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Israel kämpft um "Sicherheitszone"

3. August 2006

Mit einer neuen Bodenoffensive will Israel seine geplante Pufferzone im südlichen Libanon schaffen. Mit zusätzlichen Truppen stießen die israelischen Streitkräfte am Donnerstag bis zu sechs Kilometer in den Libanon vor.

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Israelischer Panzer auf libanesischem GebietBild: AP

Die israelischen Truppen lieferten sich wieder heftige Gefechte mit Hisbollah- Kämpfern. Wie die Armee in Tel Aviv weiter mitteilte, flog die Luftwaffe zudem 120 Angriffe auf Ziele im Libanon. Der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert sagte der italienischen Zeitung "Corriere della Sera", Israel sei seinen Zielen im Libanon-Krieg schon sehr nah.

Warten auf multinationale Truppen

Israel will auf der libanesischen Seite der gemeinsamen Grenze einen bis zu acht Kilometer breiten Landstreifen unter Kontrolle bringen und in diesem Gebiet alle Stellungen der Hisbollah zerstören. Dieses Gebiet will Israel halten, bis dort eine multinationale Friedenstruppe die Kontrolle übernimmt. Israel hat inzwischen rund 10.000 Soldaten an der Grenze zum Libanon stationiert, die aber nur sehr langsam vorankommen.

Eine israelische Rakete tötete am Donnerstag in der südlibanesischen Ortschaft Tajiba beim Einschlag in ein Wohnhaus drei Mitglieder einer Familie, bestätigte die libanesische Polizei. Die radikal-islamische Hisbollah-Miliz behauptete in einer Erklärung am selben Tag, mehrere Vorstöße israelischer Bodentruppen im Südlibanon zurückgeschlagen zu haben. Dabei seien den Israelis schwere Verluste zugefügt und fünf ihrer Panzer zerstört worden.

Widersprüchliche Angaben zu Opferzahlen

Israel Libanon Panzer und Soldat bei Aitrun Südlibanon
Israelische Truppen im SüdlibanonBild: AP

Nach Einschätzung libanesischer Sicherheitskreise versuchen die Israelis im Südlibanon offenbar drei strategisch wichtige Anhöhen zu erobern. Von dort aus seien weite Teile des Südens kontrollierbar, das heißt Gebiete entlang der Linie von der Küstenstadt Nakura zu den Hisbollah-Hochburgen Bint Dschbeil, Tebnin und Nabatije.

Bislang hätten die israelischen Truppen aber erst die Anhöhe von Marun al-Ras eingenommen, hieß es. Aus Bint Dschbeil hatte sich das israelische Militär in der vergangenen Woche nach heftigen Kämpfen zurückgezogen. Die Hisbollah gab am Donnerstag die Zahl ihrer seit dem 12. Juli getöteten Kämpfer mit 43 an. Dagegen teilte die israelische Armee mit, allein von Mittwoch auf Donnerstag etwa 35 Hisbollah-Kämpfer getötet zu haben.

Brücke zerstört

Der libanesischen Regierungschef Fuad Siniora bezifferte die Zahl der bisher getöteten Libanesen auf 900. Ein Viertel der rund vier Millionen libanesischen Einwohner sei zu Flüchtlingen geworden, und ein Großteil der Infrastruktur des Landes sei zerstört. In dem Konflikt wurden nach offiziellen Angaben bisher 56 Israelis getötet, darunter 37 Soldaten.

Die israelische Luftwaffe griff am Donnerstag wieder den Süden Beiruts, eine wichtige Brücke im Osten des Libanons und Dörfer in der Nähe von Tyrus an. Libanesische Sicherheitskreise berichteten, in der Hisbollah- Hochburg Hermel sei eine Brücke zerstört worden. "Die Israelis zerstören jede Brücke, über die die Hisbollah Waffen oder Kämpfer transportieren könnte", sagte ein Sprecher.

Kämpfe im Gazastreifen

Unterdessen gingen auch im Gazastreifen die Gefechte weiter. Rund 50 israelische Panzer drangen in der Nacht zum Donnerstag erneut in den südlichen Gazastreifen ein. Bei Kämpfen nahe der Stadt Rafah kamen nach palästinensischen Angaben mindestens acht Palästinenser ums Leben, darunter vier Extremisten sowie ein achtjähriger Junge. Mindestens 26 Menschen wurden verletzt. Unter ihnen ein vierjähriges Mädchen, wie aus Krankenhäusern verlautete. Die Panzer bezogen kurz vor Morgengrauen Stellung nahe des lange geschlossenen Gaza-Flughafens unweit der ägyptischen Grenze.

Internationales Engagement

Zur Beilegung des Konflikts planen die USA und Frankreich nach UN-Angaben gleich zwei Sicherheitsratsresolutionen. Die erste fordert ein Ende der Kämpfe und schafft die grundsätzlichen politischen Voraussetzungen für einen Waffenstillstand, wie am Mittwochabend in New York verlautete. Die zweite Entschließung befasst sich demnach mit der Stationierung einer internationalen Friedenstruppe, der Sicherung der Grenze und anderen langfristigen Aspekten. Eine Einigung steht aber weiterhin aus. Der französische Außenminister Philippe Douste-Blazy erklärte jedoch, man komme im Einklang mit den USA gut voran. Auch laut dem britischen Premier Tony Blair nähert sich die Weltgemeinschaft einer gemeinsamen Haltung. Die Verhandlungen über eine Entschließung im UN-Sicherheitsrat seien in einer "kritischen" Phase, sagte Blair bei seiner monatlichen Pressekonferenz in London am Donnerstag. Die verbleibenden Meinungsverschiedenheiten über die Resolution seien sehr gering. Im Wesentlichen geht es bei den Gesprächen um die Frage, wann der UN-Sicherheitsrat einen Waffenstillstand im Nahen Osten fordert und wann eine internationale Truppe in den Libanon zu entsenden sei.

Syrien versicherte dem in Damaskus weilenden spanischen Außenminister Miguel Angel Moratinos, man sei bereit, Einfluss auf die Hisbollah auszuüben, wenn dafür die politischen und militärischen Voraussetzungen gegeben seien. Die Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) forderte auf einem Krisengipfel in Malaysia einen sofortigen Waffenstillstand im Libanon. Die Vertreter von 17 der 56 Mitgliedstaaten sprachen sich zudem für die Stationierung einer internationalen Friedenstruppe mit UN-Mandat an der israelisch-libanesischen Grenze aus. Dabei müssten die islamischen Länder eine aktivere Rolle spielen als bisher, betonte der malaysische Regierungschef Abdullah Ahmad Badawi. (chr)