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Schlechte Aussichten

Karl Zawadzky, z. Zt. In Washington9. Oktober 2008

Der IWF rechnet in seinem World Economic Outlook für 2009 mit einem globalen Wachstum von drei Prozent, aber das findet fast nur noch in Schwellenländern wie China, Indien und Russland statt.

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IWF-Chefvolkswirt Olivier Blanchard, Foto: dpa
Schlechte Nachrichten: IWF-Chefvolkswirt Olivier BlanchardBild: picture-alliance/dpa

Auch in den Schwellenländern gehen die wirtschaftlichen Wachstumsraten zurück, wenngleich die internationale Finanzkrise Länder wie China, Indien, Russland und einige Läder Afrikas weniger hart trifft als die großen Industrienationen. Die Schwellenländer sorgen sogar dafür, dass die Weltwirtschaft derzeit nicht total einbricht, sondern immer noch wachsen wird, wenngleich langsamer als in den vergangenen Jahren.

So wird sich Chinas Wachstum nach Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF) von 11,9 Prozent im vergangenen Jahr auf 9,3 Prozent abschwächen. Indiens Raten sinken von 9,3 auf 6,9, Russlands von 8,1 auf 5,5 Prozent. Das geht aus dem am Mittwoch (08.10.2008) in Washington vorgelegten Weltwirtschaftsausblick des IWF hervor.

Bauern in Simbabwe, Foto: dpa
Afrika wird von der Finanzkrise kaum berührtBild: picture-alliance/dpa

Dennoch sind diese Raten immer noch deutlich höher als die in Industriestaaten. China und Indien mildern sie durch ihre hohen Devisenreserven und die starke inländische Nachfrage ab. Für Afrika sagt der IWF Zuwächse von 6 Prozent für 2009 voraus. Grund ist, dass Afrika so wenig in die Weltwirtschaft integriert ist, dass es auch von der aktuellen Finanzkrise kaum tangiert wird.

Stagnation in Deutschland

Für die Industriestaaten wird im World Economic Outlook des IWF für 2009 ein Null-Wachstum prognostiziert. Dabei kommt es in Großbritannien, Frankreich und Italien zu einer Einbuße an Wirtschaftsleistung, während die Wirtschaft in den USA noch minimal wächst. In Deutschland wird die Wirtschaft stagnieren, glaubt Jörg Decressin von der Konjunkturabteilung des IWF.

Der DAX in Frankfurt am Main, Foto: AP
In Deutschland brechen schon die Kurse einBild: AP

Decressin vergleicht die deutsche Wirtschaft mit einem Motor, der in den vergangenen Jahren vor allem vom Export angetrieben wurde. Das hat zwar bei den Unternehmen im Exportsektor für ausgelastete Kapazitäten und steigende Investitionen gesorgt, aber der inländische Konsum hat vom Wirtschaftswachstum der letzten Jahre nicht profitiert. Wenn nun aus den übrigen Industriestaaten die Nachfrage nach deutschen Exportgütern einbricht, womit der IWF rechnet, dann bekomme der deutsche Exportmotor weniger Gas, erklärt Decressin: "Erst wird er stottern, dann stehen bleiben."

Neue Absatzmärkte

Die Hoffnung der deutschen Exportwirtschaft ruht daher jetzt auf den Schwellenländern und Russland. Denn die deutsche Wirtschaft hat genau das im Angebot, was dort nachgefragt wird: Infrastruktur, komplette Industrieanlagen, Arzneimittel, und für die kleine Oberschicht: Luxusautos und hochwertige Lebensmittel. Somit könnten sie einen noch schärferen Einbruch der deutschen Konjunktur verhindern.

Automobilfertigung in Indien, Quelle: DW
In den Schwellenländern sind die Raten immer noch deutlich höherBild: DW-TV

Für dieses Jahr geht der IWF noch von einem Wirtschaftswachstum von 1,8 Prozent in Deutschland aus, die Zuwächse stammen allerdings aus der ersten Jahreshälfte; derzeit bewegt sich die Wirtschaft bereits auf eine Stagnation zu, die bestenfalls Mitte 2009 zu Ende ist. Dabei wäre das prognostizierte Null-Wachstum in 2009 schon ein Erfolg. Es kann nämlich noch schlimmer werden: Dann nämlich, wenn die Regierungen und Notenbanken die Finanzkrise nicht in den Griff bekommen. Denn es ist nicht nur das Vertrauen in den Finanzsektor verloren gegangen, sondern die Finanzkrise ist längst auf die übrigen Bereiche der Wirtschaft übergesprungen.

Keine Alleingänge

Logo des Internationalen Währungsfonds, Quelle: DW
Der IWF als Krisenmanager?Bild: DW

Angesichts der internationalen Verflechtung der Wirtschaft reichen nach IWF-Auffassung nationale Maßnahmen nicht aus. Es bestehe die Gefahr, dass die Regierungen und Notenbanken jetzt staatlichen Protektionismus zur Maxime erklärten.

Die Wirtschaft ist viel zu globalisiert, als dass sich die Staaten der Krise durch Alleingänge entziehen könnten. Es ist ein international abgestimmtes Handeln nötig.

Als Koordinator der Krisenbewältigung und künftiger Krisenprävention bietet sich der Internationale Währungsfonds an, denn er verfügt über gebündelten Sachverstand, Unabhängigkeit und viel Geld. In den IWF-Gremien können die Finanzminister und Notenbankpräsidenten die Maßnahmen vereinbaren, mit denen sich der gewaltige Vertrauensverlust reparieren lässt. Doch dabei muss eins klar sein: Die Erholung kostet Zeit, Geld, Wirtschaftskraft und Arbeitsplätze.

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