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Kampf dem Campus-Müll

Janine Albrecht27. Mai 2013

Papier, Kaffeebecher, Hausmüll: 2,5 Millionen Studierende und deren Dozenten produzieren eine Menge Abfall. Als erste deutsche Hochschule praktiziert die Leuphana-Universität in Lüneburg Umweltschutz auch im Alltag.

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Pappbecher, davor ein blauer Becher mit dem Aufdruck Leuphana (Foto: Janine Albrecht)
Bild: Janine Albrecht

Im Café Neun an der Leuphana-Universität in Lüneburg stehen auf beinahe jedem der dunkelbraunen Tische zwei Kaffeebecher. Einer ist aus Porzellan, der andere aus Pappe. Die Wahl fällt bei den meisten Studierenden ähnlich aus: Sie nehmen einen To-go-Becher. Irmhild Brüggen, Umweltbeauftragte der Universität, wundert sich nicht darüber.

"In Deutschland werden pro Jahr laut Schätzungen etwa 6,5 Milliarden Pappbecher in den Abfall geworfen", sagt sie. Allein auf diesem Campus landen im Semester pro Woche 3000 dieser Becher im Müll. Doch es gibt eine Alternative, und die hält Brüggen in den Händen. Den blauen Plastikbecher aus recycelbarem Kunststoff haben Studenten der Umweltwissenschaften entwickelt. Für acht Euro können Studierende den "Keep Cup" kaufen. Bei jedem Kaffee sparen sie dann zehn Cent. Bisher aber wird das Angebot noch nicht gut angenommen, bedauert die Leiterin des Cafés.

Irmhild Brüggen (Foto: Janine Albrecht)
Irmhild Brüggen füllt im Café Neun ihren "Keep Cup"Bild: Janine Albrecht

Hände einfach trocken pusten

In einem ganz anderen Bereich klappt die Müllvermeidung besser, beim Händewaschen. In den besonders stark besuchten Bereichen der Uni, wie etwa dem Hörsaal-Gebäude oder der Bibliothek, wurden in den Toiletten Geräte aufgehängt, die mit starkem Luftstrom die Hände trocknen. "Dadurch konnte eine 1100 Liter große Restmülltonne vom Campus entfernen werden", erklärt Brüggen. Der anfallende Stromverbrauch sei natürlich auch beachtet worden, versichert die Umweltbeauftragte. Der sei so gering, dass das Elektrogerät eine gute Alternative darstelle.

Denn natürlich achtet die Uni auch auf ihren Energieverbrauch. In den Seminarräumen wurden dazu CO2- Ampeln angebracht. Sie messen den Kohlendioxid-Gehalt in der Luft. Schließlich sei der Sauerstoff schnell aufgebraucht, wenn in den Räumen viele Studenten sitzen. "Dann schaltet die Ampel von Grün über Orange auf Rot, und bei Rot heißt es dann "bitte aufstehen und einmal stoßlüften'", sagt Brüggen. Im Winter soll so verhindert werden, dass die Heizwärme durch gekippte Fenster verschwendet wird.

CO2-Ampel in einem der Seminarräume der Leuphana-Universität in Lüneburg (Foto: DW/Janine Albrecht)
CO2- Ampeln messen den Kohlendioxid-GehaltBild: Janine Albrecht

Deutschlandweit erste Fakultät für Nachhaltigkeit

An der Fassade eines der roten Backsteingebäude zeigt ein Display an, wie viel CO2 die Uni bereits eingespart hat. Mit zwei Photovoltaikanlagen auf den Dächern produziert die Hochschule selber Strom. "Den Solarstrom speisen wir in das öffentliche Netz ein und dafür bekommen wir eine Vergütung zurück", so Brüggen. Das sind etwa 51 Cent pro Kilowattstunde. Seit Anfang 2012 nutzt die Uni nur noch Ökostrom, daher wird hier gar kein CO2 mehr emittiert.

Auch im Ausland gebe es mittlerweile viele Beispiele für Umweltschutz an Hochschulen, beobachtet Brüggen. Das Bewusstsein dafür wachse zusehends. In Deutschland wiederum ist Brüggen nicht die einzige Umweltbeauftragte einer Hochschule. Doch die mit 10.000 Studenten recht kleine Leuphana war die erste deutsche Universität, die im Jahr 2000 Nachhaltigkeitsrichtlinien beschlossen hatte. Zudem wurde hier zehn Jahre später die erste Fakultät für Nachhaltigkeit gegründet.

Campus-Plan der Leuphana-Universität in Lüneburg (Foto: DW/Janine Albrecht)
Im Jahr 2010 wurde an der Leuphana-Universität die erste Fakultät für Nachhaltigkeit gegründetBild: Janine Albrecht

Praktische Hilfe in der Fahrradwerkstatt

An der Leuphana wird Umweltschutz offenkundig nicht nur erforscht und gelehrt, sondern auch im Uni-Alltag praktiziert. So gibt es auf dem ganzen Campus nur Fair-Trade-Kaffee, neben herkömmlichen Gerichten wird in der Mensa auch Bio-Essen angeboten.

Gleich neben dem Mensagebäude finden die Studenten eine Fahrradwerkstatt. Lis, die hier seit einem halben Jahr mitarbeitet, hievt gerade mit einer Studentin ein Rad mit einem platten Reifen hoch in die Halterung. Sie erklärt ihrer Kommilitonin, wie sie das kleine Loch im Reifen flicken kann. Lis hilft hier nicht nur mit, um Studenten eine günstige Reparatur anzubieten. "Es geht hier auch darum, zu recyceln," betont sie. "Wir haben ganz viele alte, gebrauchte Teile, das ist günstig und umweltfreundlich".

Fahrradwerkstatt der Leuphana-Universität in Lüneburg (Foto: DW/Janine Albrecht)
In der Fahrradwerkstatt werden platte Reifen geflicktBild: Janine Albrecht