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Karstadt kündigt Tarifbindung

13. Mai 2013

Der Kaufhausriese Karstadt will bei der Entlohnung seiner Mitarbeiter Millionen einsparen, indem er ausgehandelte Lohnerhöhungen nicht umsetzt. Der Handelsverband bedauert dies, für die Gewerkschaft ist es ein Skandal.

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Passanten kommen aus einer Karstadt-Filiale in Dortmund (Foto: AP)
Deutschland Wirtschaft Karstadt WarenhausBild: AP

"Künftige Entwicklungen der Tarifverträge des Einzelhandels werden auf Arbeitsverhältnisse der Karstadt-Gruppe keinen Einfluss haben." Mit diesem Worten teilte der Warenhauskonzern Karstadt am Montag in Essen mit, das die rund 22.000 Beschäftigten des Unternehmens bis 2015 auf Lohnerhöhungen verzichten müssen. Karstadt will Ergebnisse von Tarifverhandlungen im Einzelhandel, die dem Konzern Mehrkosten verursachen würden, jetzt und in den kommenden zwei Jahren nicht mehr umsetzen.

Die Kündigung der Tarifbindung hat nicht nur bei den Gewerkschaften Widerspruch hervorgerufen. Auch der Handelsverband HDE kritisiert den Plan des Warenhausriesen. HDE-Tarifexperte Heribert Jöris sieht durch die Entscheidung von Karstadt die Wettbewerbsgleichheit in der Branche gefährdet.

Karstadt streicht 2000 Stellen

Für die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi ist die Kündigung der Tarifbindung ein "Skandal". Stefanie Nutzenberger vom Bundesvorstand der Gewerkschaft sagte, der Konzern stolpere "in seine nächste Fehlentscheidung". Sie rechnete vor, dass die Belegschaft seit 2004 durch Zugeständnisse bereits "mehr als 650 Millionen Euro in ihr Unternehmen investiert" habe, der Konzern-Eigentümer, der Milliardär Nicolas Berggruen, "dagegen so gut wie nichts".

Kaufhof hängt Karstadt ab

Das Unternehmen, das 2010 nur knapp der Insolvenz entgangen war, fällt im Wettbewerb weiter zurück: Während Konkurrent Kaufhof sein operatives Ergebnis steigern konnte, schreibt Karstadt rote Zahlen. Eine Bilanz für das Geschäftsjahr 2010/2011 hat Karstadt erst verspätet veröffentlicht, Zahlen für das folgende Jahr noch nicht vorgelegt. Bekannt ist lediglich, so die Nachrichtenagentur Reuters, dass Karstadt vom vierten Quartal 2010 bis zum dritten Quartal 2011 ein Minus von knapp 21 Millionen Euro erwirtschaftet hat.

Karstadts Arbeitsdirektor, Kai-Uwe Weitz, betonte am Montag, dass Karstadt auch weiterhin zum Manteltarifvertrag stehe und sich daher für bestehende Arbeitsverhältnisse "keine Kürzungen" ergäben. Der Ausstieg aus der Tarifbindung, von Weitz als "Tarifpause" bezeichnet, soll dem Konzern Einsparungen in Höhe von rund 35 Millionen Euro bescheren.

Im vergangenen Jahr hat Karstadt, entgegen früherer Versprechen, die Arbeitsplätze im Konzern zu erhalten, die Streichung von 2000 Stellen bis 2014 angekündigt. Zurzeit sind bereits 1850 Jobs weggefallen – durch Frühpensionierungen, freiwillige Kündigungen und die Kündigung befristeter Arbeitsverhältnisse. Einen weiteren Stellenabbau hat Karstadt-Chef Andrew Jennings in einem Interview mit dem "Tagesspiegel" ausdrücklich nicht ausgeschlossen.

dk/kle (rtr/dpa/afp)