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Trauer um Jelzin

24. April 2007

Nach dem Tod des früheren russischen Präsidenten Boris Jelzin haben Politiker in aller Welt seine Leistungen gewürdigt. Das Begräbnis setzte der Kreml schon für Mittwoch an.

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Boris Jelzin (1999), Quelle: AP
Boris Jelzin (1999)Bild: AP
Wladimir Putin (Archivbild), Quelle: AP
Wladimir Putin (Archivbild)Bild: AP

Russlands Präsident Wladimir Putin hat seinen verstorbenen Amtsvorgänger Boris Jelzin den Gründer einer neuen Demokratie in seinem Land genannt. Dank Jelzin habe eine neue Epoche in Russland begonnen, sagte Putin am Montag (23.4.07). "Das neue demokratische Russland wurde geboren, ein freier Staat, der für die Welt offen ist. Ein Staat, in dem die Macht wirklich dem Volk gehört." Jelzin gehe als erster russischer Präsident in die Geschichte ein.

Nationaler Trauertag

Auf Jelzins Initiative habe Russland eine neue Verfassung bekommen, die den Menschenrechten oberste Priorität einräume, sagte Putin: "Sie gibt den Menschen die Möglichkeit, ihre Gedanken frei zu äußern, die Politiker ihres Landes frei zu wählen und ihre kreativen Wirtschaftsprojekte umzusetzen", sagte Putin. Er sprach Jelzins Witwe Naina telefonisch sein Beileid aus. Jelzin soll nach Kreml-Angaben am Mittwoch auf dem Moskauer Nowodewitschi-Friedhof beigesetzt werden.

Dort sind unter anderem der frühere Partei- und Regierungschef Nikita Chruschtschow und der Komponist Dmitri Schostakowitsch begraben. Jelzin wird neben dem Grab von Raissa Gorbatschowa, der Frau des früheren sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow, beigesetzt. Putin ordnete einen Nationalen Trauertag am Mittwoch an.

Der Leichnam sollte am Dienstagnachmittag in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale aufgebahrt werden, teilte das Präsidialamt mit. Damit solle der Bevölkerung Gelegenheit gegeben werden, Abschied von Jelzin zu nehmen.

"Fundamente der Freiheit"

Auch international würdigten Politiker Jelzin als großen Staatsmann. US-Präsident George W. Bush nannte Jelzin eine "historische Figur". Seine Frau Laura und er seien zutiefst traurig über Jelzins Tod, erklärte Bush. Jelzin habe seinem Land in einer Phase fundamentalen Umbruchs gedient und sich für gute Beziehungen zwischen Russland und den Vereinigten Staaten stark gemacht, betonte Bush. Als russischer Präsident habe er geholfen, "die Fundamente der Freiheit in Russland zu legen".

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hob Jelzins Rolle bei der Annäherung von Ost und West hervor. Die Nachricht vom Tod Jelzins habe den UN-Generalsekretär betrübt, sagte ein Sprecher Bans. "Präsident Jelzin wird für die entscheidende Rolle, die er beim Erreichen politischer und wirtschaftlicher Reformen in Russland gespielt hat, ebenso in Erinnerung bleiben wie für die von ihm geförderte Annäherung von Ost und West", habe Ban gesagt.

"Entscheidende Rolle"

Der britische Premier Tony Blair würdigte Jelzins "entscheidende Rolle in einer äußerst wichtigen Zeit der Geschichte Russlands". Der französische Präsident Jacques Chirac nannte den Verstorbenen einen Mann, "der mit seinem Mut, seiner Hartnäckigkeit und seinem politischen Sinn die Freiheit triumphieren ließ". "Am besten ist er uns in Erinnerung, als er sich gegen den Staatsstreich (1991) stemmte", sagte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso.

Bundeskanzlerin Angela Merkel nannte ihn einen Kämpfer für Demokratie und Freiheit. Merkel hob den Beitrag "zur Entwicklung der Beziehungen unserer beiden Staaten" hervor, der unvergessen bleibe. Altkanzler Helmut Kohl lobte den Verstorbenen als einen "großen Staatsmann" und "treuen Freund der Deutschen". Er nannte Jelzin einen Freund, mit dem er eng und vertrauensvoll zusammengearbeitet habe. Auch Bundespräsident Horst Köhler würdigte Jelzins "Beitrag, den er durch seine mutigen Entscheidungen zur Deutschen Einheit geleistet hat".

Aus Russland kam aber auch Kritik an Jelzin, dessen Regierungszeit vielen Menschen durch Chaos, Armut und Raubtierkapitalismus in Erinnerung geblieben ist. Der Politiker stand von 1991 bis 1999 an der Spitze Russlands. Am Montag war er im Alter von 76 Jahren an Herzversagen gestorben. (stu)