1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Kaltes Erwachen

Christina Bergmann25. Januar 2007

Anfang Januar holten die Mädels Flip-Flops und Spaghetti-Tops aus dem Schrank. Später habe ich in meinem Haus im Skianzug übernachtet. Und gelernt: auf die Heizungen hier ist kein Verlass.

https://p.dw.com/p/9lOD
fernschreiber-grafik

Das Wetter spielt verrückt. Viele hatten diesen Winter schon abgeschrieben und sich an den milden Temperaturen erfreut, da kam er doch noch mit aller Macht. Und zwar vor allem dort, wo es niemand erwartet hatte. Schnee und Eisstürme in Texas, Stromausfälle in Oklahoma, dutzende Menschen in verschiedenen Bundesstaaten der USA, für die das eiskalte Wetter tödliche Folgen hatte. In Kalifornien rief Gouverneur Arnold Schwarzenegger den Notstand aus: drei Viertel der Zitruspflanzen wurden von der Kälte dahingerafft.

Ich bin hier in Washington inzwischen in mein Haus eingezogen – und hatte am Tag davor festgestellt, dass die Heizung nicht funktionierte. Bei den milden Temperaturen kein Drama. Doch dann fiel das Thermometer. Der Heizungsmonteur kam, konnte nicht wirklich was finden, riet zu einer neuen Gastherme – und bekam die Heizung immerhin wieder zum Laufen. Am Nachmittag stiegen die Temparaturen im Haus langsam – ich ging ins Büro, die Irakrede des Präsidenten stand an.

Übernachten mit Mütze

Als ich weit nach Mitternacht nach Hause kam, war es draußen knackig kalt. Und drinnen die Heizung aus. Um diese Uhrzeit ohne wirkliche Alternative zog ich Skiunterwäsche und Fleece-Anzug an, setzte eine Mütze auf und ging ins Bett. Zwei Stunden später wurde ich frierend wach. Die Temperatur im Haus war unter zehn Grad gefallen. Die Luftmatratze, auf der ich schlafe, verströmte eine eisige Kälte, die im wahrsten Sinne des Wortes an die Nieren ging. Gut, dachte ich, dann zieh ich jetzt auch noch meinen Skianzug an. Doch auch das half nicht, ich war schon zu durchgefroren. Also stand ich auf, machte mir einen heißen Tee und nachts um vier die leckersten gebackene Bohnen meines Lebens (der Strom funktionierte ja zum Glück), telefonierte mit meinem Sohn in Deutschland und dachte: Es könnte doch alles noch schlimmer kommen. Immerhin muss ich nicht auf der Straße liegen. So emotional und kalorienmäßig aufgewärmt schaffte ich es tatsächlich, noch ein paar Stunden zu schlafen.

Doch das Frieren sollte weiter gehen. Im Büro sorgt eine Klimaanlage pustend für Wärme oder Kälte. Nur funktioniert sie wohl nie so, wie sie soll. Bei Temperaturen knapp über dem Gefriepunkt verströmte sie an jenem Tag eiskalte Luft. Was tun? Ganz einfach: Schal um Kopf und Hals wickeln, mit der Winterjacke die Klimaanlage abdichten – und den kleinen elektrischen Ofen anschalten, der für diese Zwecke im Büro steht.

Gewissen über Bord

Auch bei mir zu Hause heißt Heizen übrigens, heiße Luft in die Räume pusten. Die Heizung besteht aus einem Röhrensystem, das sich durchs Haus zieht und in vergitterten Öffnungen im Boden oder an der Wand endet. Aus denen kommt dann heiße Luft, in anderen Öffnungen, die meist gegenüber liegen, wird die Luft angesaugt. Für das ganze Haus gibt es nur einen Temperaturregler. Das heißt, je nach Lage der Räume sind sie unterschiedlich warm oder kalt. Will man es in einem Raum wärmer haben, muss man das ganze Haus weiter aufheizen. Oder auch hier einen kleinen elektrischen Ofen anstellen. Den habe ich mir inzwischen gekauft. Denn die Gastherme ist zwar ausgewechselt, es ist kuschelig warm – aber man weiß ja nie.

Mein deutsches Energiespargewissen habe ich übrigens schon fast über Bord geworfen. Beim Frieren hört der Spaß auf. Ich mache also inzwischen auch gleichzeitig die Heizung an – und das Fenster auf. Aber nur kurz.