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Israel ruft Urlauber vom Sinai zurück

12. November 2010

Mit einer ungewöhnlich scharfen Terrorwarnung haben die Behörden in Israel ihre Landsleute vor Reisen auf den ägyptischen Sinai gewarnt. Die Gefahr von Entführungen durch militante Islamisten sei "konkret und sehr hoch".

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Israelische Urlauber verlassen den Sinai (Foto:ap)
Israelische Urlauber verlassen den SinaiBild: AP
Karte Sinai Israel Ägypten Deutsch
Bild: DW

Normalerweise ist der Sinai, die ägyptische Halbinsel zwischen dem Suez-Kanal und der israelischen Grenze, für viele Israelis eine beliebte Urlaubsregion. Doch in letzter Zeit haben die israelischen Behörden in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen zeitlich befristete Terrorwarnungen für ihre Staatsbürger herausgegeben. An diesem Donnerstag (11.11.2010) hat der israelische Nationale Sicherheitsrat jedoch in besonders eindringlichen Worten vor Reisen auf den Sinai gewarnt. Alle Israelis, die sich bereits dort befänden, wurden aufgefordert, Ägypten umgehend zu verlassen. Außerdem wurden Angehörige über einen Aufruf im Internet aufgefordert, verreiste Familienangehörige zu warnen. Anlass für die ungewöhnlich scharfen Maßnahmen seien Hinweise darauf, dass die mit dem Terrornetzwerk El Kaida verbündete "Armee des Islam" konkrete Pläne zur Entführung israelischer Staatsbürger habe.

"Hohe Entführungsgefahr"

Die israelischen Sicherheitsbehörden bezeichneten die Bedrohung als "konkret und sehr hoch". Ihren Informationen zufolge sollen sich Mitglieder der islamistischen Gruppe bereits auf der Halbinsel befinden, um nach potenziellen Entführungsopfern Ausschau zu halten.

BBC-Reporter Alan Johnston nach seiner Freilassung im Juni 2007 (Foto:ap)
BBC-Reporter Alan Johnston nach seiner Freilassung im Juni 2007Bild: AP

Außer, dass sie ihren Ursprung im Gazastreifen haben soll, ist über die militante Organisation "Armee des Islam" nur wenig bekannt. In der vergangenen Woche, so berichteten israelische Sicherheitskreise, hätten Einsatzkräfte ein Mitglied der Gruppe in Gaza getötet, das an den möglichen Entführungsplänen in Ägypten beteiligt gewesen sein soll. Die "Armee des Islam" war zuvor nur selten in Erscheinung getreten, so soll sie etwa bei der Geiselnahme des britischen BBC-Reporters Alan Johnston die Fäden gezogen haben. Johnston befindet sich mittlerweile wieder auf freiem Fuß.

Ägyptische Sicherheitsbeamte haben unterdessen erklärt, Mitglieder einer nicht näher benannten Terrorzelle festgenommen zu haben, die Anschläge auf Israelis und westliche Friedenstruppen im Süden des Sinai geplant haben sollen. Bei drei Razzien auf der Halbinsel soll zudem eine noch unbekannte Menge Sprengstoff sichergestellt worden sein. Die Sicherheitsbeamten gaben an, dass die Terrorzelle Anschläge während des muslimischen Eid al-Adha-Festes geplant haben soll, das am Dienstag (16.11.2010) beginnt. Durch einen Hinweis des israelischen Geheimdienstes habe man allerdings Schlimmeres verhüten können.

Beliebt und gefährlich

Bombenanschläge in Dahab 2006 (Foto:ap)
Im April 2006 waren bei Bombenanschlägen in Dahab 20 Menschen ums Leben gekommenBild: AP

Günstige Preise und die Nähe zum Heimatland locken jedes Jahr viele israelische Touristen auf den Sinai. Doch kam es in den vergangenen Jahren bereits mehrfach zu Anschlägen gegen israelische oder westliche Touristen. Bei Terroranschlägen in drei Sinai-Badeorten waren zwischen 2004 und 2006 mehr als 120 Menschen getötet worden. Der israelische Anti-Terror-Stab hatte zuletzt im April dieses Jahres vor unmittelbar bevorstehenden Entführungen gewarnt.

Autor: Thomas Latschan (afp, ap, dpa)
Redaktion: Diana Hodali