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Jean-Paul Belmondo wird 85

Silke Wünsch
8. April 2018

Der Schauspieler Jean-Paul Belmondo war eine Ikone des Kinos der Nouvelle Vague. Er drehte mit den größten französischen Regisseuren. Später wurde er zu einem der beliebtesten Actionstars im europäischen Kino.

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Jean-Paul Belmondo französischer Schauspieler
Belmondo bei den Lumière Awards im Februar 2018 in ParisBild: picture-alliance/AP Images/F. Mori

"Du bist wirklich zum Kotzen." Mit diesem Satz hat sich der Schauspieler Jean-Paul Belmondo ein frühes Denkmal gesetzt. Er sagt ihn am Ende eines Films, in dem er den Kleinganoven Michel Poiccard spielt - einen Lebemann, der dummerweise einen Polizisten ermordet und von seiner Freundin verraten wird.

"Außer Atem" war nicht Belmondos erster Film. Aber mit ihm gelang dem erst 26-jährigen Schauspieler der Durchbruch. Er verkörperte für die jungen Franzosen den Revoluzzer und Freigeist, den rebellischen Außenseiter, der so gut wie keine Regeln akzeptiert. Damit wurde er auch eine zentrale Figur in den französischen "Nouvelle Vague"-Filmen der späten 1950er-Jahre. Dies war ein Kino, das unkonventionell, unabhängig und unvorhersehbar war - die Regisseure trauten sich an Neues heran, schafften durch Schnitt- und Kameratechniken ganz neue Ästhetiken. Wichtige Vertreter waren unter anderem Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Claude Chabrol. Sie alle hatten Jean-Paul Belmondo vor der Kamera.

Belmondo, der Workaholic

Jean-Paul Belmondo in Angst über der Stadt.
Szene aus "Angst über der Stadt"Bild: picture alliance/KPA

Ein Blick auf Belmondos Filmografie zeigt: Der Mann muss ein Workaholic gewesen sein. Von seinen gut 80 Filmen drehte er die Hälfte in den 1960er-Jahren. Er konnte sich in verschiedenen Rollen profilieren. Er spielte zwar vorzugsweise in Gaunerfilmen, glänzte aber auch im Melodram. An seiner Seite die größten Stars, von Romy Schneider bis Alain Delon.

Ab den frühen 1970er-Jahren drehte Belmondo auch verstärkt Thriller und Polizeifilme und hatte damit seine Lieblingsrolle. Sein international erfolgreichster Film war der Agententhriller "Der Profi". Die Musik dazu hatte Ennio Morricone komponiert, der Titelsong ist weltberühmt.

Belmondo war sein eigener Stuntman

Bei den zahlreichen spektakulären und gefährlichen Szenen brauchte er kein Double. Die Stunts machte er selbst. In den 80ern machte er weniger Filme, spielte dafür vermehrt am Theater und kehrte damit auch zu seinen schauspielerischen Wurzeln, dem klassischen Theater, zurück. Er gehört bis heute zu den beliebtesten Schauspielern Frankreichs; seine Landsleute gaben ihm den Spitznamen "Bébel". Große Sorge um seinen Gesundheitszustand kam Mitte des Jahres 2001 auf, als Belmondo mit einem Schlaganfall in ein Pariser Krankenhaus eingeliefert wurde. Er musste mühsam das Sprechen und Gehen wieder erlernen. Doch sobald es ging, stand er wieder auf der Bühne.

Alain Delon und Jean-Paul Belmondo im Film "Borsalino".
Dreamteam: Alain Delon und Belmondo in "Borsalino"Bild: Imago/AD

2009 folgte sein bislang letzter Film, "Ein Mann und sein Hund". Der fiel beim Publikum und bei den Kritikern durch. Belmondo entschuldigte sich später dafür, allerdings habe ihm der Film dabei geholfen, die Folgen seines Schlaganfalls zu überwinden. 2010 wurde Belmondo durch die Los Angeles Film Critics Association für sein Lebenswerk geehrt, ein Jahr später erhielt er dafür in Cannes die Goldene Palme. Auch Venedig ehrte den Schauspieler 2016 mit einem Goldenen Löwen, und in Paris erhielt er 2017 den César.

Belmondos Schaffen liest sich fast wie eine Zusammenfassung der französischen Filmgeschichte, und auch wenn er lange keine Kinofilme mehr gedreht hat und eher ein ruhiges Leben bevorzugt, wird Belmondo in seinem Heimatland noch immer wie ein Superstar gefeiert. Auf die Frage, was man ihm am besten wünschen sollte, hatte er schon an seinem 80. Geburtstag vor fünf Jahren geantwortet: "Das Leben, das Leben, das Leben, das Leben."