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Karsai will für Sicherheit im Land sorgen

2. November 2011

Die NATO-Kampftruppen ziehen erst 2014 aus Afghanistan ab. Bis dahin muss die Sicherheitslage in dem Land geklärt werden. Auf einer Konferenz in Istanbul wurde der afghanische Präsident Karsai konkreter als sonst.

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Ansprache des afghanischen Präsidenten Karsai auf der Istanbuler Sicherheitskonferenz (Foto: AP)
Karsai spricht auf der Sicherheitskonferenz in IstanbulBild: dapd

Der afghanische Präsident Hamid Karsai gab sich entschlossen. Sein Land wolle noch vor Ende des Jahres selbstständig für die Sicherheit von 50 Prozent seiner Bevölkerung sorgen, so Karsai auf der regionalen Sicherheitskonferenz in Istanbul am Mittwoch (02.11.2011). Das Treffen galt als wichtige Vorbereitungsetappe für die Afghanistan-Konferenz in Bonn im Dezember. Karsai kündigte zudem an, er werde in naher Zukunft weitere Gebiete bekanntgeben, in denen afghanische Armee und Polizei die Verantwortung von der internationalen Schutztruppe ISAF übernehmen würden.

Es gibt auch bereits einen konkreten Zeitplan. Nach vorläufigen Angaben der zuständigen afghanischen Behörde aus der vergangenen Woche sollen 17 der insgesamt 34 Provinzen teilweise oder ganz übergeben werden, sechs davon liegen im Norden. Diese Liste kann sich allerdings noch ändern, da die letzte Entscheidung bei Karsai liegt. Nicht enthalten sind die beiden gefährlichsten Provinzen im Zuständigkeitsgebiet der Bundeswehr, Kundus und Baghlan.

Karsai setzt auf die Hilfe Pakistans

Deutliche Worte fand Karsai auch gegenüber dem Nachbarland Pakistan. Seiner Überzeugung nach organisieren die radikal-islamischen Taliban den Kampf in Afghanistan weiter von Pakistan aus. Der Präsident betonte aber auch, dass ohne die Teilnahme der obersten Führung der Aufständischen in Pakistan der afghanische Friedensprozess nicht möglich sei. Er hoffe daher, dass es gelinge, die Taliban-Führung von ihren "traditonellen Unterstützer-Netzwerken" außerhalb Afghanistans zu lösen. Mit Blick auf die Regierung in Islamabad sagte Karsai, er baue dabei auf die Hilfe der "pakistanischen Brüder".

Der Iran nutzte das Forum in Istanbul, um den Einsatz der NATO in Afghanistan zu kritisieren und schwere Vorwürfe gegen das Verteidigungsbündnis zu erheben. "Den ausländischen Truppen ist die Lage der Menschen in Afghanistan egal", erklärte der iranische Außenminister Ali-Akbar Salehi. Zehn Jahre nach Beginn des internationalen Militäreinsatzes gebe es in Afghanistan weder Frieden noch Stabilität. Die Lage der Afghanen habe sich nicht verbessert, so sein Fazit.

An der Konferenz in Istanbul nahmen insgesamt 26 Staaten teil. Ziel war es, die Zusammenarbeit zwischen den Ländern Zentral- und Südasiens in Sicherheitsfragen zu verbessern. Karsai sprach von einem "bedeutenden Meilenstein" auf dem Weg zu mehr regionaler Kooperation. Viele der teilnehmenden Länder versprachen, Afghanistans Souveränität zu unterstützen. Außerdem wurden Hilfen für die Sicherheit, die wirtschaftliche Entwicklung und Unterstützung bei der politischen Lösung des Konfliktes in der Übergangsphase in Aussicht gestellt.

Außenminister Westerwelle schüttelt die Hände seines Amtskollegen Rasoul (Foto: dapd)
Außenminister Westerwelle - hier im Gespräch mit dem afghanischen Kollegen Zalmay Rassoul - vertrat Deutschland in IstanbulBild: dapd

Westerwelle sichert langfristige Hilfe zu

Auch Deutschland war mit Bundesaußenminister Guido Westerwelle in Istanbul vertreten. Er sicherte Afghanistan eine langfristige Partnerschaft zu. Der Abzug der Kampftruppen 2014 bedeute nicht das Ende der internationalen Präsenz am Hindukusch, betonte der FDP-Politiker. Das Engagement werde künftig allerdings vor allem zivil sein. Aber es gelte: "Wir werden den Afghanen noch lange Zeit beistehen."

Autor: Walter Lausch (mit dpa, rtr, afp)

Redaktion: Pia Gram/Ursula Kissel