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IT im Auto soll Leben retten

3. März 2010

Auf der CeBIT in Hannover gibt es nicht nur Computer, Laptops und Flachbildschirme zu sehen. In der Halle 7 stehen auch Autos - und das hat seinen Grund.

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Ein Sportwagen in der Halle 7 auf der CeBIT (Foto: DW)
Sportwagen würde man eher auf der IAA in Frankfurt vermuten, nicht auf der CeBITBild: DW

Wer in diesem Jahr auf der CeBIT in Hannover die Halle sieben betritt, glaubt erst mal nicht, dass er sich auf der größten Computermesse der Welt befindet. Denn hier sind Autos zu sehen, große und kleine, vom Lastwagen über Limousinen bis zum Sport-Coupe. "Hier wird das intelligente Auto präsentiert", sagt Hinrich Weis, Leiter der niedersächsischen Landesinitiative Telematik. "Wie können Fahrzeuge miteinander kommunizieren, um andere Fahrzeuge zum Beispiel vor Gefahren zu warnen? Da gibt es inzwischen Technologien, die auf IT basieren. Es geht darum, dem Fahrer Hinweise darauf zu geben, wie er seine Fahrt ökonomisch und auch sicherer bewältigen kann."

"Sie kennen unsere Pferde - entdecken Sie unsere Stärken" (Foto: DW)
Selbstbewusstes Motto: Messestand der Landesinitiative Telematik NiedersachsenBild: DW

Im Grunde ist die Halle sieben eine Messe in der Messe, in der es um das Auto der Zukunft geht. Und deshalb sind die Aussteller hier auch nicht auf der Automobilausstellung in Frankfurt zu finden. "Auf der IAA wird gezeigt, was demnächst auf die Straße kommt. Wir sind etwas zukunftsorientierter und zeigen Technologien, die das Fahren von morgen verwirklichen sollen", sagt Hinrich Weis. Und das Fahren von morgen soll natürlich noch sicherer und effizienter und damit ökologisch vertretbarer werden. Das geht nicht nur mit neuen Antrieben, sondern auch mit Informationstechnologie.

Wie kommt IT ins Auto?

Henrik Schumacher vom Institut für Kommunikationstechnologie der Universität Hannover erklärt, wie IT ins Auto gebracht wird: "Wir denken zum einen an die so genannte Car to Car Kommunikation, also an die direkte Kommunikation zwischen Fahrzeugen. Wir denken aber auch an die so genannte Car to Infrastructure Kommunikation, das bedeutet, dass man gerade an kritischen Elementen des Straßennetzes, also beispielsweise an Kreuzungen Elemente installiert, die zum einen Informationen über die aktuelle Verkehrslage verteilen, aber zum anderen auch Informationen von den Fahrzeugen über die aktuelle Verkehrslage erfassen können."

Damit der Rettungswagen schneller am Unfallort eintrifft, soll bis 2014 europaweit ein Notrufsystem namens eCall für Neufahrzeuge Pflicht werden. (Bild: DW)
"eCall" soll dafür sorgen, dass der Rettungswagen schneller kommtBild: DW

Henrik Schumacher hat sich dabei auf die Innenstädte spezialisiert. Kein einfaches, sondern ein hochkomplexes Terrain, viel wuseliger als auf der Autobahn, wo man es mit relativ gleichmäßigen Geschwindigkeiten in zwei Richtungen zu tun hat. Hinzu kommen die Störquellen in der Stadt, die Abschattungen, die Reflexionen, die es eigentlich fast unmöglich machen, dass Fahrzeuge über Funk Informationen austauschen, einem Krankenwagen zum Beispiel automatisch die Vorfahrt einräumen.

Deshalb konzentriert sich Schumacher auf eine Technologie, die sich bereits im europäischen Standardisierungsprozess befindet und von der erste Prototypen verfügbar sind. "Es handelt sich dabei um die WLAN-Technologie, aber um eine spezielle Abart, die im Bereich von 5,9 Gigahertz funkt," sagt er. Damit werde ein geschütztes Band genutzt, das inzwischen auch durch die europäischen Regulierungsbehörden dafür reserviert wurde. Die gute alte drahtlose Internet-Technologie also, erweitert um eine spezielle Variante.

Notrufsystem eCall soll Pflicht werden

Symbolbild des automatischen Notrufsystems eCall, fotografiert in der Halle sieben auf der CeBIT. (Foto: DW)
Name bekannt, Details noch nicht: Das künftige Notfall- Rettungssystem eCallBild: DW

Die Europäische Union treibt auch einen anderen Standardisierungsprozess voran: Ab 2014 soll in allen Neufahrzeugen ein automatisches Notrufsystem eingebaut sein. Einen Namen gibt es schon dafür: eCall – aber wie es genau aussehen soll, ist noch offen. Das könnte eine Chance für die Firma ATX in Düsseldorf sein. Ihr Ursprung liegt bei Mannesmann, jetzt gehört sie einer amerikanischen Firma. Aber seit zehn Jahren arbeitet sie mit BMW und der französischen PSA-Gruppe zusammen, zu der Peugeot und Citroen gehören. ATX hat ein Notrufsystem entwickelt, das mit einem Call-Center zusammenarbeitet. Aus den Sensordaten und den GPS-Positionsdaten des Autos wird eine SMS an ein Call-Center gesendet, und dieses ermittelt die Einsatzleitstelle, die am nächsten liegt.

"Menschenleben retten ist der erste große Vorteil des Notruf-Services", sagt Sascha Berg, Softwareentwickler bei der Firma ATX. "Und wir haben in der Vergangenheit schon mehrfach bewiesen, dass es Sinn macht, so ein System zu haben. Wir hatten kuriose Fälle dabei, aber auch wirklich schwere Unfälle, wo wir wirklich jeden gerettet haben."

Einen automatischen Notruf abzusetzen, verbunden mit den Positionsdaten aus dem Navi, ist noch relativ einfach. Aber ihn auch an die richtige Leitstelle zu leiten, ist schon nicht mehr trivial. Und außerdem: Wer zahlt eigentlich, wenn das Ding mal ausfällt? "Mein Vorschlag wäre, ein Notruf-Pflichtsystem im Auto mit einem TÜV-Zertifikat zu versehen. Darauf sollte man sich bis 2014 einigen. Aber das ist Zukunftsmusik", sagt Sascha Berg. Bis eCall 2014 Pflicht wird und die Details feststehen, halten sich alle Hersteller zurück – keiner will vorher aufs falsche Pferd setzen.

Autor: Rolf Wenkel
Redaktion: Insa Wrede