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Schluss mit lustig

Rolf Wenkel24. November 2008

Deutschlands Unternehmen blicken angesichts der Finanzmarktkrise pessimistisch auf das Jahr 2009. Konsum, Export und Investitionen kommen ins Stottern, ergab eine Befragung von mehr als 1800 Unternehmen.

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Ortsschild Rezession Symbolbild
IW-Konjunkturumfrage: Jede dritte Firma erwartet ProduktionsminusBild: picture-alliance / chromorange
"Jetzt ist erst mal Schluss mit lustig", schreibt das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in seiner neuesten Konjunkturumfrage. Und IW-Direktor Michael Hüther ergänzte bei der Vorstellung der Umfrage in Berlin: "Die weltweite Immobilien- und Finanzkrise schlägt auf die reale Wirtschaft hierzulande durch und hat den im Jahr 2004 begonnenen Aufschwung jäh ausgebremst." Die Einschätzungen der mehr als 1 800 im Oktober und November befragten Unternehmen fallen denn auch recht mau aus – allerdings mit Unterschieden im Detail.

Danach gehen fast 37 Prozent der Firmen von einem Produktionsrückgang im kommenden Jahr aus, während gut 24 Prozent mit besseren Geschäften rechnen. Einen Lichtblick bietet die Investitionsgüterbranche, wo immerhin 28 Prozent einen Output-Zuwachs auf der Rechnung haben.

Exportmotor stottert

Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft
Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen WirtschaftBild: picture-alliance/ dpa

Ein Grund für die vorherrschende Skepsis dürfte der schwächere Außenhandel sein. Nahezu 26 Prozent der deutschen Betriebe erwarten wegen der nachlassenden Weltkonjunktur für 2009 geringere Exporte als im laufenden Jahr, nur 23 Prozent halten eine Zunahme für wahrscheinlich.

Die insgesamt eingetrübten Perspektiven für das Auslandsgeschäft spiegeln sich auch in den Investitionsplänen wider: Für 2009 rechnen 34 Prozent der Unternehmen mit rückläufigen Investitionen in ihrem Betrieb – lediglich 23 Prozent werden voraussichtlich mehr investieren als 2008.

Folgen für den Arbeitsmarkt

In der Folge werden 2009 fast 35 Prozent der Betriebe wohl nicht umhin kommen, die Zahl ihrer Mitarbeiter zu reduzieren. IW-Direktor Michael Hüther: "Der bisherige Aufschwung am Arbeitsmarkt wird spätestens 2009 beendet sein." Aber: Immerhin wollen noch 19 Prozent der befragten Unternehmen ihr Personal aufstocken. Die Zahl der Erwerbstätigen wird nach Hüthers Einschätzung im Jahresschnitt um 230.000 auf unter 40 Millionen zurückgehen. "Die Anzahl der Arbeitslosen steigt jahresdurchschnittlich um 190.000 Personen auf fast 3,5 Millionen an", sagt Hüther voraus.

Prognose gesenkt

Gedrückte Stimmung in der deutschen Wirtschaft
Gedrückte Stimmung in der deutschen WirtschaftBild: AP

Seine Konjunkturprognose senkte das IW erneut leicht ab. Das Bruttoinlandsprodukt werde 2009 um knapp 0,5 Prozent niedriger ausfallen als in diesem Jahr. Insbesondere der Exportmotor könnte nach IW-Einschätzung ins Stottern kommen. Als Hauptproblem sähen die Firmen derzeit die Konsumschwäche. Daher fordert das IW, so Direktor Hüther, "schnell und zügig eine Entlastung bei den Steuern um 25 Milliarden Euro".

Die Angst vor einer weltweiten Rezession hat die Stimmung in der deutschen Wirtschaft auf den schlechtesten Stand seit mehr als 15 Jahren gedrückt. Der Geschäftsklimaindex des Münchener Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung sackte zum sechsten Mal in Folge ab und fiel im November von 90,2 auf 85,5 Punkte. Ihre Aussichten für die kommenden Monate beurteilten die befragten Unternehmen so schlecht wie seit 1973 nicht mehr. "Insgesamt hat sich der konjunkturelle Abschwung verschärft und wird nun auch den Arbeitsmarkt erfassen", sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn in München.