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Wirtschaftsforum Nahost

Peter Philipp, Scharm el Scheich20. Mai 2008

Die arabischen Länder in Nahost möchten ihre Wirtschaftskraft stärken. Der hohe Ölpreis ist ihnen dabei behilflich. Doch der Nahost-Konflikt zerstört viele Anstrengungen, wie das "Weltwirtschaftsforum Nahost" zeigte.

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Die Grundrechenarten funktionieren in Nahost wie überall auf der Welt - doch das politische Umfeld ist schwierigBild: picture-alliance/ photoshot

Armut sei die gefährlichste Massenvernichtungswaffe, meinte der Chef der UN-Atomenergiebehörde IAEA, Mohamed el Baradei, bei einer Podiumsdiskussion des "Weltwirtschaftsforums Nahost", bei der die Zukunftsaussichten der Region auf der Tagesordnung standen. Mehr als 1100 Vertreter von Politik und Wirtschaft aus rund 50 Ländern hatten sich vom 18. bis zum 20. Mai im ägyptischen Badeort Scharm el Scheich versammelt, um Entwicklungsmöglichkeiten und Probleme der Region zu diskutieren.

Im Vordergrund standen natürlich wirtschaftliche Fragen wie die Ausweitung des privaten Sektors in der Region, mehr private Initiativen und größeres privates Engagement. Gleichzeitig war aber unverkennbar, dass all solche Maßnahmen immer wieder aufs Neue gefährdet sind durch die Krisen der Region: An erster Stelle der israelisch-palästinensische Konflikt, die Probleme im Libanon, die Lage im Irak und der Atomstreit mit dem Iran. Was diesen Punkt betreffe, so versicherte El Baradei, dass die IAEA bislang keinerlei Beweise dafür gefunden habe, dass Teheran Atomwaffen entwickeln wolle. Der Konflikt sei in erster Linie eine Frage des Vertrauens oder mangelnden Vertrauens des Auslandes gegenüber dem Iran.

Größter Störfaktor in der Region

Der israelisch-palästinensische Konflikt hingegen wurde von den Teilnehmern diesmal vielleicht sogar mehr noch als bei früheren Treffen dieser Art als Störfaktor bei der Entwicklung der Region betrachtet. Maßgeblich dazu beigetragen hatte US-Präsident George W. Bush, der zum Abschluss einer fünftägigen Nahostreise das Weltwirtschaftsforum mit eröffnete: Bushs einseitig pro-israelische Rede in Jerusalem zum Auftakt der Reise hatte in der Arabischen Welt bereits für Enttäuschung und Frustration gesorgt. Der amerikanische Präsident konnte diese Gefühle in Scharm el Scheich nicht ausräumen: Palästinenser-Präsident Mahmoud Abbas zeigte sich deutlich verärgert und reiste vorzeitig ab, und sein Premier Salam Fayyad versuchte, wenigstens die Hoffnung am Leben zu halten, dass man zwar nicht – wie in Annapolis Ende letzten Jahres beschlossen – noch dieses Jahr einen Friedensvertrag erzielen, aber doch wenigstens die Tür dorthin offen halten werde. Auch die israelische Außenministerin Tzipi Livni äußerte sich in Scharm el Scheich skeptisch über die Friedensaussichten in den nächsten Monaten und es waren arabische Teilnehmer, die Israel unverblümt aufforderten, es müsse sich endlich entscheiden, ob es Frieden wolle oder nicht.

Solch eine Aufforderung demonstriert die Veränderung, die der Nahe Osten in den letzten Jahren erlebt hat: Die meisten arabischen Staaten haben Frieden mit Israel längst prinzipiell akzeptiert und sie wissen, dass ein solcher Frieden ihnen den letzten großen Antrieb zu weiterer wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklung geben würde.

Auf dem Weg zum "Neuen Nahen Osten"

Diese Entwicklung rückt den Nahen Osten immer mehr ins Zentrum globaler Wirtschaftsbeziehungen. Nicht allein wegen seiner Energiequellen, von denen der Westen weiterhin und Asien immer mehr abhängig ist und die den Öl-Staaten in letzter Zeit wegen der steigenden Ölpreise ungeahnten Reichtum bringen. Die arabischen Staaten am Persischen Golf werden auch immer mehr zur Drehscheibe internationaler Wirtschafts- und Finanzbeziehungen, dort ansässige Unternehmen investieren im Rest der Arabischen Welt und Länder wie Ägypten und Jordanien werden trotz mangelnder Ressourcen immer mehr in den "Neuen Nahen Osten" integriert, der sich hier entwickelt.