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Jeder Designer ist ein Exot

11. Dezember 2010

Die Sprache der Bilder ist international; trotzdem können Gestalter aus aller Welt noch viel voneinander lernen. Das zeigte sich beim ersten Würzburger Designerfest.

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Ein Stein mit Klangwellen - das Logo des 1. Voco-Designfests in Würzburg (Foto: Eva Maria Marquart)
Voco-Designfest: das LogoBild: Voco-Designfest

Ganz still ist es im Hörsaal, als vorne auf der Leinwand ein Stein ins Wasser fällt. Im Filmclip breiten sich Wellen gemeinsam mit den Klangwellen der Hintergrundmusik aus. Kreise ziehen soll auch das erste Voco-Designfest, das rund 300 internationale Designer und Design-Studenten Anfang Dezember nach Würzburg gelockt hat.

Eine Stimme, die Kulturen verbindet

Die Organisatoren des Festivals: Magdalena Leupold und Sebastian Muth (Foto: Waldemar Salesski)
Magdalena Leupold und Sebastian MuthBild: W.Salesski

Voco ist das Wort für Stimme in der Plansprache Esperanto. Eine Stimme, die Kulturen verbinden soll, sagt Organisator Sebastian Muth: "Die Idee war, eine Plattform für Leute aus unterschiedlichen Kulturkreisen zu schaffen, um den Studenten in Würzburg einen Austausch zwischen den verschiedenen Kulturen zu ermöglichen."

Muth studiert an der Fachhochschule Würzburg Kommunikationsdesign. Zusammen mit seiner Kommilitonin Magdalena Leupold organisierte er das Festival im Rahmen ihrer Bachelor-Arbeit. Den Anstoß gaben Auslandsaufenthalte in Taiwan, Frankreich und Italien. "Dort haben wir gemerkt, dass die Leute ganz anders mit Design und Gestaltung umgehen", sagt Muth.

Schatzkästchen östlicher Gestaltung

Reza Abedini bei seinem Vortrag über arabische Schriftzeichen (Foto: Yasemin Ikibas)
Reza AbediniBild: Yasemin Ikibas

Etwa im Iran: In seinem Vortrag öffnete der iranische Designer Reza Abedini das Schatzkästchen östlicher Gestaltungstraditionen. Arabische Schriftzeichen schlängeln sich über die Leinwand, formen verschiedene Figuren, türmen sich etwa zum Gewand einer Frau auf oder sprießen aus einem Buch. Abedini verbindet westliches Grafikdesign mit östlichen Traditionen.

Der Designer bedauert jedoch, dass sich seine westlichen Kollegen teilweise arabische Gestaltungselemente nur imitieren: "Diese Arbeiten sind oft sehr oberflächlich, weil die Grafikdesigner nicht genug über die Symbole oder die Schrift wissen." Die östlichen Designer seien im Gegensatz dazu mit den Entwicklungen im Westen vertraut. Die Zusammenarbeit mit westlichen Gestaltern findet Abedini sehr wichtig: "Wir versuchen harmonisch zusammenzuarbeiten und gleichzeitig unsere eigene Identität zu behalten." Er setzt dabei auf die Sprache der Bilder, die überall auf der Welt verstanden wird.

Design als universelle Formensprache

Arbeitet am Design: Student im Workshop (Foto: Waldemar Salesski)
DesignbastlerBild: Waldemar Salesski

Eine solche Form der Verständigung ist auch die ursprüngliche Idee von Design, meint der Kunsttheoretiker Christian Bauer: "Design ist als eine Bewegung einer universellen Formensprache entstanden." Bauer sieht jedoch die Freiheit der Gestalter und des internationalen Dialogs in Gefahr, wenn Designer nur auf ihren kulturellen Hintergrund reduziert und in die Rolle des Exoten gedrängt werden.

Bei den Besuchern des Festivals kommt der Begriff "Exot" jedoch nicht so schlecht weg. "Ich denke, dass jeder Designer ein Exot ist", meint etwa der Design-Student Lewin - auch wenn er nicht aus China oder dem Iran angereist ist, sondern aus Stuttgart. "Wir müssen Exoten sein, um auf uns aufmerksam zu machen und um einen Namen zu bekommen."

Autorin: Eva Maria Marquart
Redaktion: Klaus Gehrke