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Jane Goodall, Verhaltens- und Primatenforscherin

9. Dezember 2015

"Wie kann es sein, dass die intelligentesten Wesen dieses Planeten ihre einzige Heimat zerstören? Was ist da nur passiert?"

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Australien Großbritannien Affenforscherin Jane Goodall in Sydney
Bild: picture-alliance/dpa/D. Lewis

Sie geht ein wenig gebeugt, sie spricht leise: Ja, auch an Jane Goodall geht die Zeit nicht spurlos vorbei. 81 Jahre alt ist die berühmteste Primatenforscherin der Welt inzwischen. Aber das hält sie nicht davon ab, weiterzukämpfen. 300 Tage im Jahr reist sie um die Welt, einen 13-Stunden-Tag hat sie heute vor sich. Gleich bei mehreren Veranstaltungen tritt sie beim Pariser Klimagipfel auf, denn der Kampf für das Klima ist auch ein Kampf für „ihre“ Affen – und umgekehrt. In 20 Minuten wird sie auf der Bühne stehen. Ob sie trotzdem Zeit für einige Fragen hat? Sie nickt, lächelt, ihre Lachfalten werden noch tiefer.

Jane Goodall 1965
Bild: picture alliance/CBS/Landov

Zu ihrem ersten Geburtstag bekam sie ein Kuscheltier geschenkt, das symbolisch für ihren Lebensweg werden sollte: einen Schimpansen. Während ihrer Kindheit in Südengland konnte sie von Afrika und wilden Tieren nur träumen. Durch Beharrlichkeit und etwas Glück wurde Anfang der 60er Jahren - da war sie Mitte Zwanzig - ihr Traum aber Wirklichkeit: Ein bekannter Anthropologe schickte sie in den Gombe-Nationalpark in Tansania, um Schimpansen zu erforschen. Aber sie tat mehr: Sie schloss Freundschaft mit ihnen. Während der Jahrzehnte, die sie in den Wäldern Afrikas verbrachte, revolutionierte sie unser Wissen über unsere nächsten Verwandten.

Wieso ist sie nun auf dem Klimagipfel? Letztendlich, so sagt sie, hängen Affen, Wälder und das Klima ja zusammen: Affen brauchen den Wald als Lebensraum, und das Weltklima braucht ihn als CO2-Speicher, schließlich sind Wälder Lunge und Kühlungssystem des Planeten. Was sie sich vom Gipfel erhofft? "Die Hoffnung ist, dass durch die Medien und die öffentliche Aufmerksamkeit genügend Leute in der Welt sagen werden: 'Hey, Leute, wir müssen wirklich etwas unternehmen. Wir können nicht zulassen, dass die Menschheit den Planeten zerstört."

Dass die Menschheit ihren eigenen Planeten zerstört - das schockiert sie. "Wie kann es sein, dass die intelligentesten Wesen, die jemals auf diesem Planeten herumgelaufen sind, ihre einzige Heimat zerstören? Was ist da passiert?" Ihre eigene Erklärung dafür: Es fehle manchmal die nötige Verbindung zwischen einem klugen Gehirn und einem Herz voller Liebe und Mitgefühl. "Ich glaube wirklich, dass wir unser volles menschliches Potential nur dann ausschöpfen, wenn Hirn und Herz in Harmonie zusammenarbeiten." Es ist eine Strategie, mit der sie schon einmal Erfolg hatte: Bei ihren Forschungen wurde ihr zunächst von anderen Wissenschaftlern vorgeworfen, zu emotional, zu wenig objektiv vorzugehen, weil sie persönliche Bindungen zu den Schimpansen aufbaute - doch später gaben ihr ihre Ergebnisse recht.

Im Theater „Mogador“ jubelt das Publikum, als der Moderator des Abends, Schauspieler und Hollywood-Superstar Alec Baldwin, Jane Goodall ankündigt. Dabei hätte er gar nicht sagen müssen, wer da neben ihm steht: Strahlend blaue Augen, grauer Pferdeschwanz, Lachfalten - das Publikum hätte sie auch so erkannt. Goodall spricht sanft, aber eindringlich: "Das größte Hindernis, das wir überwinden müssen, ist die Korruption. Es ist diese entsetzliche Allianz zwischen der Politik, großen Unternehmen und manchen Personen. Ich glaube, wir benötigen öffentlichen Druck. Politiker wollen wiedergewählt werden, und wenn alle Menschen einen Wandel wollen, dann werden die Politiker auch das richtige tun." Wir sollten bei unseren Entscheidungen nicht das nächste Aktionärstreffen im Blick haben, sondern die zukünftigen Generationen. "Alle Entscheidungen, die wir treffen, müssen wir auf der Grundlage dessen treffen, wie sie unsere zukünftigen Generationen beeinflussen. Und wir müssen aufhören, Geld als unseren Gott anzusehen."