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Jugend und Sexualität

17. September 2010

Während der Pubertät halten viele Eltern ihre Kinder für chaotisch und verantwortungslos. Eine aktuelle Studie über Jugendsexualität zeigt das Gegenteil – zumindest wenn es um Aufklärung geht.

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Verliebtes Pärchen (Foto: picture alliance)
Bild: picture-alliance/chromorange

Was Angelika Heßling von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung besonders freut, ist die Offenheit, mit der viele Jugendliche über ihre Einstellungen und Erfahrungen zum Thema Sexualität sprechen. Denn sie ist auch Projektleiterin der neuen Studie "Jugendsexualität 2010", in der Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren mit und ohne Migrationshintergrund rund um das Thema Sexualität befragt wurden.

Die Verantwortung steigt, das Alter auch

Studie 'Jugendsexualität' (Copyright: BZgA)
Studie "Jugendsexualität"Bild: BZgA

Die Studie zeigt, dass das Alter für das "erste Mal" bei deutschen Jungen und Mädchen steigt. So haben mehr als ein Drittel der Jugendlichen bis zu einem Alter von 17 Jahren noch keine sexuellen Erfahrungen. Jungen aus Migrantenfamilien hingegen sind insgesamt früher sexuell aktiv als ihre deutschen Altersgenossen. Die Mädchen jedoch haben nur wenige sexuelle Kontakte. Ein weiteres wichtiges Ergebnis der Studie betrifft die heutige Verhütungsaufklärung von Jugendlichen. Über einen Zeitraum von 30 Jahren gibt es heute das beste Verhütungsverhalten, das je gemessen wurde, wie Angelika Heßling berichtet. Nur je acht Prozent der deutschen Mädchen und Jungen geben an, beim ersten Mal kein Verhütungsmittel genutzt zu haben. Auch bei den Jugendlichen mit Migrationshintergrund hat sich das Verhütungsverhalten grundsätzlich verbessert.

In vielen Migrantenfamilien noch immer ein Tabu

Eine Gruppe Jugendlicher (Foto: picture alliance)
Bild: picture-alliance/beyond/Sonntag

Während das Thema Sexualität in deutschen Familien regelmäßig diskutiert wird, ist es in vielen Migrantenfamilien noch ein Tabuthema. Aufklärungsgespräche oder Verhütungsberatung finden oft nicht zu Hause statt. An diese Stelle treten die Schule oder Beratungsstellen. "Gerade muslimische Mädchen werden zu Hause überhaupt nicht über Verhütung beraten", sagt Angelika Heßling. Vor allem religiöse Gründe, die sexuelle Kontakte vor der Ehe nicht vorsehen, sind dafür verantwortlich. Die Schule ist somit ein wichtiger Ort für die Aufklärung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Auch Internetangebote wie die der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung spielen in dieser Hinsicht für Jugendliche heutzutage eine wichtige Rolle.

"Das Nötigste weiß ich"

Die Frage, ob es bei ihm ein Aufklärungsgespräch im Elternhaus gegeben habe, ist dem 17jährigen Rashid sichtlich unangenehm. Mit seinen Eltern spricht er über so etwas nicht. Das meiste weiß er aus dem Schulunterricht. Auch beim 15-jährigen Louis, dessen Eltern aus Südamerika nach Deutschland gezogen sind, gab es kein elterliches Aufklärungsgespräch. "Das Nötigste weiß ich. Viel mehr kann ich nicht darüber lernen." Die 16-jährige Meike hingegen spricht regelmäßig mit ihrer Familie über das Thema Sexualität. Der Aspekt Verhütung spielt dabei eine wichtige Rolle, denn ein Kind passt, wie sie sagt, noch nicht in ihren Lebensplan. Dafür sind ihr Themen wie Bildung und persönliche Entwicklung viel zu wichtig.

Auf dem richtigen Weg

Insgesamt zeigt die Studie, dass es durch die verantwortungsbewusste Sexualaufklärung durch Eltern, Schule, Medien und andere Informationsangebote in Deutschland eine der niedrigsten Teenagerschwangerschaften in Europa gibt. Damit das so bleibt, rät Angelika Heßling von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, dass sich Eltern weiterhin mit ihren Kindern austauschen und sie alters- und entwicklungsgerecht begleiten: "Denn je höher das Vertrauensverhältnis zu Hause, desto eher wird über Sexualität gesprochen, desto eher wird über Verhütung beraten und desto besser verhüten die Jugendlichen. Und das können wir an unserer Studie ablesen."

Autorin: Donata Ritter

Redaktion: Günther Birkenstock