1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Abe in der Klinik

13. September 2007

Der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe ist nach seiner Rücktrittserklärung wegen körperlicher Erschöpfung ins Krankenhaus eingewiesen worden. Unterdessen bringen sich drei mögliche Nachfolger in Stellung.

https://p.dw.com/p/BfXq
Shinzo Abe auf dem Weg in die Klinik, Quelle: AP
Shinzo Abe (l.) auf dem Weg in die KlinikBild: AP/Mainichi Shimbun, Satoru Ishii
Shinzo Abe, Quelle: AP
Shinzo AbeBild: AP

Nach dem Rücktritt des japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe will die regierende LDP am 23. September über seine Nachfolge entscheiden. Dies beschloss die Führung der Liberaldemokratischen Partei (LDP) am Donnerstag (13.09.2007) in Tokio. Der Chef der stärksten Regierungspartei ist in Japan traditionell auch der Ministerpräsident.

"Mentaler Stress"

Der behandelnde Arzt Toshifumi Hibi (r.), Quelle: AP
Der behandelnde Arzt Toshifumi Hibi (r.)Bild: AP

Abe wurde derweil wegen Erschöpfung und mit Magenproblemen ins Krankenhaus gebracht. Der 52-Jährige müsse wegen Magen- und Darmproblemen mindestens drei bis vier Tage in der Klinik bleiben. Ursache sei "mentaler Stress", sagte der Arzt Toshifumi Hibi vor Journalisten. Abe habe Flüssigkeitsinfusionen bekommen und sei in der vergangenen Woche drei Mal von seinem behandelnden Arzt besucht worden.

Die Symptome seien bereits vor einem Monat aufgetreten, sein Zustand habe sich in den vergangenen Tagen aber rapide verschlechtert, so Hibi weiter. Abe hatte bei seiner Rücktrittserklärung nicht auf seinen Gesundheitszustand verwiesen. Sein Sprecher legte anschließend jedoch nahe, die Entscheidung sei teilweise auf gesundheitliche Probleme zurückzuführen.

Nukaga, Fukuda, Aso

Außenminister Taro Aso, Quelle: AP
Außenminister Taro AsoBild: AP

Finanzminister Fukushiro Nukaga kündigte an, sich für das Amt des Parteichefs bewerben zu wollen. Er wolle "die Schlacht anführen" und "für ein neues Japan kämpfen", sagte der frühere Journalist. Der 63-Jährige war bereits zwei Mal Chef der Verteidigungsagentur, die in diesem Jahr zum Verteidigungsministerium aufgewertet wurde. Laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Jiji Press will sich auch der ehemalige erste Kabinettssekretär Yasuo Fukuda bewerben. Der 71-Jährige ist der älteste Sohn des früheren Ministerpräsidenten Takeo Fukuda.

Finanzminister Fukushiro Nukaga, Quelle: AP
Finanzminister Fukushiro NukagaBild: AP

Beobachter schreiben Ex-Außenminister Taro Aso die größten Chancen zu. Der 66-jährige LDP-Generalsekretär hatte sich bereits mehrfach um das Amt beworben. Er wird wie Abe dem nationalistischen Flügel zugerechnet, der insbesondere gegenüber Nordkorea und China eine harte Linie vertritt. Abes Vorgänger, Junichiro Koizumi, schloss dagegen eine Kandidatur aus.

Kritik am Rücktritt

Die LDP steht nach einer Reihe von Skandalen und damit einhergehenden Ministerrücktritten derzeit denkbar schlecht in den Meinungsumfragen da. Seit den Teilwahlen vom 29. Juli verfügt sie nicht mehr über die Mehrheit im Oberhaus und sieht sich Blockadedrohungen der Opposition ausgesetzt.

Der ehemalige erste Kabinettssekretär Yasuo Fukuda, Quelle: AP
Der ehemalige erste Kabinettssekretär Yasuo FukudaBild: AP

Die japanische Presse kritisierte Abes Rücktrittsentscheidung am Donnerstag als "unverantwortlich". Schließlich habe er zwei Tage zuvor im Parlament einen Rücktritt noch abgelehnt. "Warum ist er nicht schon nach der schweren Niederlage der LDP bei der Oberhauswahl (vor sechs Wochen) zurückgetreten", fragte etwa die Zeitung "Mainichi Shimbun". Seither habe Abe nichts unternommen. Daher sei es "unverantwortlich, die Macht jetzt einfach hinzuschmeißen".

In seiner jeweils donnerstags veröffentlichten Internet-Botschaft wies Abe die Vorwürfe zurück und rechtfertigte sein Vorgehen. "Ich bin zu der Ansicht gelangt, dass mein Rücktritt das Beste für die Nation und das Volk ist." (stu)