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Köhler: Europäer müssen mehr vorangehen

20. Dezember 2009

Bundespräsident Köhler hat den Aachener Karlspreis als wichtigen Beitrag zur europäischen Verständigung gewürdigt. Gleichzeitig rief er die Regierungen der EU-Staaten zu einer bürgernahen Europapolitik auf.

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Bundespräsident Horst Köhler (Foto: dpa)
Bundespräsident Köhler zog kritische Bilanz der Europa-IdeeBild: picture-alliance/ dpa

"Aufwachen und sich auf Prioritäten besinnen" - Bundespräsident Horst Köhler fürchtet, dass sich die Euroäische Union verzettelt und in der Weltpolitik nicht die Rolle spielt, die ihr zukommt. Bisher beschäftige sich Europa "zu stark mit Nebensächlichkeiten", kritisierte das Staatsoberhaupt am Sonntag (20.12.2009) beim Festakt zum 60. Jahrestag der Karlspreis-Proklamation im Krönungssaal des historischen Aachener Rathauses.

"Niemand in der Welt wartet auf Europa"

Vor zehn Jahren hätten sich die Staatschefs vorgenommen, Europa zum innovativsten, wettbewerbsfähigsten und dynamischsten Wirtschaftsraum zu machen. Zentrale Zielmarken dieses Anspruchs würden nicht erreicht, und einen wirklichen Aufbruch in der Bildungs-, Wissenschafts- und Forschungspolitik in Europa könne er auch noch nicht erkennen. Das habe vor allem für die Zukunftschancen der Jugend in Europa negative Folgen, rügte der Bundespräsident.

Zugleich mahnte er eine wirksamere Mitarbeit der EU bei den großen "Menschheitsaufgaben" an. Zurzeit warte niemand in der Welt auf Europa, "vor allem nicht, wenn es um die Verteilung von Armut und Einkommen geht".

Repräsentanten der europäischen Idee

Köhler lobte die "Idee eines Europas der Bürger", das der Karlspreis seit 60 Jahren propagiere. Mit dem Preis hätten die Aachener der europäischen Integration Gesichter gegeben. Nach Inkrafttreten des Lissabon-Vertrags müsse diesen Bürgern gezeigt werden, dass Europa ihnen diene. "Zu oft", so Köhler, "erleben sie heute das institutionelle Europa vor allem als Ärgernis."

Der Karlspreis wird seit 1950 für besondere Verdienste um die europäische Einigung verliehen. Erster Preisträger war 1950 der Begründer der Paneuropa-Idee, Richard Graf Coudenhove-Kalergi. Später bekamen die renommierte Auszeichnung auch der erste Bundeskanzler Konrad Adenauer (1954), der damalige US-Präsident Bill Clinton (2000) und als neue europäische Währung der Euro (2002). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wurde im vergangenen Jahr als vierte Frau geehrt. Preisträger dieses Jahres ist der italienische Historiker Andrea Riccardi.

Autor: Hajo Felten (afp,epd,kna)
Redaktion: Siegfried Scheithauer

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