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Kampf gegen Angriffe aus dem Netz

19. Juni 2009

In dieser Woche findet in der estnischen Hauptstadt Tallin die "Cyber Warfare Conference“ statt - organisiert vom NATO Kompetenz-Zentrum für Cyber-Verteidigung.

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Bild: picture-alliance/chromorange

Cyber-Kriegsführung ist neu. Doch der meist zitierte Mann auf der Konferenz in Tallin ist seit knapp 180 Jahren tot: Der preußische Stratege Carl von Clausewitz - mit seinem Ausspruch, der Krieg sei die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Im 21. Jahrhundert eben mit den Mitteln der Computerkriegsführung. Cyber-Konflikte seien längst Realität und würden auch nicht von selbst wieder verschwinden – machte der estnische Verteidigungsminister Jaak Aaviksoo gleich in seiner Eröffnungsrede deutlich. Und gab auch gleich ein Beispiel aus Südkorea. Dort hätten Beamte erst vor wenigen Tagen Cyber-Angriffe auf ihr militärisches Computer-Netzwerk gemeldet. „Die Zahl steigt ständig, durchschnittlich sind es 95.000 Angriffe pro Tag.“

Per Trick zur Kreditkartennummer

Symbolbild Cyberwar
Bild: AP/dpa/DW

Rund 280 Konferenzteilnehmer hörten dem estnischen Minister zu, aus über 30 Ländern. Die Liste der Referenten ist eindrucksvoll. Vertreter des US-Heimatschutzministeriums finden sich dort, Wissenschaftler im Dienste des indischen Verteidigungsministeriums oder auch der Leiter der Forschungsabteilung des finnischen Sicherheitsunternehmens F-Secure, Mikko Hypponen. Hypponen befasst sich seit knapp 20 Jahren mit Cybersicherheit. Auch der gewöhnliche User sei gefährdet, erklärt er. Denn schon beim bloßen Besuch manipulierter Webseiten könne man seinen Rechner mit einem so genannten Trojaner infizieren – ohne irgendetwas zu bemerken.

„Von diesem Moment an ist dein Computer nicht mehr dein Computer. Er wird jetzt von Online-Kriminellen kontrolliert, die Geld verdienen wollen.“ Und das funktioniere auf unterschiedlichen Wegen, unter anderem durch den Versand von Spam-Mails. Besonders verbreitet sei die Aufzeichnung von Tastatur-Bewegungen. Aus einem ganz einfachen Grund: „Die hoffen, dass du beim Online-Shopping deine Kreditkartennummer eingibst.“ Vor allem aber wird das Internet zu einem wichtigen Hilfsmittel für Spionage – in der Industrie, in der Politik, beim Militär. Das passiere immer häufiger, sagt Hypponen, und es bestehe Grund zu der Annahme, „dass hinter einigen dieser Angriffe Staaten stehen.“

Infizierte Regierungscomputer

Symbolbild: hacker stiehlt Daten aus EDV-Anlage Computerkriminalität
Bild: Bilderbox

Im Sommer 2007 zum Beispiel berichtete das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ über Trojaner auf Rechnern der deutschen Bundesregierung. Angeblich ließen sich die Spuren nach China zurück verfolgen. Ebenfalls im September 2007 berichtete die englische Tageszeitung "Times" über einen Pentagon Report. Dem zu Folge hätten chinesische Hacker im Dienste der Volksbefreiungsarmee einen detaillierten Plan entwickelt, die Flugzeugträgerflotte der USA mit einer Cyberattacke lahm zu legen. Angeblich sollen die Hacker zudem ein virtuelles Handbuch für elektronische Kriegsführung verfasst haben.

US-Präsident Barack Obama misst dem Thema große Bedeutung bei. Vielleicht auch, weil während des Wahlkampfes im vergangenen Jahr sein eigenes Computersystem von Hackern geknackt wurde. Ende Mai bezeichnete er die Sicherheit der Computernetzwerke als eine der größten nationalen Herausforderungen der USA. Experten schätzen die Ausgaben der US-Regierung in diesem Bereich auf rund 10 Milliarden Dollar jährlich. Kein Wunder also, dass auch Vertreter großer Rüstungsfirmen wie Northrop Grumman den Weg nach Tallin gefunden haben.


Autor: Matthias von Hein
Redaktion: Esther Broders