Auch Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu verurteilte diesen Angriff auf Unschuldige "scharf", wie sein Büro mitteilte.

In Jerusalem, nahe Hebron im Westjordanland sowie in Nordisrael ereigneten sich zudem mittags drei weitere Angriffe mit Stichwaffen durch Palästinenser. Einer der Attentäter wurde erschossen. Außerdem feuerte die israelische Armee über die Grenze hinein in den Gazastreifen und tötete dabei fünf Palästinenser. Einige hundert meist jugendliche Palästinenser hätten am Grenzzaun Steine auf israelische Soldaten geworfen und versucht, diese mit brennenden Reifen zu attackieren, teilte eine Militärsprecherin mit.

Einen weiteren blutigen Vorfall gab es im Busbahnhof der Stadt Afula. Dort versuchte eine Palästinenserin nach Polizeiangaben, einen Soldaten mit einem Messer anzugreifen. Zwei Polizistin eröffneten das Feuer auf sie und verletzten sie.

In Jerusalem wird ein Palästinenser festgenommen, der auf einen Israeli eingestochen haben soll (foto: reuters)
In Jerusalem wird ein Palästinenser festgenommen, der auf einen Israeli eingestochen haben sollBild: Reuters/B. Ratner

Der Führer der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen, Ismail Hanija, bezeichnete die aktuelle Gewaltwelle als neue "Intifada" und sicherte den Palästinensern dafür volle Unterstützung zu. "Gaza steht voll und ganz hinter der Schlacht um Jerusalem (...) und hinter der gesegneten Intifada", erklärte Hanija während des Freitagsgebets in Gaza-Stadt.

Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern war Mitte September anlässlich des Streits um die Nutzungsrechte auf dem Jerusalemer Tempelberg erneut aufgeflammt. Regierungschef Netanjahu und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas riefen auf zu Mäßigung und Ruhe. Es gibt jedoch keine Anzeichen für eine Entspannung.

Die Sicherheitsvorkehrungen am Tempelberg wurden wieder ausgedehnt. Die israelische Polizei erließ erneut Zugangsbeschränkungen für das Freitagsgebet der Muslime auf dem Plateau der heiligen Stätten. Nur Männer im Alter über 45 Jahren sowie Frauen jeden Alters dürfen den Bereich der Al-Aksha-Moschee und den Felsendom betreten. Die Polizeipräsenz in der Altstadt wurde noch einmal verstärkt.

sc/djo (APE, afpe, rtre)