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JAL kehrt an die Börse zurück

Lars Nicolaysen (dpa)19. September 2012

Die Nachricht erschütterte 2010 die gesamte Luftfahrtbranche: Die angesehene Japan Airlines (JAL) ist pleite. Die Aktie wurde vom Börsenzettel gestrichen. Jetzt ist sie wieder da.

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Japan Airlines (dpa)
Japan Airlines Fluglinie Flugzeug Flughafen BörseBild: picture-alliance/dpa

Es war eine der größten Pleiten in der japanischen Wirtschaftsgeschichte. Als die Japan Airlines (JAL) Anfang 2010 Insolvenzantrag stellte, ging ein Schock durch die gesamte Branche. Eine der damals angesehensten Fluggesellschaften der Welt hatte unter dem Druck hoher Schulden und der Weltwirtschaftskrise eine spektakuläre Bruchlandung erlitten.

Für Japan war es eine Zäsur. Zum ersten Mal ließ die Regierung einen renommierten Großkonzern in die Insolvenz gehen, damit er saniert wird. Heute, nicht einmal drei Jahre später, ist JAL wieder hochprofitabel. Die erfolgte Rückkehr des rundum erneuerten Konzerns an den Aktienmarkt - der zweitgrößte Börsengang des Jahres nach Facebook - ist für die einst stolze Fluglinie jedoch erst der Anfang. Jetzt muss sich zeigen, dass JAL auch allein die neuen Herausforderungen der Branche meistert.

Eine harte Sanierung

Die Sanierung der Japan Airlines war hart, aber höchst erfolgreich. Dafür zeichnet maßgeblich ein Mann verantwortlich, der zu den angesehensten Unternehmern in ganz Asien zählt: Kazuo Inamori, Gründer des Elektronik- und Technologieunternehmens Kyocera. Der inzwischen 80 Jahre alte charismatische Top-Manager übernahm nach JALs Insolvenzantrag das Ruder und ging mit harter Hand unverzüglich an die Aufräumarbeiten.
 

Japan Airlines - im Schnellverfahren saniert


Inamori strich 16.000 Stellen oder rund ein Drittel der Gesamtbelegschaft, stellte unprofitable Flugstrecken ein und rangierte veraltete Kerosin fressende Großflugzeuge aus. So wie beim US-Autobauer GM konnte sich auch JAL erst in der Insolvenz von Dingen trennen, die dem Unternehmen wie Klötze am Bein hingen: von der Politik gewollte, aber unnötige Arbeitsplätze und Inlandsrouten in ländliche Gebiete sowie unzeitgemäß hohe Pensionsverpflichtungen.

Inamori gelang auf diese Weise eine der schnellsten und spektakulärsten Sanierungen der japanischen Wirtschaftsgeschichte. Nach nicht einmal drei Jahren zählt Japan Airlines wieder zu den profitabelsten Fluglinien der Welt. Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2012/2013 (31. März), das Ende Juni schloss, verdoppelte sich der Gewinn verglichen mit dem Vorjahreszeitraum auf
26,9 Milliarden Yen. Im laufenden Geschäftsjahr will JAL einen Gewinn von 130 Milliarden Yen einfliegen.

Comeback gefeiert und kritisiert

Gelohnt hat sich die Sanierung auch für die japanische Regierung, die bislang indirekt Besitzer der Fluglinie war: Mit der Rückkehr von JAL auf das Börsenparkett kann sie mit fast dem Doppelten rechnen, was sie an Steuergeldern (350 Milliarden Yen) in die Sanierung des Unternehmens gesteckt hatte.

Doch das beeindruckende Comeback von JAL zieht auch Kritik nach sich. Der heimische Konkurrent All Nippon Airways (ANA) beklagt, dass JAL im Zuge der staatlichen Sanierung unfaire Vorteile erlangt habe. Zum Beispiel wurden JAL Schulden von mehr als 500 Milliarden Yen erlassen und Steuervergünstigungen zuteil. Das habe den Wettbewerb in der hart umkämpften Branche verzerrt, beklagt auch die japanische Opposition.

ANA verlangt deshalb laut Medienberichten, dass JAL keine weiteren der höchst profitablen Inlandsslots auf Tokios Flughafen Haneda bekommen sollte, die im kommenden März um 25 pro Tag aufgestockt werden. Manche konservative Politiker fordern gar, dass JAL wieder unprofitable Standorte anfliegt. Genau das aber, so fürchten Branchenexperten, würde wieder zu politischem Einfluss führen, der ja gerade für JALs Pleite verantwortlich gewesen war.

Gesundungsprozess erst am Anfang

JALs mittelfristige Managementplanung sieht unter anderem den Kauf von 29 Boeing 787 Dreamliner-Maschinen bis Ende 2016 und die Aufstockung der internationalen Transportkapazitäten um 25 Prozent vor. Zugleich sollen die Inlandskapazitäten um drei Prozent gesenkt werden. Dass das internationale Flugstreckennetz ausgeweitet und Geschäftsleute aus asiatischen Boomländern als Kunden gewonnen werden sollen, sehen Experten als Schritt in die richtige Richtung.

Jetzt müsse geschaut werden, ob JAL das Krisenbewusstsein, das die Linie während ihrer Sanierungsprozesses angetrieben hatte, beibehalte. Denn der Konkurrenzkampf werde durch den Markteintritt neuer Billig-Linien immer härter. Die Rückkehr auf das Börsenparkett sei daher nicht der Abschluss des Gesundungsprozesses bei JAL, sondern erst der Anfang.