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Im Schatten der Gewalt

30. Juli 2007

Der Irak steht nach Einschätzung von Hilfsorganisationen vor einer humanitären Katastrophe. Es fehlt an Nahrung, Unterkunft, Wasser, medizinischer Versorgung, Bildung und Arbeit.

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Ein bei einem Anschlag verletztes Kind in einem Bagdader Krankenhaus, Quelle: AP
Ein bei einem Anschlag verletztes Kind in einem Bagdader Krankenhaus (Archivbild)Bild: picture alliance / dpa
US-Soldaten mit Kindern in Bakuba (2005), Quelle: AP
US-Soldaten mit Kindern in Bakuba (2005)Bild: AP

Im Schatten der täglichen Gewalt droht im Irak eine humanitäre Katastrophe. Acht Millionen Menschen in dem Bürgerkriegsland benötigten dringend Nahrungsmittel, Medikamente und Unterkunft, berichtete die Hilfsorganisation Oxfam am Montag (30.7.) in Amman. Hauptleidtragende seien die Kinder, von denen fast ein Drittel unterernährt seien. Oxfam und andere Nicht-Regierungsorganisationen forderten bei der Vorstellung des Berichtes die irakische Regierung und Geberländer auf, den "täglichen Überlebenskampf" der Menschen im Irak mehr zu unterstützen.

Kinder am stärksten betroffen

Vier Millionen Menschen bekämen nicht regelmäßig etwas zu essen, kritisiert Oxfam. "Die Kinder sind davon am meisten betroffen", heißt es in dem Bericht. Während vor dem Einmarsch der USA 2003 noch 19 Prozent der Kinder unterernährt waren, seien es heute schon 28 Prozent. Die Menschen im Irak bräuchten Nahrung, Unterkunft, Wasser, medizinische Versorgung, Bildung und Arbeit. Rund 70 Prozent der rund 26,5 Millionen Iraker sind demnach von der Wasserversorgung abgeschnitten - vor der Invasion im Jahr 2003 waren es 50 Prozent. Nur jeder fünfte habe Zugang zu sanitären Einrichtungen.

"Die irakische Regierung, die UN und die internationale Gemeinschaft könnten trotz der schrecklichen Gewalt mehr für die Bedürfnisse der Menschen tun", sagte Jeremy Hobbs, Direktor von Oxfam International. "Die grundlegenden Dinge wurden von Jahren des Krieges und der Sanktionen zerstört." Es sei unter anderem nötig, dass die Spenden richtig eingesetzt werden.

Zwei Millionen Flüchtlinge

Die Probleme würden durch massive Flüchtlingsbewegungen verschärft. Zwei Millionen Menschen seien innerhalb des Landes aus ihrer Heimat geflüchtet, mehr als zwei Millionen flohen in Nachbarländer. Die Gewalt in dem Land verdecke die "humanitäre Krise", die sich seit der Invasion des Landes im Jahr 2003 verschärft habe.

Auch durch die Abwanderung von Fachleuten drohe die Versorgungsnot sich zu verschärfen. "Tausende Menschen, medizinisches Personal, Lehrer und Wasseringenieure mussten das Land verlassen", heißt es in dem 45 Seiten umfassenden Bericht. Im Jahr 2006 seien schätzungsweise 40 Prozent aller Führungskräfte aus dem Irak geflohen. "Wenn die grundlegendsten Bedürfnisse vernachlässigt werden, droht das Land weiter destabilisiert zu werden", warnt Oxfam. Bei der Erstellung des Berichts arbeitete die Organisation mit 80 internationalen NGOs und 200 irakischen Hilfsgruppen zusammen, die sich nach dem Einmarsch 2003 zu einem Koordinationskomitee zusammengeschlossen hatten.

Die syrische Regierung warf den USA unterdessen vor, sie leisteten zu wenig Hilfe für irakische Flüchtlinge in Syrien. Gesundheitsminister Maher Hussami sagte am Montag zum Auftakt einer zweitägigen Konferenz der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Damaskus, "das Land, das den Irak besetzt und das hinter der schwierigen Situation steckt, trägt nicht dazu bei, Abhilfe zu schaffen". Von rund 2,2 Millionen irakischen Flüchtlingen halten sich 1,4 Millionen in Syrien auf, 750.000 gingen nach Jordanien. (stu)