1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Justizminister für Frauenquote in Chefetagen

19. Mai 2011

Mehr Frauen auf die Chefsessel - das fordern die Justizminister der Bundesländer. Für die Führungsetagen großer Firmen wollen sie eine Quote per Gesetz vorschreiben.

https://p.dw.com/p/11JoS
Eine Geschäftsfrau telefoniert mit dem Handy(Foto: dpa)
Weibliche Führung soll gefördert werdenBild: Picture-Alliance/dpa

In den Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen sollen möglichst bald auf 30 Prozent der Stühle Frauen sitzen - in fünf Jahren sogar 40 Prozent. Dafür stimmte eine Mehrheit der Justizminister der Bundesländer am Donnerstag (19.05.2011). Auch für Vorstände soll es eine Frauenquote geben, die aber noch nicht feststeht.

Die Justizministerkonferenz in Halle ging mit ihrer Forderung über den von Nordrhein-Westfalen eingebrachten Gesetzentwurf hinaus, der nur die Quote für Aufsichtsräte vorsah. Neun Länder stimmten für den Entwurf, Gegenstimmen kamen aus den von CDU und FDP geführten Bundesländern. Der Bundesrat entscheidet vermutlich noch in diesem Jahr über den Gesetzesvorschlag.

Wo bleibt die Gleichberechtigung?

Eine Frau in Silhouette erklärt eine Projektion einer Grafik. (Foto: picture-alliance/dpa)
In den Vorständen der DAX-Unternehmen sind Frauen MangelwareBild: picture-alliance / Tobias Kleinschmidt

"Es ist nicht hinnehmbar, dass in den Führungsetagen deutscher Unternehmen Frauen praktisch nicht vorkommen", sagte die Justizministerin Sachsen-Anhalts und derzeitige Vorsitzende der Justizministerkonferenz, Angela Kolb (SPD). Der Frauenanteil in den Vorständen der Börsenunternehmen läge zurzeit bei 2,5 Prozent und in Aufsichtsräten bei zehn Prozent. Dies sei nicht vereinbar mit dem Grundsatz der Gleichberechtigung.

Besser sieht die Lage in mittelständischen Firmen aus: Sie besetzen bereits jeden fünften Spitzenposten mit einer Frau. Zu dem Ergebnis kommt eine Commerzbank-Studie. Die Zahl bezieht sich auf Unternehmen, die einen Jahresumsatz von mindestens 2,5 Millionen Euro verbuchen. Selbst in Firmen mit mehr als 100 Millionen Euro Umsatz sind der Untersuchung zufolge 18 Prozent der Führungskräfte weiblich. Die technischen Industrien hinken beim Frauenanteil in der Chefetage allerdings hinterher. Mit nur 14 Prozent Frauenanteil sieht es im Maschinenbau am schlechtesten aus.

Keine klare Linie in der Regierung

Über eine Frauenquote in deutschen Firmen wird in Politik und Wirtschaft schon länger gestritten. Erst Ende März hatten sich Personalchefs der Dax-Unternehmen mit Ministern aus dem Bundeskabinett getroffen - allerdings ohne sich auf eine konkrete Quote zu einigen.

Angela Merkel, Ursula von der Leyen, Kristina Schröder(Foto: AP)
Diskutieren über die Frauenquote: Angela Merkel, Ursula von der Leyen und Kristina SchröderBild: AP

Die Konzerne lehnen eine gesetzliche Lösung ab, sind aber teilweise zu firmeninternen Zielvorgaben bereit. Auch innerhalb der Regierung gehen die Meinungen auseinander: Während Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) Verfechterin der gesetzlichen Frauenquote ist, setzt Familienministerin Kristina Schröder (CDU) auf "freiwillige Selbstverpflichtungen" der Unternehmen. Danach sollen Firmen bis 2013 die Anzahl weiblicher Chefs erhöhen. Sollte das nicht funktionieren, müssten branchenspezifische Quoten eingeführt werden. Diese Regelung wird auch von Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Ministern aus der FDP unterstützt.

Autorin: Gönna Ketels (dpa, afp)
Redaktion: Nicole Scherschun