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IWF warnt vor negativen Folgen eines Brexit

13. Mai 2016

Welche Auswirkungen hätte ein EU-Austritt Großbritanniens auf die britische Wirtschaft? Darüber diskutieren die Experten schon lange kontrovers. Nun spricht der Internationale Währungsfonds eine klare Warnung aus.

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Brexit Symbolbild (Foto: dpa)
Bild: picture alliance/Klaus Ohlenschläger

Ein Ausscheiden aus der Europäischen Union würde die Wirtschaft Großbritanniens einem "bedeutenden Risiko eines Abwärtstrends" aussetzen und könnte das Land in die Rezession treiben. Zu diesem Ergebnis kommt der Internationale Währungsfonds (IWF) in einem Prüfbericht über die britische Wirtschaft. Demnach könnte der sogenannten Brexit die Konjunktur auf der Insel spürbar bremsen. "Ein Votum für den Ausstieg würde zu einer längeren Phase der Unsicherheit führen", erklärte der Fonds. Dies könne Schwankungen an den Finanzmärkten auslösen und die Produktion treffen.

Ein plötzliches Ende von Investitionen in Schlüsselbereiche wie dem Gewerbe-Immobilienmarkt und die Finanzindustrie könnte das Leistungsbilanzdefizit verschärfen, das bereits auf Rekordniveau liege. Die Auswirkungen eines Brexit auf die britische Wirtschaft reichten insgesamt in einer Spanne von "ziemlich schlecht bis sehr, sehr schlecht", sagte IWF-Chefin Christine Lagarde vor Journalisten in London.

Immer mehr Warner

Die Briten stimmen am 23. Juni in einem Referendum darüber ab, ob das Land aus der Europäischen Union austreten soll. Zuletzt wurden die Warnungen von Notenbankern, Politikern und Ökonomen vor den Folgen eines solchen Brexit immer lauter. Lagarde sagte, es könnte Jahre dauern, bis Großbritannien nach einem Austritt die Handelsbeziehungen und Handelsverträge mit der EU oder anderen großen Wirtschaftsregionen neu verhandelt habe.

Erst am Donnerstag hatte die britische Notenbank mit deutlichen Worten vor schweren wirtschaftlichen Folgen im Falle eines EU-Ausstiegs gewarnt. Dies könne sogar zu einer Rezession in Großbritannien führen, sagte Notenbank-Gouverneur Mark Carney nach der Zinssitzung der Bank von England. Der Kurs des britischen Pfund könne dann kräftig fallen, die Arbeitslosigkeit steigen und das Wirtschaftswachstum erheblich nachlassen. Den Schlüsselsatz zur Versorgung der Banken mit Zentralbank-Geld beließen die Währungshüter auf dem Rekordtief von 0,5 Prozent.

"Geldpolitik kann nicht alle Folgen eines Schocks sofort auffangen", sagte Carney. Es gebe Grenzen, was die Geldpolitik nach einem EU-Ausstieg erreichen könne. Wegen der großen Unsicherheit über den Ausgang der Abstimmung habe sich im ersten Quartal das Wirtschaftswachstum bereits abgeflaut und es scheine sich weiter zu verlangsamen. Im Falle eines britischen EU-Austritts rechnet die Notenbank zudem mit einem merklichen Anstieg der Inflation. Premierminister David Cameron erklärte über den Kurznachrichten-Dienst "Twitter", es sei richtig davor zu warnen, dass ein sogenannter Brexit das Wachstum beeinträchtigen und zu steigender Arbeitslosigkeit im Land führen könne.

Alle Verträge neu aushandeln

Große Unternehmen auf der Insel haben sich inzwischen gegen mögliche Kursverluste des britischen Pfund im Zuge des EU-Referendums abgesichert. Die EU ist Großbritanniens größter Handelspartner. Würde das Land die EU verlassen müssten alle Verträge mit der Gemeinschaft neu verhandelt werden. Nach dem EU-Vertrag von Lissabon tritt nach einem Austritt eine Übergangsfrist von zwei Jahren in Kraft. Das Land ist seit 1973 Mitglied der EU.

Für viele internationale Unternehmen wäre einer aktuellen Umfrage zufolge ein Austritt Großbritanniens aus der EU von Nachteil für das eigene Geschäft. Rund 78 Prozent der 667 befragten Firmen beurteilen einen Brexit als negativ. Das ergab eine Untersuchung von Ipsos Mori. Nur fünf Prozent rechnen sich Vorteile aus. Die Meinungsforscher befragten Unternehmen aus Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Schweden, China und Kanada. Demnach gehen etwa 61 Prozent der Betriebe davon aus, dass ihre Investitionen in die britische Wirtschaft im Falle eines Brexit sinken.

kle/qu (rtr, ape, afpe)