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"Als sei es erst gestern passiert"

11. März 2015

Mehr als 15.000 Menschen starben bei der japanischen Katastrophe vom 11. März 2011. An eine irgendwie geartete "Normalität" kann auch vier Jahre danach nicht im Traum gedacht werden.

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Japans Kaiser Akihito und Kaiserin Michiko bei der Gedenkfeier in Tokio (Foto: Reuters/T. Hanai)
Bild: Reuters/T. Hanai

Japan gedenkt der Opfer der Erdbeben-, Tsunami- und Atomkatastrophe vor vier Jahren. Seit dem Morgen beteten Bewohner in den von der mörderischen Flutwelle heimgesuchten Region im Nordosten des Landes für die mehr als 15.000 Toten.

Im Atomkraftwerk Fukushima war es kurz nach dem Beben zu Kernschmelzen gekommen. "Es kommt mir so vor, als sei die Katastrophe erst gestern passiert", sagte eine Angestellte in der mit am schwersten betroffenen Provinz Miyagi zu Journalisten. Um 14.46 Uhr Ortszeit - dem Zeitpunkt, an dem am 11. März 2011 ein schweres Erdbeben den Nordosten Japans heimsuchte - gedachten auch Kaiser Akihito und Kaiserin Michiko mit einer Schweigeminute in Tokio der Opfer (Artikelbild). Die Menschen in den Katastrophengebieten, aber auch Firmenbelegschaften und Schulklassen taten es ihm gleich. In Japans Hauptstadt stoppten kurzzeitig die U-Bahnen, die Flaggen wehten auf Halbmast.

Zehntausende weiter in Behelfsunterkünften

Auch vier Jahre nach der Katastrophe geht der Wiederaufbau der Region nur schleppend voran. Zehntausende hausen weiter in Container-ähnlichen Behelfsunterkünften. Ein Grund ist der Mangel an Bauarbeitern. Zudem sind die Kosten für Baumaterialien gestiegen. Auch Kaiser Akihito erinnerte bei der Zeremonie in Tokio an das andauernde Leid der Evakuierten: "Mein Herz schmerzt beim Gedanken daran, dass so viele Menschen noch nicht wissen, wann sie in ihre Häuser zurückgehen können." Er sei insbesondere über die Gesundheit der Älteren besorgt, so der 81 Jahre alte Monarch.

Hinzu kommt noch eine Debatte über den von der Tokioter Regierung geplanten Bau riesiger Betonbollwerke entlang der Küste zum Schutz vor künftigen Tsunamis. Gegner bezweifeln den Sinn solcher Betonmauern und werfen der Regierung vor, damit vor allem der im Wahlkampf wichtigen Bauwirtschaft lukrative Aufträge zukommen lassen zu wollen.

Tanks, in denen das radioaktiv verseuchte Wasser von Fukushima aufbewahrt wird (Foto: Reuters)
In diesen Tanks wird das radioaktiv verseuchte Wasser von Fukushima aufbewahrtBild: Reuters

Noch Jahrzehnte bis zum Ende von Fukushima

Doch es gibt auch Hoffnungsschimmer: Erst Mitte vergangenen Monats bescheinigte die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) Japan "erhebliche Fortschritte" bei der Stilllegung von Fukushima. Die Lage auf dem Gelände des Kernkraftwerks habe sich verbessert, in vielen Bereichen habe die radioaktive Verseuchung durch die andauernden Säuberungsarbeiten abgenommen, erklärte die UN-Behörde. Als "Meilenstein" bezeichnete sie die erfolgreiche Bergung aller abgebrannten Kernbrennstäbe aus einem Abklingbecken des vierten Reaktorblocks und lobte die Bemühungen zur Aufbereitung radioaktiven Wassers.

Seit dem verheerenden Erdbeben kämpft der Betreiber Tepco mit der geplanten Säuberung von tausenden Tonnen kontaminierten Wassers, die zur Kühlung eingesetzt worden waren. Zudem gibt es stetig einsickerndes Grundwasser, hochradioaktives Material muss sicher entsorgt werden. Bis das Atomkraftwerk endgültig stillgelegt werden kann, dauert es nach Experteneinschätzung noch mindestens drei bis vier Jahrzehnte.

sti/cr (afp, dpa, rtr)