1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Kampf um eine ruhige Winterpause

Stefan Nestler18. November 2014

Das letzte Länderspiel des Jahres ist für Weltmeister Deutschland ein besonderes: das Duell gegen den letzten Titelträger. Obwohl es ein Freundschaftsspiel ist, stehen beide Teams unter Druck.

https://p.dw.com/p/1DoqF
Bundestrainer Joachim Löw (r.) und Mittelfeldspieler Toni Kroos in Vigo. Foto: Getty Images
Bundestrainer Joachim Löw (r.) und Mittelfeldspieler Toni Kroos in VigoBild: Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images

Einen weiteren Dämpfer können sich eigentlich weder der neue, noch der alte Weltmeister leisten. Spanien, der Weltmeister von 2010, hat sich noch nicht von dem Fiasko bei der WM in Brasilien erholt, als die Mannschaft bereits nach der Vorrunde ausschied. Und Deutschland, der Triumphator von Rio, hat die Form von damals verloren und findet sie nicht wieder. Was an diesem Dienstag (ab 20.30 Uhr im DW-Audio-Livestream) zum Abschluss des Länderspieljahrs eigentlich ein Fußball-Leckerbissen zum Zunge schnalzen werden sollte, ist für beide Teams zu einem Schlüsselspiel geworden: Wer es verliert, wird eine unruhige Winterpause voller Diskussionen erleben.

Löw kündigt Konterfußball an

Bundestrainer Löw sieht dem gelassen entgegen, zumindest nach außen. "Es ist nicht schön, wenn man Ende des Jahres verliert", sagte Löw nach der Ankunft am Spielort Vigo. "Aber es spielt für nächstes Jahr keine entscheidende Rolle und auch nicht im Hinblick auf ein Turnier. So etwas nimmt eine Mannschaft nicht mit. Im nächsten Jahr kommen Spieler zurück, und wir werden unseren taktischen Horizont erweitern." Sollte der neue Weltmeister gegen den alten verlieren, könnte sich Löw in der Tat darauf zurückziehen, dass er im letzten Länderspiel des Jahres wegen der zahlreichen Verletzungen zu Experimenten fast schon gezwungen war. Torwart Manuel Neuer, Jerome Boateng, Marco Reus und Bastian Schweinsteiger können nicht spielen.

Roman Weidenfeller und Ron-Robert Zieler beim Training in Vigo. Foto: Getty Images
Roman Weidenfeller (l.) und Ron-Robert Zieler werden wohl je eine Halbzeit im deutschen Tor stehenBild: Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images

"Für einzelne Spieler ist es eine Chance, sich mit einer guten Leistung näher an die Mannschaft heranzubringen", sagte Löw und kündigte an, möglicherweise dem Hoffenheimer Stürmer Kevin Volland ebenso eine Chance in der Startelf zu geben wie dem Stuttgarter Verteidiger Antonio Rüdiger. Die Kapitänsbinde soll Sami Khedira tragen. Löw verriet auch schon sein taktisches Konzept: Hinten kompakt und gut organisiert stehen und dann kontern.

"Süßer Übergang" mit Stars, die sauer sind?

"Es ist ein Freundschaftsspiel, aber man kann es nicht als ein solches einordnen", sagte Spaniens Nationaltrainer Vicente del Bosque in Vigo. Auch er musste seine Mannschaft umbauen, weil zahlreiche Stammspieler wie Andres Iniesta, David Silva, Cesc Fabregas oder Diego Costa sich verletzt abgemeldet haben. Die Mannschaft befindet sich im Umbruch, den del Bosque als "süßen Übergang" verkauft. Doch einige Starts sind sauer, intern brodelt es. Abwehrchef Sergio Ramos kritisierte, dass sich einige Kollegen für die Nationalelf weniger engagierten wie für ihre Clubs. Beim 3:0-Sieg im EM-Qualifikationsspiel am Samstag gegen Weißrussland zeigte die spanische Elf erstmals seit langem wieder eine überzeugende Leistung. Jetzt noch ein Sieg gegen Weltmeister Deutschland und Trainer del Bosque könnte eine wenigstens einigermaßen ruhige Winterpause verleben: "Ich glaube, dass die Deutschen stark unter Druck stehen werden, nach ihren letzten Auftritten, die nicht gerade zufriedenstellend waren"

Löw: "Ein sensationell gutes Jahr"

Joachim Löws Zorn über den mageren 4:0-Sieg im EM-Qualifikationsspiel am Freitag gegen Fußballzwerg Gibraltar scheint inzwischen verraucht zu sein. Vorsichtshalber hat der Weltmeister-Trainer sein Fazit für 2014 schon einmal vor dem Duell gegen Spanien gezogen. "Dieses Jahr war sensationell gut und wird für uns immer einen besonderen Stellenwert haben", sagte Löw. "Als erste Mannschaft haben wir auf dem südamerikanischen Kontinent den Titel geholt. Jetzt geht es um die Entwicklung, weil wir den EM-Titel holen wollen." Wie das geht, haben die Spanier 2012 vorgemacht, als sie nach dem WM-Sieg 2010 in Südafrika auch bei der Europameistermeisterschaft in Polen und der Ukraine triumphierten.

Die Statistik spricht am Dienstag eher für einen Erfolg der Hausherren. Deutschland wartet seit 14 Jahren (4:1 in Hannover im Jahr 2000) auf einen Sieg gegen Spanien, der letzte Erfolg bei den Iberern (2:1 bei der WM 1982) liegt sogar schon 32 Jahre zurück. Bundestrainer Löw dürfte sich nur ungern an die Spiele gegen Spanien erinnern. 2008 im EM-Endspiel und 2010 im WM-Halbfinale gab es zwei schmerzhafte 0:1-Niederlagen.