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"Deutsch-Türkischer Freundschaftspreis" für Merkel

Heiner Kiesel10. April 2013

Angela Merkel darf sich freuen, dass ihr Engagement für die Integration von Türken in Deutschland gewürdigt wird. Und die relativ unbekannten Preisverleiher rücken somit auch ins Rampenlicht.

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Verleihung des Deutsch-Türkischen Freundschaftspreises an Bundeskanzlerin Angela Merkel (Foto: DWHeiner Kiesel)
Merkel bekommt den Deutsch-Türkischen FreundschaftspreisBild: DW/H. Kiesel

"Das war eine Menge Arbeit", sagt Cihan Sendan und blickt der Bundeskanzlerin nach, die wieder in den Tiefen des Bundeskanzleramtes verschwindet. In der vergangenen Viertelstunde hat ihr der Bundesvorsitzende der Deutsch-Türkischen Freundschafts-Föderation den Deutsch-Türkischen Freundschaftspreis übergeben. Das ist eine knotig wirkende bronzefarbene Metallfigur. "Ihre Anwesenheit verstärkt die Bedeutung dieses Preises", hat Cihan Sendan dabei betont und gelobt, wie fleißig und sachlich die Kanzlerin regiere. Auf spezielle Verdienste Merkels für Verständigung und Freundschaft zwischen Türken und Deutschen ging er jedoch nicht ein. "Ich habe immer zu türkischstämmigen Menschen gesagt, ich bin eure Bundeskanzlerin, ich bin die Kanzlerin für alle in Deutschland", sagt Angela Merkel in ihrer knappen Dankesrede.

Der Freundschaftspreis wird von der Deutsch-Türkischen Freundschafts-Föderation e.V. (DTF) seit 2001 vergeben. Diese Organisation aus München bezeichnet sich als Dachverband deutsch-türkischer Freundschaftsvereine. Sie beschreibt sich als "pluralistische, freiheitliche und laizistische Föderation" und will die Völkerverständigung durch Bildungsangebote, Seminare und Kongresse vorantreiben. Auf der spärlichen Website der DTF heißt es derzeit "keine Termine" und der Facebook-Auftritt verzeichnet nichts, außer zwei "Likes".

Kamera bei der Verleihung des Deutsch-Türkischen Freundschaftspreises an Bundeskanzlerin Angela Merkel (Foto: DW/Heiner Kiesel)
Der Freundschaftspreis ist besonders für türkische Medien ein ThemaBild: DW/H. Kiesel

Auch in der türkischen Community außerhalb Bayerns ist die DTF nicht sehr bekannt. "Ich höre von denen und ihrem Preis das erste Mal", sagt Ayla Ertürk vom Türkisch-Deutschen Zentrum in Berlin. Anders die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Staatsministerin Maria Böhmer, am Rande der Preisverleihung: "Die Deutsch-Türkische Föderation ist seit Jahren außerordentlich engagiert."

Unbekannter Preis

In den vergangenen Jahren wurde der Preis wiederholt an bekannte Politiker vergeben. Darunter waren Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit, Ex-Bundespräsident Johannes Rau, der CDU-Politiker Armin Laschet sowie die Sozialdemokratin Lale Akgün. "Für mich war der Preis 2007 sehr wichtig", erinnert sich die ehemalige Bundestagsabgeordnete Akgün und hofft, dass die Auszeichnung eine Art Motivation für die Bundeskanzlerin ist, sich für den deutsch-türkischen Austausch einzusetzen.

Sevim Dagdelen, Bundestagsabgeordnete (Foto: Karlheinz Schindler)
Sevim Dagdelen, Abgeordnete der Linken, erhielt den Freundschaftspreis 2007Bild: picture-alliance/ZB

Preisträgerin Sevim Dagdelen von der Linken spricht allerdings von einem "Fehlgriff" der Preisverleiher. "Es wundert mich, dass Merkel den Preis bekommt, denn die hat nichts für bessere Beziehungen getan, eher das Gegenteil."

Trotz der Prominenten: Der Preis wurde bislang öffentlich kaum beachtet. "Bei der Preisverleihung letztes Jahr an Wowereit war niemand von der deutschen Presse da", sagt ein türkischer Journalist mit Blick auf die rund 20 Vertreter der Hauptstadtpresse im Bundeskanzleramt. Das könnte sich nun nach der Entgegennahme durch die Bundeskanzlerin ändern. Der kurze Event im Kanzleramt ist ein echter Erfolg für die Verantwortlichen der Deutsch-Türkischen Freundschafts-Föderation.

Der Termin wurde übrigens extra in das Tagesprogramm Merkels eingeschoben. Die eigentliche Preisverleihung findet am 27. April in München statt - dann auch in weiteren Kategorien an Medien- und Kulturschaffende. Aber weil die Kanzlerin da terminliche Probleme hat, ist der gesamte Vorstand der DTF gut zwei Wochen vorher nach Berlin gereist. Um ein Zeichen dafür zu setzen, dass sich die Beziehungen zwischen Deutschen und Türken bessern.

Ärger wegen NSU-Prozess

Verhandlungssaal des NSU-Prozesses in München (Foto: Afp)
Es wird eng: der Verhandlungssaal des NSU-ProzessesBild: Christof Stache/AFP/Getty Images

Ein positives Signal, das der Bundesregierung gelegen kommt. Gerade jetzt, da in deutschen und türkischen Medien harsche Kritik wegen der Sitzplatzvergabe beim Münchner NSU-Prozess geübt wird. Dort geht es ab Mittwoch (17.04.2013) um zehn mutmaßlich von Rechtsradikalen ermordete Menschen, darunter neun Migranten aus der Türkei und Griechenland.