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Kalkulierbare Risiken

Ingo Mannteufel22. April 2002

Es wird zunehmend einfacher für deutsche Mittelständler Partner in Russland zu finden, betont Peter Presber vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag im Interview mit DW-WORLD. Davon profitieren beide Seiten.

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Großes Interesse: Deutsche Firmen beobachten den russischen MarktBild: AP

Die deutsche Wirtschaft bewertet nach den jüngsten deutsch-russischen Regierungskonsultationen die Perspektiven für den Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen zwischen beiden Ländern noch zuversichtlicher als bislang. Nach einem Zuwachs bei den deutschen Exporten nach Russland 2001 um 54 Prozent wird auch in diesem Jahr ein deutliches Plus erwartet.

Russland könnte Image als Energielieferant verlieren

Zwar ist nach Meinung von Peter Presber, Referatsleiter für die Gemeinschaft unabhängiger Staaten und Südosteuropa beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK), Russland bei weitem noch kein Investitionsparadies. Doch die von Präsident Wladimir Putin angestoßenen Reformprojekte gingen in die richtige Richtung. In den vergangenen zwei Jahren habe sich bereits viel verbessert. Es brauche nun noch etwas Zeit, bis sich die Gesetzesänderungen im Verwaltungshandeln der Regionen wiederfänden. Dies sei für den Mittelstand entscheidend, sagte Presber. Denn während russische oder auch deutsche Großunternehmen notfalls direkt mit den Moskauer Regierungsstellen verhandeln könnten, sei der Mittelstand auf die richtigen Rahmenbedingungen angewiesen.

Die schrittweise Entstehung eines russischen Mittelstandes und intensivere Geschäftsbeziehungen zwischen russischen und deutschen mittleren Unternehmen haben Presber zufolge noch eine weitere Konsequenz: Da der russische Mittelstand nicht im Energiesektor arbeite, verändere sich die russische Exportstruktur. Sie werde dadurch vielfältiger. Denn bislang dominieren neben Rohstoffen vor allem Energieträger den russischen Export.

Deutsche Unternehmen in Russland optimistisch

Zuversichtlich beurteilt auch die Chefin des Verbandes der Deutschen Wirtschaft in der Russischen Föderation (VDW), Andrea von Knoop, die Geschäftschancen deutscher Unternehmen in Russland. Auf dem "Wirtschaftstag Russland" des DIHK erklärte sie in der vergangenen Woche, dass es zwar noch immer Risiken im Geschäft mit Russland gebe, dass diese aber in letzter Zeit kalkulierbarer geworden seien. Putin habe mit seinen energischen und ehrgeizigen Reformen in allen Bereichen einen "guten Nährboden" für die weitere Expansion der deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen geschaffen.

Nach einem russischen Wirtschaftswachstum von fünf (Vorjahr 8,3) Prozent im vergangenen Jahr rechnen Knoop zufolge Experten der Regierung dieses Jahr mit einem Plus von vier Prozent. Die Inflation solle von 18,5 Prozent im vergangenen auf zwölf bis 14 Prozent in diesem Jahr und acht bis zehn Prozent bis 2005 sinken. Die Entwicklung des Staatshaushalts sei günstig, die Bonitätseinstufung des Landes bei wichtigen Experten und Organisationen habe sich verbessert.