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Konflikte

Kämpfe in Syrien: Millionen auf der Flucht

12. September 2018

Der Bürgerkrieg in Syrien hat im ersten Halbjahr 2018 mehr als eine Million Menschen vertrieben. Das zeigt ein UN-Bericht. Die Organisation warnt: Eine Offensive auf Idlib könnte noch mehr Menschen zur Flucht zwingen.

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Konflikt in Syrien
Bild: picture-alliance/dpa/SANS

Unter anderem wegen Kämpfen in Aleppo, bei Damaskus oder in der Provinz Daraa im Süden Syriens hätten viele Familien zwischen Januar und Juni fliehen müssen - insgesamt mehr als eine Million Syrier. Die meisten von ihnen lebten nun unter "schrecklichen Bedingungen", wie aus einem Bericht einer unabhängigen Untersuchungskommission der UN hervorgeht. Niemals zuvor in dem seit siebeneinhalb Jahren andauernden Syrien-Konflikt habe es Vertreibungen in diesem Ausmaß gegeben, warnt die UN-Kommission.

In den meisten der untersuchten Schlachten seien außerdem Kriegsverbrechen begangen worden. Dazu zählten wahllose Angriffe und der Einsatz verbotener Chemiewaffen sowie Plünderungen. Oft seien keine ausreichenden Vorkehrungen zum Schutz der Zivilbevölkerung getroffen worden. "Es ist völlig unentschuldbar, dass keine Partei in diesem Konflikt ihren Verpflichtungen gegenüber Zivilisten nachgekommen ist, die durch Militäroperationen vertrieben wurden", sagte Kommissionsleiter Paulo Pinheiro. Insgesamt wurden seit dem Beginn des Konflikts laut UN 6,5 Millionen Menschen innerhalb Syriens vertrieben. Außerhalb des Landes suchen mehr als 5,5 Millionen Syrer Schutz.

Warnung vor humanitärer Katastrophe

In ihrem Bericht warnt die Kommission auch vor der befürchteten Großoffensive der syrischen Regierung auf die Rebellenhochburg Idlib. Dort würden etwa drei Millionen Zivilisten leben, von denen fast die Hälfte zuvor aus anderen Regionen des Landes Schutz in Idlib gesucht hat. In der Provinz würde "eine weitere, mit wenig Rücksicht auf das Leben von Zivilisten gestartete Offensive eine katastrophale menschenrechtliche und humanitäre Krise auslösen", heißt es. Idlib ist das letzte große Rebellengebiet in Syrien. Die Regierung hatte dort in den vergangenen Wochen ihre Truppen zusammengezogen und mit einer Offensive gedroht. Sie will nach eigenen Angaben das ganze Land wieder unter ihre Kontrolle bringen.

Angesichts der Vorbereitungen der syrischen Regierungstruppen für eine Großoffensive auf die Millionenmetropole im Nordwesten des Landes hat UN-Generalsekretär Antonio Guterres ebenfalls vor einer Katastrophe gewarnt. Es müsse verhindert werden, dass die Region "in ein Blutbad verwandelt wird", sagte Guterres. Ein Großangriff würde einen "humanitären Albtraum" zur Folge haben. Derweil dauert der Beschuss der Region weiter an.

Währenddessen erwägt auch die deutsche Regierung, in den Konflikt einzugreifen. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) rief dazu auf, im Falle eines Giftgaseinsatzes in Syrien Verantwortung zu übernehmen: "Die internationale Gemeinschaft, auch wir, muss alles tun, damit Chemiewaffen nicht eingesetzt werden", sagte sie im Bundestag. Syriens Machthaber Baschar al-Assad habe in den vergangenen Jahren und Monaten geächtete Chemiewaffen eingesetzt, sagte die Ministerin. Er habe Chemiewaffen bewusst und wiederholt als Terrorinstrument gegen die eigene Bevölkerung benutzt. "Gegen Männer, gegen Frauen, gegen Kinder", betonte von der Leyen. "Das kann und darf die Weltgemeinschaft nicht mit einem Achselzucken quittieren."

Schweiz - UN-Generalsekretär in Genf
UN-Generalsekretär Antonio Guterres warnt vor einer noch stärkeren humanitären Katastrophe in SyrienBild: Reuters/D. Balibouse

Jahrelanger Konflikt

Bereits in den vergangenen Monaten hatte die Regierung wichtige Gebiete wieder von Aufständischen eingenommen, darunter die lange umkämpfte Region Ost-Ghuta bei Damaskus und den Süden des Landes. Dort gaben die Rebellen zu großen Teilen kampflos auf und konnten mit ihren Familien unter anderem nach Idlib abziehen.

pgr/sam (dpa, epd, afp)