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Kann Mrs. C. verlieren?

Ranty Islam, zzt. Boston9. Februar 2008

Hillary Clinton gibt sich gerne als kampferprobter Kampfpanzer, der den Republikanern den härteren Fight liefert als Softy Obama. Nicht wenige Demokraten fragen sich inzwischen, ob nicht das Gegenteil der Fall ist.

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Tough - so sieht Hillary sich zumindest selbst. "I am ready to lead" ist ihr Mantra. Doch während sie nicht müde wird, sich selber als die Kandidatin darzustellen, die hart genug ist um gegen den republikanischen Kandidaten besser bestehen zu können, mausert sich Kollege Obama zum Soft Giant. Sie geißelt ihn als naiv und unerfahren, er predigt über Hoffnung und Wandel. Sie kritisiert seine schwadronierende Unverbindlichkeit, doch ihre vermeintliche Konkretheit erschöpft sich in wenig konstruktiver Kritik an ihrem Konkurrenten. Das haben ihr die Wähler bereits in South Carolina übel genommen, als sie durch die Blume die Rassenfrage thematisierte. Luft wird dünner Er lässt die Kritik an sich abprallen, und er kann es sich leisten. Die Zeit spielt für Obama, dessen unkonkrete Vision vom Wandel immer unangreifbarer wird, weil die Menschen sich gefühlsmäßig immer mehr zu ihr bekennen - und nicht unbedingt rational dafür entscheiden. Die Zeit der Wahrheit für Obama kommt spätestens im Januar 2009, wenn er als dann potenziell gewählter Präsident seine im Wahlkampf gehaltenen Bergpredigten in konkrete Politik übersetzen müsste. Ganz so weit ist es noch nicht. Super Tuesday brachte noch einmal ein Patt - keinen entscheidenden Vorteil für Obama oder Clinton. Ihre Vorwahlsiege hat sie bei den Eliten an den Küsten geholt - Kalifornien, New York. Obama sammelt indes immer mehr Unterstützung im amerikanischen Herzland, dort wo einst ein George W. Bush seine Wahlen gewonnen hat. In den Vorwahlen die jetzt folgen, wird die Luft für Mrs. Clinton dünn und jeden Tag dünner. Nicht nur weil Obamas visionäre Rhetorik gegenwärtig unangreifbar scheint. Siegertyp und Underdog Bei den Republikanern hat sich mit John McCain ein Kandidat manifestiert, gegen den - so dämmert es vielen Demokraten langsam - eine Kandidatin Clinton einen ungleich schwereren Stand hätte als Obama. Wenn Clinton eine Sache als wichtige Kenngröße ihrer Kandidatur festgelegt hat, dann ist es ihre "Erfahrung". Die hat McCain aber auch. Obama hat immer klar gemacht, dass er eine ganz andere Schlacht schlägt - die um den Wandel. Dass der 71-jährige Republikaner (einer der ältesten Präsidentschaftskandidaten) einem jungen, wenn auch unerfahrenen Senator in dieser Sache Paroli bieten kann, ist zumindest fraglich. Den Nimbus des Siegertypen hat Clinton schon lange verloren, Obama den des Underdog auch. Und während sich viele Menschen lange gefragt haben, ob ein Barack Obama gewinnen kann, müssen sich die Demokraten jetzt langsam mit einer anderen Frage befassen: Kann Mrs. Clinton verlieren?