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Japans Währungshüter hilflos

1. November 2016

Die Japanische Notenbank kommt bei dem Versuch, ihre Inflationspolitik durchzusetzen, nicht voran. Frühestens 2018 sei eine Zielmarke von zwei Prozent für die Inflation zu erreichen, heißt es jetzt in Tokio.

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Japan Bank of Japan BOJ in Tokyo
Bild: imago/Xinhua/K. Seki

Was die Notenbanker im Anschluss an eine zweitägige Sitzung der japanischen Währungshüter am Dienstag bekannt gaben, klang wie eine Niederlage. Trotz der extrem lockeren Geldpolitik werde sich die Teuerung in Japan wahrscheinlich gar erst Anfang 2019 der angepeilten Marke von zwei Prozent nähern. Eigentlich sollten die Preise für Konsumgüter ohne frische Lebensmittel bereits Anfang 2017 wieder um rund zwei Prozent zulegen.

Zuletzt lag die Teuerung in Japan bei null Prozent beziehungsweise die Preise gingen größtenteils sogar zurück. Passiert das auf breiter Front, sprechen Ökonomen von Deflation. Das birgt zum Beispiel die Gefahr, dass Verbraucher und Investoren Kaufentscheidungen aufschieben und damit die Wirtschaft weiter lähmen.

Die Geldschleusen will Japans Zentralbank vorerst nicht noch weiter öffnen. Der Strafzins für einige Einlagen von Finanzinstituten bleibt bei minus 0,1 Prozent. Er soll helfen, mehr Kredite auszureichen und so ebenfalls für Preisauftrieb sorgen. Die Währungshüter bekräftigten ihr Programm zum Ankauf von Anleihen und Wertpapieren von jährlich 80 Billionen Yen (umgerechnet rund 710 Milliarden Euro).

Japan Shinzo Abe PK nach den Wahlen
Japans Regierungschef Shinzo AbeBild: Reuters/T. Hanai

Abe verfehlt seine Ziele

Die Entscheidung der Notenbanker in Sachen Inflation kommt einem Schlag für die Politik von Regierungschef Shinzo Abe gleich. Er hatte schon 2012 als Ziel ausgegeben, die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt werde die Deflationsspirale bald durchbrechen. Das sollte ursprünglich spätestens im Jahr 2017 geschehen. Mit ihrem neuen Inflationsziel peilt die Bank von Japan nun die Zeit nach dem Ausscheiden von Notenbankchef Haruhiko Kuroda an. Seine Amtszeit endet im April 2018.

Im September waren die Verbraucherpreise in Japan den siebten Monat in Folge gefallen. Der Rückgang betrug 0,5 Prozent aufs Jahr berechnet. Die Regierung machte die weltweit niedrigen Energiepreise und den schleppenden Konsum der Japaner dafür verantwortlich. "Was wir hier sehen, hat in keiner Weise mit dem zu tun, was die Notenbank prognostiziert hat", sagte Tsuyoshi Ueno, Volkswirt bei NLI Research in Tokio zu der Entscheidung der Bank von Japan. Marcel Thieliant von Capital Economics in Tokio vermutet, in der Politik wachse die Sorge wegen der Preisentwicklung: "Wir erwarten nun in den kommenden Monaten weitere Anreize."

ar/hg (rtr, dpa, afp)