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Judo

Uli Petersen

Jemanden mal so richtig schön aufs Kreuz legen und dafür auch noch Jubel, Goldmedaillen und Prämien kassieren. Das schaffen nur die Judokämpfer. Für viele Aktive ist ihr Sport eine richtige Lebenseinstellung.

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Piktogramm für Judo bei den Olympischen Sommerspielen 2008 in Peking, China. Foto: +++(c) Picture-Alliance / ASA+++
Bild: picture-alliance/ dpa

Judo heißt übersetzt aus dem japanischen „Der sanfte Weg“. Und diesen Weg gehen heute Kämpfer in über 150 Ländern der Welt. Judo ist damit die am weitesten verbreitete Kampfsportart auf unserem Planeten. Seit 1964 ist es auch olympische Disziplin.

Der Judosport entstand Ende des 19. Jahrhunderts in Japan aus einer Selbstverteidigungsmethode. Im Wettkampf kämpfen zwei Judoka auf einer Gummimatte maximal fünf Minuten um den Sieg. Entweder gelingt es, den Gegner spektakulär auf den Rücken zu werfen. Oder der Kontrahent gibt schon vorher auf, zum Beispiel wenn er sich nicht mehr aus Würge- oder Haltegriffen befreien kann. Was sich brutal anhört, ist eine der fairsten Sportarten überhaupt. Dieser Meinung ist der deutsche Bundestrainer Frank Wieneke: „Judo hat nichts mit Schlagen und Treten zu tun. Es ist sehr kindgerecht und kann schon in jungen Jahren erlernt werden. Das Training hat einen hohen pädagogischen Wert und es wird eine sehr große Disziplin von den Sportlern gefordert.“

Der deutsche Judoka Ole Bischof (unten, in weiß) unterlag im Finale der Judo-EM in der Klasse bis 81 kg am 15.05.2004 in Bukarest dem Griechen Ilias Nikolaos Iliadis.
"Sanfter" Kampfsport mit spektakulären SzenenBild: AP

Judo ist viel mehr als nur ein Sport

Viele Aktive haben die vermittelten Werte gleich als Lebenseinstellung übernommen. So dient das Trainieren von diversen Angriffs- und Verteidigungstechniken auch der Stärkung von Körper und Geist, so Wieneke, der 1984 in Los Angeles Olympia-Gold gewann: „Andere Sportarten formen die Sportler auch, aber Judo ist ein richtiger kleiner Lebensstil. Das hat was mit den asiatischen Ritualen zu tun und auch mit dem respektvollen Umgang vor dem Gegner. Das alles macht Judo sehr anspruchsvoll.“

Für die Zuschauer in Deutschland ist der Judo-Sport aber leider manchmal zu anspruchsvoll. Bisher hat es der Kampfsport nie über das Image einer Randsportart hinaus geschafft, weiß auch Wieneke: „Das ist immer ein bisschen unser Schicksal. Wir haben eigentlich nur eine Möglichkeit, bei den Olympischen Spielen erfolgreich zu sein und die Öffentlichkeit so auf unseren Sport aufmerksam zu machen.“


Aus Angst vor den Brüdern Judo gelernt

1964 gehörte Judo in Tokio zum ersten Mal zum olympischen Programm und 1992 in Barcelona durften auch die Frauen endlich auf die Matte. Gleich bei dieser Premiere gewann die Türkin Hulya Senyurt mit Bronze die erste olympische Medaille überhaupt für ihr Land. Erfolgreichster Olympia-Judoka der Geschichte ist der Japaner Tadahiro Nomura mit drei Olympiasiegen 1996, 2000 und 2004. Für den Kubaner Hector Rodriguez war der Weg zu seinem Olympiasieg 1976 in Montreal offenbar zuvor mit vielen Schmerzen verbunden gewesen. Er hatte nämlich als Kind mit dem Judo begonnen, um sich gegen seine sechs Brüder zur Wehr setzen zu können. Bitter verliefen die Spiele 1996 für Schwergewichtstitelverteidiger David Schaschaleschwili. Weil er das Wiegen verpasst hatte, durfte der Georgier keinen einzigen Kampf bestreiten.

Yvonne Bönsch - hier nach ihrem Olympiasieg 2004 in Athen - gehört zum deutschen Judo-Aufgebot in Peking 2008 (Foto: epa/dpa Peer Grimm)
Gut gerüstet für Peking: Olympiasiegerin Yvonne BönischBild: picture-alliance/ dpa

Favoriten auf die 14 zu vergebenen Goldmedaillen in Peking sind wieder die Japaner. Sie holten zuletzt in Athen achtmal Gold. Deutschland gewann dort vier Medaillen, darunter durch Yvonne Bönisch im Leichtgewicht auch eine goldene. An eine ähnlich erfolgreiche Ausbeute in Peking glaubt Frank Wieneke nicht: „Die Auslosung ist hart. Es werden nur die Medaillengewinner von der letzten Weltmeisterschaft in Brasilien und den Olympischen Spielen in Athen gesetzt. Alle anderen werden dazugelost. Da kann man schon im ersten Kampf gegen einen früheren Olympiasieger antreten müssen. Das geht sehr schnell.“ Und dann lautet meistens auch sehr schnell das Kommando des Kampfgerichts „Stopp“. Oder besser gesagt „Mate“. Denn im Judo-Sport wird während des Wettkampfes überall auf der Welt nur japanisch gesprochen.