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Kosovos Brain Drain

17. Februar 2011

Die meisten jungen Leute sehen im Kosovo keine Perspektiven für sich und möchten am liebsten das Land verlassen. Besonders ausgeprägt ist dieser Wunsch bei jungen Akademikern.

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Zwei Männer sitzen sich gegenüber
Hohe Arbeitslosenquote zwingt Jungakademiker ins AuslandBild: AP

Im Kosovo bieten Reisebüros häufig nicht nur eine Fahrkarte ins Ausland, sondern besorgen auch ein Visum für den Zielort oder sie beraten ihre Kunden, wie sie schnell und einfach ein solches Visum bekommen können. Die meisten Kosovaren, die in den Westen reisen wollen, sind den Reisebüros zufolge junge Leute. Und die Zahl steige stetig. Hohe Arbeitslosigkeit und schwierige Lebensbedingungen seien der Grund für diese Zunahme, sagt Reisebüromitarbeiter Mazlum Kastrati.

Dass viele ins Ausland wollen, bestätigt auch ein weiterer Mitarbeiter, Shqipe Thaci. "In jüngster Zeit sind es vermehrt hochqualifizierte junge Leute. Einigen gelingt die Ausreise, weil sie ein Visum für die EU und Reisedokumente bekommen haben. Die meisten allerdings suchen Hilfe, wie sie am besten an ein Visum kommen", sagt er.

Keine Perspektive

Junge Frauen vor einem Fernseh-Werbeplakat auf einer Straße im Zentrum von Pristina (Foto: dpa)
Frauen sind häufiger von Arbeitslosigkeit betroffenBild: picture-alliance/ dpa

Die jungen Kosovaren haben ihre Gründe, warum sie das Land verlassen und ihr Leben im Ausland fortsetzen wollen. Die meisten haben nach der Unabhängigkeitserklärung vor drei Jahren erwartet, dass sich die wirtschaftliche Lage deutlich verbessere. "Ich hatte vor, hier zu bleiben. Aber jetzt, nach meinem Abschluss, möchte ich am liebsten ins Ausland. Denn hier sehe ich keine Perspektive für mich", sagt ein Hochschulabsolvent. "Solange es keine Arbeitsplätze für Kosovaren mit guter Ausbildung und einem Hochschulabschluss gibt, müssen wir nach Auswegen im Ausland suchen."

Ebenso schlecht sieht die Lage auch für Akademiker aus, die bereits seit langem ihren Abschluss haben. Aida Zacirovic hat bereits vor zehn Jahren die Universität verlassen. Doch sogar mit Master hat sie keine Arbeit gefunden. "Ich sehe zumindest in den nächsten zehn Jahren keine Perspektive im Kosovo. Natürlich suche ich Lösungen im Ausland. Ich habe keine andere Wahl", sagt sie.

Arbeitslosigkeit steigt stetig

Die Arbeitsagenturen im Kosovo versichern hingegen, dass sie die Beschäftigung von jungen Leuten fördern. Sie würden zahlreiche Kurse und Fortbildungen veranstalten. Allerdings steige die Zahl der Arbeitslosen stetig. Beispielsweise hat sich allein in Prizren und Umgebung im Jahr 2010 die Zahl der arbeitslosen jungen Arbeitnehmer im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Die Dunkelziffer soll aber um ein Drittel höher sein. "Die Zahl der Arbeitslosen im Alter bis 24 Jahre ist im vergangenen Jahr von 8300 auf rund 15.500 gestiegen. Davon ist fast die Hälfte weiblich", sagt der Leiter der Arbeitsagentur in Prizren, Hajrulah Hoxha.

Autoren: Refki Alija / Mirjana Dikic

Redaktion: Julia Kuckelkorn