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Jugendliche sehen ihre Zukunft optimistisch

14. September 2010

Trotz Wirtschaftskrise und unsicherer Berufschancen blicken die Jugendlichen in Deutschland zuversichtlich in die Zukunft. Laut einer Studie hängt ihr Optimismus aber stark vom sozialen Milieu ab.

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Drei Jungen und zwei Mädchen; Arm in Arm auf einer Treppe sitzend (Foto: Bilderbox)
Selbstbewusst und pragmatisch: Jugendliche in DeutschlandBild: Bilderbox

Die Zwölf- bis 25-Jährigen ließen sich auch durch unsichere Aussichten am Arbeitsmarkt nicht von ihrer optimistischen Grundhaltung abbringen, hieß es am Dienstag (14.09.2010) bei der Vorstellung der 16. Shell-Jugendstudie in Berlin. Demnach äußerten sich in diesem Jahr 59 Prozent der Jugendlichen zuversichtlich über ihre Zukunftsaussichten. Bei der vorherigen Untersuchung von 2006 hatte nur jeder Zweite diesen Optimismus an den Tag gelegt.

Ministerin Schröder (r.) gestikulierend, im Hintergrund Geschäftsführer der Deutschen Shell Holding GmbH, Peter Blauwhoff (Foto: dapd)
Für Familienministerin Schröder ist die schulische Ausbildung entscheidend für späteren ErfolgBild: dapd

"Wie stark dieser Optimismus unter den Jugendlichen ausgeprägt ist, hängt allerdings stark von der sozialen Schicht ab", sagte Familienministerin Kristina Schröder (CDU), die den Bericht zusammen mit dem Politikwissenschaftler Mathias Albert von der Universität Bielefeld präsentierte. Bei Jugendlichen aus sozial benachteiligten Familien blicken demnach nur 33 Prozent optimistisch in die Zukunft. Die Bildungswelten der Jugendlichen lägen weit auseinander, sagte Schröder.

Standardwerk

Die Untersuchung wird seit 1953 alle vier Jahre vom Mineralölkonzern Shell herausgegeben und gilt als Standardwerk der Jugendforschung. In diesem Jahr wurde sie von Wissenschaftlern der Universität Bielefeld in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut TNS Infratest aus München vorgenommen. Dafür waren Anfang dieses Jahres 2500 Jugendliche zu ihrer Lebenssituation sowie zu Glaubens- und Wertvorstellungen befragt worden. Bei der neuen Studie wollte man beispielsweise wissen, wie junge Leute mit dem Druck und der Unsicherheit in einer globalisierten Welt umgehen.

Auch im Job guter Dinge

Bei der Bewertung der Jobaussichten sieht die Studie im Vergleich zur Erhebung vor vier Jahren eine positive Trendwende. Angesichts der Entspannung auf dem Arbeitsmarkt geben sich die Auszubildenden wieder optimistischer. 76 Prozent glauben, nach der Ausbildung übernommen zu werden. 71 Prozent der Jugendlichen sind zudem überzeugt, sich ihre beruflichen Wünsche erfüllen zu können. Doch auch hier zeigt sich eine soziale Kluft. Bei den Jugendlichen aus sozial schwierigen Verhältnissen sind sich nur 41 Prozent sicher, dass sich ihre Berufswünsche erfüllen.

Schulbildung ist unerlässlich

Auszubildende für Kfz-Mechatroniker (Foto: Nestor Bachmann ZB)
Zuversicht herrscht auch darüber, nach der Ausbildung eine Stelle zu bekommenBild: ZB - Fotoreport

Laut der Studie bleiben Bildung und Schulabschluss der Schlüssel zum Erfolg. Junge Leute ohne Schulabschluss finden seltener eine qualifizierte Arbeit oder eine Ausbildung. Entsprechend pessimistisch blicken Jugendliche, die sich unsicher sind, ihren Schulabschluss zu erreichen, auch in die Zukunft. Für Familienministerin Schröder ist klar, dass die frühkindliche Bildung "der Grundstein für Entwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeiten" ist. "Nur wenn alle Kinder und Jugendlichen faire Chancen haben, können sie ihr volles Potenzial entfalten, ihren eigenen Weg gehen und gleichzeitig gesellschaftliche Verantwortung übernehmen."

Daher sollten in den Jahren 2011 bis 2014 rund 400 Millionen Euro in die frühkindliche Bildung fließen, kündigte Schröder an. Das Geld solle an 4000 Kindertagesstätten gehen, um dort Erzieher und Mitarbeiter zur Integrations- und Sprachförderung zu beschäftigen.

Gestiegenes Interesse an Politik

Erstmals sei bei den Jugendlichen wieder ein Interesse an Politik zu verzeichnen, stellte der Wissenschaftler Mathias Albert fest und verwies auf einen leichten Anstieg von 35 auf 37 Prozent. Hinter dem leichten Anstieg verbergen sich ein leichter Rückgang bei den 15- bis 17-Jährigen Älteren und ein deutlicher Anstieg bei den Zwölf- bis 14-Jährigen. Im Vergleich zu den Vorjahren sind auch immer mehr Jugendliche sozial engagiert. 39 Prozent setzen sich häufig für soziale oder gesellschaftliche Belange ein. 70 Prozent meinen, man müsse sich gegen Missstände in Arbeitswelt und Gesellschaft zur Wehr setzen.

Ein Leben im Internet

Mädchen am Computer (Foto: dpa)
Fast alle Jugendlichen in Deutschland haben Zugang zum InternetBild: PIcture-alliance / dpa

Darüber hinaus haben 96 Prozent der Jugendlichen einen Internetzugang und verbringen fast 13 Stunden pro Woche im Netz. Aber während kompetente "Multi-Nutzer" (34 Prozent) vor allem aus oberen Schichten stammen, sind es bei den 24 Prozent "Gamern" vor allem ärmere Jugendliche. Für Jugendliche sei das Internet ein Lebensraum, sagte Schröder. Die Internetnutzung scheine jedoch nicht zu Lasten des sozialen Engagements zu gehen. Es handele sich um "eine Generation, die pragmatisch und selbstbewusst ist", führte Albert aus. Er verwies auf die starke Leistungsbereitschaft in dieser Generation. Fleiß sei wichtig für die Generation der Zwölf- bis 25-Jährigen, aber Spaß dürfe auch nicht zu kurz kommen.

Eltern und Familie sind bedeutend

Wie schon bei der vorangegangenen Studie von 2006 ist die Bedeutung der Familie für die Jugendlichen nochmals gestiegen. 76 Prozent sind demnach davon überzeugt, dass man für ein glückliches Leben eine Familie braucht (2006: 72 Prozent). In Zeiten steigender Anforderungen in Schule und Ausbildung findet laut Studie der Großteil der Jugendlichen bei seinen Eltern Rückhalt und emotionale Unterstützung.

Familie mit zwei Kindern bei einem Spaziergang durch Felder (Foto: dpa)
Auch im Zeitalter sozialer Netzwerke geht nichts über Geborgenheit in der FamilieBild: dpa - Bildfunk

Mehr als 90 Prozent gaben an, ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern zu haben. Fast drei Viertel aller Jugendlichen würden ihre eigenen Kinder so erziehen, wie sie selber erzogen wurden. Wieder zugenommen hat zudem der Wunsch nach eigenen Kindern. 69 Prozent der Jugendlichen wünschen sich Nachwuchs.

Eine eher untergeordnete Rolle spielt dagegen die Religion. Unter den katholischen Jugendlichen bewerten lediglich 44 Prozent (2006: 46 Prozent) den Glauben an Gott als wichtig. 34 Prozent halten ihn für unwichtig. Noch geringer ist die Bedeutung der traditionellen Religiosität bei jungen Protestanten. Von ihnen halten 39 Prozent den Gottesglauben für wichtig, 42 Prozent für unwichtig. Gegenläufig ist der Trend bei den Jugendlichen, die keiner dieser beiden Kirchen angehören und häufig einen Migrationshintergrund haben. Laut Studie stieg bei ihnen die Zahl derer, die den Glauben an Gott für wichtig halten, von 71 Prozent (2006) auf 76 Prozent in diesem Jahr.

Autorin: Eleonore Uhlich (dapd, epd, kna, afp)
Redaktion: Martin Schrader