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Jordanischer König in Berlin

Bettina Marx24. Juni 2014

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich für eine rasche Umbildung der Regierung in Bagdad ausgesprochen. Vor dem Hintergrund der dramatischen Krise im Irak empfing sie in Berlin den jordanischen König Abdullah.

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Angela Merkel mit Jordaniens König Abdullah II in Berlin
Bild: Getty Images

Beide Politiker zeigten sich tief besorgt über die dramatische Lage im Irak, wo die extremistischen sunnitische Kämpfer von ISIS (Islamischer Staat im Irak und in Syrien) auf Bagdad vorrücken. Wie in Syrien sei auch der Konflikt im Irak nur politisch zu lösen, sagte Merkel zum Auftakt ihres Gesprächs mit dem Gast aus Amman. Dabei sei es wichtig, alle Religionen und Bevölkerungsgruppen einzubinden. Nur so könne der irakische Staat stabilisiert und gegen Fundamentalisten und Extremisten gestärkt werden.

Kämpfer der extremistischen sunnitischen Gruppe ISIS posieren mit Fahnen und Waffen. Foto: ABACAPRESS.COM
Kämpfer der extremistischen Gruppe ISIS haben bereits mehrere Städte im Irakl eingenommenBild: picture-alliance/abaca

Auch Abdullah unterstrich, dass die Integrität des Irak erhalten werden müsse. Gleichzeitig verwies er auf den anhaltenden Bürgerkrieg in Syrien, der für Jordanien eine schwere Belastung darstelle. "Die Krise in Syrien hat gezeigt, dass transnationale Terroristen keine Rücksicht nehmen auf Grenzen", sagte er. Überdies drohten Gefahren, wenn die in den Krisenländern kämpfenden Extremisten und Terroristen in ihre Heimatländer zurückkehrten.

Flüchtlingskatastrophe

Der jordanische König verwies auf die Flüchtlingsproblematik, die sein Land vor gewaltige Herausforderungen stelle. Weltweit sei Jordanien das viertgrößte Aufnahmeland für Flüchtlinge. Seit Ausbruch des Bürgerkriegs im Nachbarland Syrien sind Hunderttausende von dort nach Jordanien geflohen. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR gibt es rund 600.000 registrierte syrische Flüchtlinge im Königreich. Hinzu kommen rund 30.000 Flüchtlinge aus dem Irak, die nach dem amerikanischen Einmarsch und den anschließenden gewaltsamen Auseinandersetzungen in Jordanien Aufnahme gefunden haben und bis heute im Land leben.

Das Flüchtlingslager Azraq in Jordanien. Foto: Robert Neufeld/World Vision
Das Flüchtlingslager Azraq in Jordanien wurde im April eröffnetBild: World Vision/R. Neufeld

Mehr als die Hälfte der rund acht Millionen Einwohner Jordaniens sind überdies die Nachkommen palästinensischer Flüchtlinge, die nach der Staatsgründung Israels im Jahr 1948 in das Haschemitische Königreich kamen. Angesichts der Entwicklungen im Nachbarland Irak muss sich Jordanien vermutlich auf weitere Flüchtlingsströme einstellen. Es erscheine ungerecht, dass sein Land diese Last und Verantwortung alleine tragen müsse, sagte Abdullah. Er hoffe daher, dass die internationale Gemeinschaft Jordanien dabei zur Seite stehe. Sein Land sei eine Insel der Stabilität in einer unruhigen Region.

Merkel würdigte die Leistungen Jordaniens bei der Bewältigung der Flüchtlingskatastrophe und versprach deutsche Unterstützung. "Deutschland selbst hat auch eine Vielzahl syrischer Flüchtlinge aufgenommen. Allerdings ist das wenig im Vergleich zu dem, was die Herausforderungen eines Landes wie Jordanien sind", sagte sie.

Gesprächsthema Nahostkonflikt

Ein weiteres Thema der Unterredung zwischen Merkel und Abdullah war die Lage zwischen Israelis und Palästinensern. Dabei lobte der jordanische König die Anstrengungen des amerikanischen Außenministers John Kerry. Er hoffe, dass es ihm gelingen werde, die beiden Seiten wieder an den Verhandlungstisch zu bringen, sagte er. Mit Blick auf Jerusalem warnte Abdullah die israelische Regierung vor Provokationen durch einseitige Maßnahmen im Umfeld der heiligen Stätten von Christentum und Islam. Die aktuellen Ereignisse in Israel und den besetzten palästinensischen Gebieten kommentierten die beiden Politiker nicht. Vor fast zwei Wochen waren im Westjordanland drei israelische Jugendliche verschwunden. Nach Erkenntnissen der israelischen Behörden wurden sie von palästinensischen Extremisten entführt. Bei gewaltsamen Razzien der israelischen Armee in den besetzten Gebieten kamen seither mehrere Palästinenser ums Leben. Hunderte Hamas-Anhänger und Aktivisten wurden verhaftet.