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Jobmaschine Mittelstand

Manuela Kasper-Claridge19. November 2015

Die EU-Kommission hat ihren aktuellen Bericht zur Lage der kleinen und mittleren Unternehmen in Luxemburg veröffentlicht. Und das ist eine Erfolgsstory. Manuela Kasper-Claridge aus Luxembung.

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Bild: Fotolia/jörn buchheim

Selten war die Stimmung so gut wie an diesem regnerischen Luxemburger Tag. Denn die neue Studie der EU Kommissionen zaubert den Mitarbeitern der EU-Kommission und anwesenden Unternehmern trotz des schlechten Wetters ein Lächeln ins Gesicht. Die Zahl der mittelständischen Unternehmen ist europaweit gestiegen und liegt jetzt bei rund 22,3 Millionen. Zum ersten Mal seit sechs Jahren gibt es auch mehr Arbeitsplätze. Der Anstieg liegt immerhin bei 1, 2 Prozent - manch einer spricht da schon von Europas Jobmaschine.

Kristin Schreiber und Costas Andropoulus präsentierten die aktuelle Studie am Donnerstag im Luxemburger Kongresszentrum. Schreiber befasst sich als Direktorin bei der EU-Kommission das ganze Jahr über mit mittelständischen Unternehmen. Sie betont, dass 85 Prozent aller neuen Jobs in Europa in kleineren und mittleren Betrieben geschaffen werden und dass gerade Start-ups jungen Menschen neue Beschäftigungsmöglichkeiten geben. Schreiber: "Start-ups sind besonders innovativ und wachsen in Bereichen, die zukunftsfähig sind, sei es im Gesundheitssektor oder im Servicebereich."

Sie sind wieder da

Costas Andropoulus ergänzt, dass besonders in Deutschland, Österreich, Belgien, Schweden, Großbritannien, aber auch im kleinen Malta und in Luxemburg neue Beschäftigung entstanden ist. Länder wie Griechenland oder Italien seien aber am Ende der Skala. Hier gebe es weniger Beschäftigung als noch vor einem Jahr. Trotzdem ist auch er überzeugt: "Small and Mediums Enterprises are back again - die kleinen und mittleren Unternehmen sind wieder da", wenn sie denn je weg waren.

Die EU-Kommission will diese Unternehmen künftig stärker unterstützen. Bürokratische Hindernisse sollen beseitigt und finanzielle Unterstützung gewährt werden. Wer ein Unternehmen gründen will, soll sich künftig nicht durch ein schier undurchschaubares Dickicht aus unterschiedlichen regionalen Regelungen kämpfen müssen. "Wir müssen sicherstellen, dass wir die Interessen der kleineren und mittleren Unternehmen berücksichtigen", sagt Kristin Schreiber bestimmt.

Bereits zum vierten Mal veranstaltet die EU-Kommission deshalb die sogenannte SME Assembly in Luxemburg. Europäische Jungunternehmer, Verbände und Interessensgruppen sind ins Kongresszentrum gekommen, um eine Art Bestandsaufnahme zu machen. "Was läuft gut und was nicht? Wo muss sich Europa verbessern?" Fragen, die an drei Tagen diskutiert werden.

Flüchtlinge als Unternehmer

Ein Thema, das alle beschäftigt, ist die Flüchtlingsfrage. Adem Kumcu ist Gründungsmitglied von UNITEE, einer Organisation mit Sitz in Brüssel, die sich speziell für die Interessen von Unternehmern mit Migrationshintergrund einsetzt. Er organisiert auf dem Kongress einen Workshop zum Thema Flüchtlinge als Unternehmer.

"Sie sind hoch motiviert, wollen Geld verdienen und unabhängig sein", erklärt er. Seiner Meinung nach ideale Voraussetzungen, um ein kleines Unternehmen zu gründen. Viel Geld sei dafür nicht nötig, denn viele wollten ganz klein anfangen, zum Beispiel im Dienstleistungsbereich. Auch die nötige Erfahrung sei oft da, denn in ihren Heimländern waren zahlreiche Flüchtlinge bereits Kleinunternehmer, erzählt Kumcu.

Aktuelle Zahlen fehlen

Der geborene Türke ist selbst Migrant, gründete zahlreiche Unternehmen und promovierte an der Universität von Amsterdam in Wirtschaftswissenschaften. "Die Sprache, also Niederländisch, habe ich in sechs Monaten bei einem Unternehmen gelernt, bei der Arbeit. Das ist sowieso besser als an der Schule", betont er mit einem Augenzwinkern.

Aktuelle Zahlen darüber, wie viele Flüchtlinge einen unternehmerischen Hintergrund haben, hat er ebenso wenig wie die EU-Kommission. Dass hier Handlungsbedarf besteht, muss auch Costas Andropoulus zugeben. Sein Brüsseler Bereich erhebt jährlich Zahlen zur Situation von kleineren und mittleren Unternehmen. Spätestens im nächsten Jahr will er auch Auskunft über Flüchtlinge als Unternehmer geben können.