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Neue Medikamente oft unnütz

4. Januar 2017

Neue Arzneimittel können von den Herstellerfirmen teuer verkauft werden - unabhängig von ihrer Wirksamkeit. Eine Erhebung der Krankenkassen zeigt: Die Medikament haben oft keinen zusätzlichen Nutzen.

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Arzneimittel
Bild: picture-alliance/dpa/D. Reinhardt

Jedes dritte neu auf den Markt gebrachte Medikament hat keinen zusätzlichen Nutzen für den Patienten. Das geht laut Funke Mediengruppe aus einem Bericht der Krankenkassen hervor. Krankenkassen und Pharmahersteller haben seit 2012 Preisverhandlungen für 129 neue Arzneimittel geführt, wobei 41 Präparate keinen Vorteil im Vergleich zu bekannten Therapien hatten. Die Krankenkassen klagen über die hohen Kosten dieser, ihrer Einschätzung nach, überflüssigen Medikamente.

Trotz Arzneimittelreform kaum Geld gespart

Die 2011 eingeführte Arzneimittelneuordnung (AMNOG) sollte den Kassen eine Ersparnis von bis zu zwei Milliarden Euro jährlich bringen. Laut der Verordnung müssen Pharmahersteller den Zusatznutzen eines neuen Produktes erst nachweisen, bevor Preisverhandlungen zwischen den Herstellern und dem Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) stattfinden können. So sollten die Ausgaben für Medikamente begrenzt werden. Der ausgehandelte Preis für ein neues Produkt gilt allerdings erst, wenn es bereits ein Jahr auf dem Markt ist. Bis dahin bestimmt der Hersteller die Kosten

So konnten fünf Jahre nach der Arzneimittelreform erst 2,5 Milliarden Euro eingespart werden - zu wenig, finden die Kassen. Sie fordern deshalb, dass der ausgehandelte Preis bereits vom ersten Tag der Zulassung an gelten soll. Außerdem sollten Ärzte schneller und detaillierter Informationen über den Nutzen neu eingeführter Medikamente bekommen. Dies könne alle zwei Wochen über ein Update der Praxissoftware geschehen.

Krankenkassen gegen Pharmaindustrie

Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) warf dem GVK-Spitzenverband Polemik vor und nennt die Studie "irreführend und falsch". Arzneimittel, die mit "ohne Zusatznutzen" bewertet wurden, seien im Vergleich zu bestehenden Therapien mindestens gleichwertig. Sie hätten also einen Nutzen und seien für manche Patienten eine notwendige Alternative.

Bundesgesundheitsminister Herrmann Gröhe will nun die Reform reformieren: Künftig soll für ein Medikament, das eine Umsatzschwelle von 250 Millionen Euro überschreitet, der ausgehandelte, niedrigere Betrag rückwirkend gelten. Der Vorstandschef der Krankenkasse DAK-Gesundheit, Andreas Storm, hält diese Umsatzschwelle für viel zu hoch. 2015 seien nur drei Medikamente davon betroffen gewesen.

jv/sc (dpa, afp)