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Kants Heimat: Königsberg heute

Barbara Cöllen12. Februar 2004

Über seine Heimat Königsberg, das heute russische Kaliningrad, sagte Immanuel Kant: "Ein schicklicher Platz zur Erweiterung sowohl der Menschenkenntnis als auch Welterkenntnis." Ist das heute noch genauso?

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Von den Kaliningradern wieder aufgebaut: Der Königsberger DomBild: Transit-Archiv

Kant hat seine seine "schickliche" Heimatstadt bekanntlich denn auch nie verlassen und er wäre sicher nicht im Traum darauf gekommen, dass Königsberg einmal russisch werden und Kaliningrad heißen würde. Heute erkennt man in Kants Geburtsstadt vor allem die sozialen Probleme: Nach offiziellen Statistiken leben 40 Prozent der eine Million Menschen in der Region Kaliningrad unter dem Existenzminimum von 70 Euro im Monat. Eine Putzfrau in verdient dort monatlich 10 Euro, ein Lehrer 20 Euro, ein Chefarzt 40 Euro. 70 Prozent der Kaliningrader verdienen sich zu ihrem Einkommen ein Zubrot aus der Schattenwirtschaft oder aus illegalen Geschäften.

Enttäuschte Hoffnungen

Um den schwierigen wirtschaftlichen und sozialen Problemen im Gebiet zu begegnen, wurde 1996 das "Föderale Gesetz über die Wirtschaftszone Kaliningrad" verabschiedet. Mehr ökonomische Eigenständigkeit sollte dem Gebiet eingeräumt werden. Die Hoffnungen des einstigen Premierministers Tschernomyrdin haben sich allerdings nicht erfüllt. Er träumte von einer Sonderwirtschaftszone Kaliningrad; einem "Hongkong" an der Ostsee. Zwar sind die ausländischen Investitionen angestiegen; die potenten ausländischen Investoren bleiben aber immer noch fern. Gründe gibt es viele: Widersprüche in der Gesetzgebung, schlechte Infrastruktur, undurchsichtige Verwaltungsstrukturen. Auch von mafiosen Zuständen ist die Rede.

Laut einer Analyse des Instituts für Osteuropastudien in Warschau hat Kaliningrad in den letzten Jahren im wirtschaftlichen und sozialen Bereich dennoch einen großen Schritt nach vorn gemacht – und das aus eigener Kraft, betonen die polnischen Experten. Sie weisen zugleich darauf hin, dass Kaliningrad besser dastünde als viele andere russische Regionen. Nur wenn man vom Westen in das Gebiet einreise werde ein "bedrückender Ost-West-Unterschied" sichtbar.

Deutsch-russische Annäherungen

1999 eröffnete BMW ein Montagewerk in der russischen Enklave. In einem Joint-Venture-Projekt mit einem Kaliningrader Unternehmen montiert der deutsche Autohersteller hier 2000 bis 3000 Autos pro Jahr. Der Zugriff auf qualifiziertes Personal war für BMW ein Grund, diesen Standort zu wählen.

Immanuel Kant Denkmal in Kaliningrad
Immanuel Kant Denkmal in KaliningradBild: Transit-Archiv

Am 12. Februar, dem 200. Todestag des berühmtesten Kaliningraders, Immanuel Kant, wird Außenminister Fischer nun das deutsche Generalkonsulat im ehemaligen Königsberg eröffnen. Vielleicht ein weiterer Schritt zur deutsch-russischen Annäherung. Immerhin wurde dem deutschen Philosophen wieder ein Denkmal vor die Kaliningrader Universität gesetzt. 1944 hatte die ostpreußische Adelsfamilie Dönhoff das Original vor der Roten Armee versteckt. Erst 48 Jahre später, 1992, wurde die Statue nach einem Gipsentwurf neu gegossen und an ihren alten Platz zurückgebracht.