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Studienabschluss Künstler

9. Februar 2010

Brotlose Kunst oder Lebenskünstler – das verbinden viele mit dem Beruf des Künstlers. Und tatsächlich: Nur vier Prozent der Kunsthochschulabsolventen verdienen mit ihrer Kunst Geld. Trotzdem versuchen es viele.

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Konstantin Sotnikov vor seinem Atelier-Schuppen (Foto: Janine Albrecht)
Sotnikov vor seinem AtelierBild: DW

Der kleine Schuppen in dem Hamburger Hinterhof ist Konstantin Sotnikovs Atelier. Hier malt der Kunststudent seine Ölbilder. Meist im Format 1,40 mal 1,80 Meter, "denn so passen die Bilder auch durch die Tür". Der Raum misst etwa zehn Quadratmeter und ist vollgestopft mit Leinwänden, Farben, Kunstbänden, CDs, einer Mini-Stereoanlage und einem kleinen Heizlüfter, der warme Luft in das bitterkalte Räumchen bläst. Eine Heizung gibt es hier nicht. 50 Euro kostet ihn sein Atelier pro Monat, die Miete für eine Garage.

Das "reale" Leben studieren

Konstantin Sotnikovs jüngstes Bild an der Wand in seinem Atelier (Foto: Janine Albrecht)
Der FlaschengeistBild: DW

Sein jüngstes Werk lehnt an der Wand: Auf einem aprikotfarbenen Hintergrund sieht man, wie ein Geist aus einer Weinflasche heraus quillt. Das Bild hat er vor zwei Tagen beendet, erzählt Konstantin Sotnikov. "Wenn der Bildeinfall da ist, muss es noch weiter formuliert werden." Das geschehe zunächst im Kopf. Er überdenkt sein Gemaltes, überlegt, wie er es weiter gestalten kann, erzählt er. An Tagen, an denen er nicht malt, schaut er sich das "reale Leben" an. Gerne geht er dazu auch ins "Bacana", sein Lieblings-Café im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel. Es liegt nur wenige Schritte vom Atelier entfernt.

Das Studium als Orientierung

Im Jahr 2003 kam Konstnatin Sotnikov aus Russland nach Deutschland, zunächst als Dolmetscher. Ein Jahr später fing er an der Hamburger Hochschule für Bildende Künste sein Studium an. An der Uni ist er nur noch selten. In wenigen Wochen macht der Student sein Diplom. Die meiste Zeit verbringt er daher in seinem Atelier. Das Studium ist für ihn vor allem Orientierung gewesen, er hat dort das Handwerkliche gelernt. "Im Prinzip musst du deinen eigenen Weg selber finden, dir selber Ziele setzen", sagt Sotnikov. Der 30-Jährige hat sein Ziel deutlich vor Augen: "Ich will von meiner Kunst leben." Bereits während des Studiums ist ihm das gelungen.

Das Diplom erhöht den Bild-Preis

Porträt von Konstantin Sotnikov (Foto: Janine Albrecht)
Konstantin SotnikovBild: DW

Sein erstes Geschäft war ein Tauschgeschäft. Für ein Bild bekam er ein Flugticket nach Russland. So konnte er endlich mal wieder seine Eltern besuchen. Mittlerweile kostet ein Bild von Sotnikov um die 3000 Euro. Wie viel seine Arbeit, seine Kunst wert ist, weiß er immer noch nicht genau. Denn das lehrte ihn das Kunststudium nicht. Zwar hat er mit seinen Professoren auch über den finanziellen Wert seiner Bilder gesprochen, sagt Sotnikov, doch vor allem halfen ihm Kontakte zu Kunstsammlern und Galeristen, den Wert seiner Bilder einzuschätzen.

Diese Kontakte knüpfte er bei den Jahresausstellungen der Kunsthochschule. Elena Winkel ist eine von wenigen Galeristinnen, die sich bereits um ganz junge Künstler kümmert und auch Studierende fördert. Sie rät angehenden Künstlern, sich nicht nur mit einer Bewerbungsmappe vorzustellen: "Am besten ist es, wenn man bei einer Ausstellung entdeckt wird oder wenn man von jemand anderem weiterempfohlen wird." Für Elena Winkel ist bei der Auswahl nicht nur das Talent entscheidend. Besonderen Wert legt sie darauf, dass sich die Künstler ernsthaft mit einem Thema auseinandersetzen.

Bereit für die Profi-Liga der Kunst

Sotnikov ist neugierig darauf, was nach dem Studium auf ihn zukommen wird. Er habe das Gefühl, dass ihm die Uni sehr viel gegeben habe, aber nun müsse es weitergehen. "Künstler ist genauso ein Beruf wie jeder andere", sagt er. "Irgendwann ist man fertig mit dem Studium und dann muss man wirklich in die andere Liga." Um auch in dieser Klasse mitspielen zu können, wird Konstantin Sotnikov gleich nach dem Studienabschluss in ein neues Atelier umziehen. Groß wird es sein und gut geheizt.

Autorin: Janine Albrecht

Redaktion: Sabine Damaschke