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Köln dreht Zwei-Tore-Rückstand zum Sieg

Olivia Gerstenberger17. April 2016

Köln zeigt Moral und holt mit einem irren Kraftakt in Mainz einen Auswärtssieg. Zwischen Europapokal-Aus und DFB-Pokal-Halbfinale fährt der BVB einen Arbeitssieg in der Liga ein. Der HSV erlebt einen schwarzen Tag.

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Die Kölner Fans und die SPieler jubeln in Mainz (Foto: picture-alliance/dpa/T. Silz)
Bild: picture-alliance/dpa/T. Silz

Ratlosigkeit stand in den Gesichtern der Mainzer Spieler, als sie sich nach dem Abpfiff in die Fankurve begaben. Mit 2:0 hatten die in dieser Saison furios aufspielenden 05er gegen den abstiegsbedrohten 1. FC Köln souverän und verdient geführt und dennoch schenkten sie am Ende das Spiel her. Mit 2:3 (1:0) ging die Partie verloren - dank einer tollen Moral des Gegners und einer imposanten Aufholjagd in der zweiten Halbzeit. "Das war sensationell", sagte der Kölner Torhüter Timo Horn: "Normalerweise verlierst du solche Spiele in neun von zehn Fällen. Das 3:2 war die Krönung einer wahnsinnigen Energieleistung. Und die Fans haben das Stadion zu unserem Heimstadion gemacht." Der Mainzer Julian Baumgartlinger ärgerte sich: "Das darf uns einfach nicht passieren, das müssen wir besser verteidigen."

Matchwinner Modeste

Die Mainzer Jhon Cordoba (8. Minute) und Leon Balogun (49.) hatten zuvor mit ihren Treffern für vermeintlich klare Verhältnisse gesorgt. Köln agierte wehr- und ideenlos, beinahe ängstlich. Doch die letzten 26 Spielminuten genügten dem Team Elf von Trainer Peter Stöger, der geschickt wechselte und seiner Elf damit ein völlig anderes Gesicht gab. Köln fand immer besser in die Partie, bekam mehr Ballbesitz, mehr Selbstvertrauen, mehr Torchancen. Als Marcel Risse der erste Distanztreffer der Saison gelang (64.), schnupperten die Gäste aus dem Rheinland am Remis. Doch nachdem der eingewechselte Milos Jojic mit einer technisch präzisen Direktabnahme das 2:2 erzielte, glaubten die Kölner an mehr (74.). Mainz, das sich total in die Defensive gedrängt sah, wusste nicht, wie ihm geschah und vergab seine Konterchancen. Es kam, wie es kommen musste: Ausgerechnet der zuletzt viel kritisierte FC-Stürmer Anthony Modeste machte das Siegtor - sehenswert und erneut aus der Distanz (82.). Der Jubel bei den mitgereisten Kölner Fans kannte keine Grenzen, der Rest des Stadions starrte betroffen auf den Platz und konnte nicht glauben, wie dieses Spiel noch so kippen konnte.

Der 1. FC Köln kletterte auf Rang zehn und hat komfortable sechs Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. Der FSV bleibt auf Rang sechs, verpasste es aber, an Borussia Mönchengladbach vorbeizuziehen. FSV-Trainer Martin Schmidt war extrem verärgert: "Die Zuschauer singen vom Europapokal und wir hören auf zu laufen. In den Köpfen war eine Genügsamkeit und der Gegner nutzt das rigoros aus."

BVB vergrößert Abstiegssorgen des HSV

Im zweiten Sonntagsspiel des 30. Spieltages präsentierte sich Borussia Dortmund gut erholt von dem bitteren Europapokal-Aus an der Anfield Road und hatte beim 3:0 (2:0)-Heimsieg über den Hamburger SV nicht viel Mühe. "Es war nicht so einfach, hier mit breiter Brust rauszukommen. Das 1:0 hat unser Spiel beflügelt", erklärte Gonzalo Castro. Sein Trainer Thomas Tuchel betonte: "Wir hatten nicht auf jeder Position die allerbeste Form. Es hat sich zäh angefühlt, aber wir haben 3:0 gewonnen und sind sehr zufrieden."

Der BVB bleibt damit die beste Rückrundenmannschaft und wahrt auch den Sieben-Punkte-Rückstand in der Fußball-Bundesliga auf Bayern München. Der Spitzenreiter kann seinen Titel dennoch bereits am kommenden Spieltag perfekt machen kann: Mit einem Sieg bei gleichzeitiger BVB-Niederlage. Wieder aufgekommene Gerüchte über einen vermeintlich feststehenden Wechsel von Ilkay Gündogan zu Manchester City nach der Saison dementierten die BVB-Verantwortlichen am Rande der Partie. "Ich habe davon selbst erst aus der Zeitung erfahren", sagte etwa Sportdirektor Michael Zorc. "Schön, dass man noch etwas dazulernen kann auf diesem Wege."

Dortmunder Spieler jubeln (Foto: Getty Images/Bongarts/L. Baron)
BVB gewinnt ohne MüheBild: Getty Images/Bongarts/L. Baron

Gebrauchter Tag für den HSV

Trainer Tuchel rotierte erneut wie vor Wochenfrist und schonte acht Spieler vor dem wichtigen DFB-Pokal-Halbfinale bei Hertha BSC am Mittwoch. Doch selbst die vermeintlich "zweite Garde" bestimmte die Partie mühelos und fuhr verdient die drei Punkte ein. Tuchels Gegenüber Bruno Labbadia schaute dagegen meist sorgenvoll drein, zum Beispiel in der 78. Minute: Sein Schützling Albin Ekdal humpelte mit schmerzverzerrter Miene vom Feld - der vierte Hamburger, der unfreiwillig den Platz verließ. Pierre-Michel Lasogga und Nicolai Müller waren verletzt ausgewechselt und Torwart René Adler mit der Roten Karte bestraft worden (52.) - nach einer "Notbremse" an Shinji Kagawa. Eine strittige Entscheidung. Weil das Wechselkontigent bereits erschöpft war, spielte Hamburg ab der 78. Minute zu neunt weiter.

Zu diesem Zeitpunkt war die Partie allerdings so gut wie entschieden: Es stand bereits 2:0 für Dortmund, die beiden Treffer der Gastgeber hatten Christian Pulisic (38. Minute) und Adrian Ramos (44.) jeweils aus halblinker Distanz bereits in der ersten Halbzeit erzielt. Den Schlusspunkt setzte erneut Ramos mit dem 3:0 in den Schlussminuten (86.). Der Hamburger SV muss sich nun wieder nach unten orientieren. "Wir hätten in Führung gehen müssen, dann hätten wir eine große Chance gehabt, hier etwas mitzunehmen", resümierte Labbadia und ergänzte: "Nach dem Platzverweis war das Spiel für uns gelaufen." Mit 34 Punkten stehen die Hamburger nur drei Zähler vor dem Relegationsplatz, den Werder Bremen belegt - der nächste HSV-Gegner. "Jetzt geht es darum, gegen Werder das Spiel zu gewinnen", erklärte Labaddia. "Es wird ein heißes Spiel, auch was die Nervenbelastung betrifft."

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