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Italien-Fluch-Besieger wollen mehr

Calle Kops dpa
3. Juli 2016

Ein Jahrhundertspiel war es nicht - aber ein Elfmeterschießen, das in Deutschlands Fußballhistorie eingeht. Hector und Neuer sind die Helden. Bundestrainer Löw braucht nun Lösungen für den Endspurt.

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Die DFB-Elf bildet eine Mannschaftskreis vor dem Elfmeterschießen gegen Italien (Foto: picture-alliance/dpa/C. Charisius)
Bild: picture-alliance/dpa/C. Charisius

Nach dem Drama von Bordeaux wollen die deutschen Elfmeter-Glücksritter nun die EM-Krone. In der Nacht nach dem Blutdruck steigernden Fußballkrimi mit der Rekordzahl von 18 Schützen gab es keine Siegesparty der Weltmeister, sondern einen Schwur: Joachim Löws glückliche, gefeierte und völlig erschöpfte Kicker wollen sich nicht mit dem Titel der Italien-Fluch-Besieger begnügen. "Jetzt wollen wir natürlich auch mehr", verkündete der Bundestrainer.

Manuel Neuer hält im Elfmeterschießen den Schuss von Leonardo Bonucci (Foto: picture-alliance/dpa/C. Charisius)
Neuer hält beim Elfmeterschießen den Schuss von BonucciBild: picture-alliance/dpa/C. Charisius

"Wenn man im Halbfinale steht, will man auch ins Endspiel nach Paris", erklärte Teufelskerl Manuel Neuer, neben dem allerletzten, umjubelten Schützen Jonas Hector der Held des Abends am Atlantik. "Was die Mannschaft geleistet hat, ist eines Champions würdig", tönte der frühzeitig verletzt ausgewechselte Anführer Sami Khedira. Es war kein Jahrhundertspiel, aber ein Jahrhundert-Elfmeterschießen. Fesselnd, dramatisch, ein ständiges Auf und Ab mit persönlichen Dramen und Glücksmomenten. Und dem Happy-End für das Team, das vor dem 6:5 vom Punkt die 120 Minuten zuvor trotz des 1:1 dominiert hatte. "Wir haben Italien am Ende ein bisschen glücklich niedergerungen, aber wir waren die überlegene Mannschaft", sagte Löw.

"Nach so vielen Jahren sind wir auch mal dran gewesen gegen die Italiener", sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel überglücklich. "Unser Weg ist noch nicht zu Ende", erklärte Thomas Müller. Jetzt könne kommen, wer will, ob Frankreich oder Island am Donnerstag im Halbfinale in Marseille sowie Portugal oder Wales im Endspiel drei Tage später. "So, wie wir auftreten, spielen wir wie eine erwachsene Mannschaft, wie eine Herrenmannschaft, die weiß, worum es geht", erklärte der rackernde, aber weiter glücklos agierende Müller. "Von den abgezockten Italienern war gegen uns Bubis nicht viel zu sehen."

Kurze Freude, neue Konzentration

Joachim Löw spielt einen Bal an der Trainerbank (Foto: picture-alliance/augenklick/firo Sportphoto)
Bundestrainer Joachim Löw hat nun vor dem EM-Halbfinale einige Baustellen zu bearbeitenBild: picture-alliance/augenklick/firo Sportphoto

Nach der letzten Rückkehr ins Stammquartier am Genfer See im Morgengrauen war am Sonntag zunächst Ausschlafen angesagt. "Solche Schlachten" hinterließen Spuren, bemerkte Löw. "Das Spiel steckt in den Körpern. Wir müssen jetzt schauen, dass unsere Spieler gut regenerieren", sagte der Chefcoach zur kurzen Verschnaufpause. Khedira wird dann definitiv ausfallen. Für ihn ist die EM beendet. Auch Mario Gomez musste mit muskulären Beschwerden runter. Mats Hummels ist nach der zweiten Gelben Karte gesperrt. Löw muss neue Lösungen finden.

Jonas Hector verwandelt den entscheidenden Elfmeter beim Elfmeterschiessen (Foto: picture-alliance/GES/M. Gilliar)
Hector beim entscheidenden Elfmeter gegen ItalienBild: picture-alliance/GES/M. Gilliar

"Dieses Spiel kann noch einmal einen Schub geben", hob allerdings Hector hervor. "Wir haben ganz Fußball-Deutschland ein bisschen zittern lassen", untertrieb der bärenstark verteidigende Schalker Benedikt Höwedes. "So was habe ich noch nicht erlebt", sagte Neuer. "Es war ein Nervenkrieg. Wir haben es nach 90 Minuten nicht geschafft, Italien zu bezwingen. Wir haben es nach 120 Minuten nicht geschafft. Dann hat einfach dieses Elfmeterschießen - so wie es abgelaufen ist - zu dem Duell Italien gegen Deutschland gepasst", resümierte Neuer.

"Ich bin mir sicher, die Franzosen, die Portugiesen und alle, die noch im Turnier sind, hätten gerne gesehen, wenn die Deutschen nach Hause fahren", stellte Thomas Müller genüsslich fest. "Deutschland ist die beste Mannschaft im Turnier", erklärte ein untröstlicher Antonio Conte nach seinem letzten Spiel als italienischer Nationaltrainer.

ck/to (dpa)