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Juden besorgt nach Rabbiner-Überfall

1. September 2012

Die jüdische Gemeinde in Deutschland streitet, ob Juden die Kippa aus Sicherheitsgründen besser nicht öffentlich tragen sollten. Innenminister Friedrich verurteilte unterdessen den Angriff auf einen Berliner Rabbiner.

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Kippa-Flashmob Berlin (Foto: dpa)
Bild: picture alliance / dpa

Nach dem Angriff auf einen Berliner Rabbiner haben in Berlin rund 150 Menschen bei einem sogenannten Kippa-Flashmob gegen Antisemitismus demonstriert. Als Zeichen ihrer Solidarität mit dem jüdischen Geistlichen trugen sie die traditionelle jüdische Kopfbedeckung, die Kippa.

Auch mehrere Künstler und Politiker, darunter der Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), Innensenator Frank Henkel (CDU) und Bundestagvize-Präsident Wolfgang Thierse, trugen am Samstag demonstrativ eine Kippa, wie sie auch der Rabbiner getragen hatte, als er überfallen wurde. Für Sonntag ist in Berlin eine weitere Solidaritätskundgebung angekündigt.

Keine Hinweise auf Täter

Der Rabbiner war am vergangenen Dienstagabend im Berliner Stadtteil Schöneberg von mehreren Jugendlichen vor den Augen seiner kleinen Tochter schwer verprügelt worden. Aufgrund seiner Aussagen vermuten die Ermittlungsbehörden arabischstämmige Jugendliche als Täter. Bislang gebe es aber keine weiteren Hinweise, so die Berliner Staatsanwaltschaft.

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) verurteilte den Übergriff: "Solche Taten sind abscheulich, und solche Angriffe auf den Wert der Toleranz dürfen uns und die jüdische Gemeinde nicht einschüchtern."

Streit um Kippa

In der jüdischen Community ist unterdessen eine Diskussion darüber entbrannt, ob Juden die Kippa in der Öffentlichkeit tragen sollten. Der Zentralrat der Juden in Deutschland warnte davor, sich durch den brutalen Überfall einschüchtern zu lassen. "Ich lasse nicht zu, dass wir unser Judentum nur im Hinterzimmer ausleben dürfen", sagte Ratspräsident Dieter Graumann dem "Tagesspiegel". "Ganz im Gegenteil sogar: Wir werden unsere neue, positive jüdische Zukunft in diesem Land weiter voller Leidenschaft aufbauen."

Zuvor hatte allerdings die Jüdische Gemeinde Berlin davor gewarnt, eine Kippa öffentlich zu tragen. "Reinen Herzens kann ich deshalb nicht empfehlen, mit einer Kippa durch Berlin zu laufen", sagte der Gemeindevorsitzende, Gideon Joffe, der "Berliner Morgenpost" (Freitagsausgabe). Ähnlich äußerte sich das Abraham-Geiger-Kolleg in Potsdam. Der Rektor des Rabbinerkollegs, Walter Homolka, erklärte, man rate den Studenten, auf der Straße eine unauffällige Kopfbedeckung zu wählen.

det/wl (dapd, dpa, epd, kna)