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Köhler startet Afrika-Initiative

Alexander Göbel5. November 2005

Zu Beginn seiner Amtszeit erklärte Bundespräsident Köhler die Frage der Weltgerechtigkeit zu seinem persönlichen Anliegen. In seiner neuen Initiative sollen Arm und Reich gemeinsam Antworten für Afrika finden.

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Ein Herz für Afrika:<br>Bundespräsident Horst KöhlerBild: dpa

Afrika - Kontinent der drei K's: Krisen, Kriege, Katastrophen. Das suggerieren uns die täglichen Nachrichten über Hunger, AIDS oder Korruption. Aber wo liegen die wahren Ursachen für Afrikas Probleme, und welche Mitverantwortung trägt der reiche Teil der Welt? Antworten sucht die Initiative "Partnerschaft mit Afrika", ins Leben gerufen von Bundespräsident Horst Köhler.

Eindrucksvolle Gästeliste

Den Auftakt der Initiative macht eine zweitägige Konferenz an diesem Wochenende in Bonn. In der Villa Hammerschmidt und auf dem Petersberg hat der Bundespräsident einen hochkarätigen Gesprächszirkel mit fünf afrikanischen Präsidenten und ehemaligen Staatschefs versammelt: Von Thabo Mbeki aus Südafrika über Olusegun Obansajo aus Nigeria bis Joaquím Alberto Chissano aus Mosambik. Dazu kommen auch Alpha Oumar Konaré aus Mali, Chef der Kommission der Afrikanischen Union, Nigerias Literatur-Nobelpreisträger Wole Soyinka und der in Mosambik lebende schwedische Schriftsteller Henning Mankell, außerdem zahlreiche Unternehmer, Intellektuelle und Journalisten aus Europa und Afrika.

Zusammen mit ihnen will Bundespräsident Köhler herausfinden, wie eine echte Partnerschaft zwischen den Ländern Afrikas und den Industrie-Nationen aussehen kann, und was einer solchen Beziehung auf Augenhöhe bisher im Weg gestanden hat. Köhler hofft auf einen echten Dialog. Schließlich sei es dringend nötig, dass Nord und Süd nicht länger aneinander vorbeiredeten. Der Bundespräsident will auch ansprechen, dass Afrika entgegen aller Bekenntnisse in den Köpfen westlicher Regierungschefs noch immer nicht die Relevanz hat, die es verdient oder die nötig wäre - auch angesichts der jüngsten Flüchtlingsdramen in den spanischen Nordafrika-Exklaven Ceuta und Melilla.

Ein Faible für Afrika

Schon zu Beginn seiner Präsidentschaft erklärte Köhler die Entwicklung des Schwarzen Kontinents zu seinem persönlichen Anliegen. "Für mich entscheidet sich die Menschlichkeit unserer Welt am Schicksal Afrikas", so Köhler in seiner Antrittsrede im Juli 2004. Zuvor, in seiner Zeit als Direktor des Internationalen Währungsfonds, hatte Köhler den Kontinent schon sechs Mal besucht. Die meisten politischen Entscheidungsträger kennt er daher persönlich. Als Bundespräsident führte seine erste offizielle Reise ins außereuropäische Ausland ihn im Dezember vergangenen Jahres nach Sierra Leone, Benin, Äthiopien und Dschibuti. Über seine gesamte Amtszeit hinweg will er den Draht nach Afrika ausbauen, und dazu dient auch die Initiative "Partnerschaft mit Afrika".

Dabei sieht Köhler den Kontinent nicht bloß negativ. "In Afrika gibt es große Probleme und tiefe Not", sagt er. "Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Ich habe - in allem Elend und aller Not - auch Lebensfreude, Mut und Stolz erfahren, gegen die manche Haltungen in Europa beschämend kleinmütig erscheinen". In vielen Projekten und Initiativen habe Köhler gesehen, wie Afrikaner Kreativität bewiesen, die ihresgleichen suche.

Alte Sorgen, neue Sicht

Von der Bonner Konferenz soll nun ein Signal ausgehen zu Themen, die ohnehin schon auf dem Tisch liegen. Europa müsse "die Entwicklungsziele der Vereinten Nationen nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten" unterstützen, so Köhler in seiner "Weltethos-Rede" Ende 2004. Konkret könne dies "durch weitere Öffnung der Märkte für die armen Länder und auch mehr öffentliche Entwicklungshilfe" erreicht werden. Die Etablierung eines gerechteren Handelssystems erhofft Köhler sich von der Welthandelsrunde im Dezember in Hongkong.

Dieses Wochenende geht es Köhler aber nicht nur darum, das, "was wir scheinbar über Afrika wissen, im Guten wie im Schlechten zu bestätigen". Vielmehr sollen schwierige Themen wie Schuldenerlass, Entwicklungsfinanzierung und vor allem Korruption aus verschiedenen Perspektiven angepackt und kontrovers diskutiert werden.