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Kasachstan: Italienischer Energiekonzern in Kaschagan unter Druck

30. August 2007

Dem italienischen Ölkonzern Eni werden in Kasachstan Zoll- und Umweltvergehen vorgeworfen. Experten glauben, dahinter könnte auch der Versuch der Regierung in Astana stehen, den eigenen Anteil am Profit zu erhöhen.

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Das Hauptbüro des kasachischen Energiekonzerns KasMunaiGasBild: Stefano Grazioli

Das kasachische Umweltministerium hat die Arbeiten am Kaschagan-Erdölfeld durch das internationale Förderkonsortium AGIP KCO unter Leitung des italienischen Energiekonzerns Eni für mindestens drei Monate ausgesetzt. Einer der Gründe, die Umweltminister Nurlan Iskakow am Montag (27.8.) nannte, sollen Verletzungen von Umweltschutzbestimmungen sein. Zudem nahm das kasachische Finanzministerium Ermittlungen gegen hochrangige Mitarbeiter des Konzerns Eni auf. Dem italienischen Unternehmen wird vorgeworfen, Zollgebühren unterschlagen zu haben.

Experten in Kasachstan äußern allerdings Zweifel, dass Umweltschäden ein Grund dafür seien, dass die Arbeiten an dem größten Erdölfeld des Landes unterbrochen wurden. Der kasachische Politologe Eduard Poletajew sagte in einem Gespräch mit der Deutschen Welle: "Viele Experten sind der Meinung, dass das Kaschagan-Erdölfeld sehr schwierig ist, insbesondere wegen des Umweltschutzes. Es gelingt bei der Erdölförderung am Kaschagan kaum, Umweltverstöße zu vermeiden. Doch in diesem Fall benutzt die kasachische Regierung Umweltschutzprobleme als ein Druckmittel gegen ausländische Investoren."

Schlag gegen ausländischen Investor?

Die kasachische Regierung drohte bereits mehrmals damit, dem Energiekonzern Eni die Erlaubnis für das Kaschagan-Projekt zu entziehen. Der Grund dafür waren Verzögerungen im Projektablauf. Eni hatte erklärt, dass die industriemäßige Erdölförderung am Kaschagan von 2008 auf 2010 verschoben werden müsse. Astana war der Ansicht, dass die Vertragsbedingungen dadurch verletzt würden.

Eduard Poletajew glaubt, dass hinter den Erklärungen des Umwelt- und Finanzministeriums andere Gründe eine Rolle spielten: "Es gibt mehrere wichtige Faktoren: Erstens erfüllten sich die Hoffnungen auf große Erdölmengen von Kaschagan bis jetzt nicht. Zweitens will die kasachische Regierung ihren Anteil am Profit aus dem Erdölfeld im Kaspischen Meer steigern. Außerdem sollte daran erinnert werden, dass der russische Präsident Wladimir Putin, mit dem der kasachische Präsident Nursultan Nasarbaew in sehr gutem Kontakt steht, auf ähnliche Art und Weise ausländische Investoren vom Großprojekt "Sachalin-2" abhielt. Putin verstärkt seine Macht und baut ein energetisches Imperium auf. Kasachstan übernimmt die russische Erfahrung", meinte jedenfalls der kasachische Politologe.

Unerfüllte Hoffnungen

Kaschagan galt lange als gigantisches Erdölvorkommen. Die Regierung des Landes setzte große Hoffnungen auf dieses Erdölfeld, die bis jetzt unerfüllt sind. Nach Angaben von kasachischen Experten sollte die Erdölförderung im zweiten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts 120 bis 170 Millionen Tonnen im Jahr erreichen. Der russische Politologe Jurij Bjalij bezweifelt jedoch, dass das Kaschagan-Erdölfeld wirklich so erdölreich ist, wie man glaubt: "Kommerzieller Betrug ist nicht auszuschließen. Es wird über ein gigantisches Erdölvorkommen berichtet und der Aktienkurs der zum Betriebskonsortium gehörenden Firmen steigt dadurch riesig. So war es zum Beispiel auch, als man über die großen Vorkommen in Aserbaidschan berichtete. In der Realität aber gab es dort lange nicht so viel Erdöl. Vielleicht hat die kasachische Regierung das gleiche Ziel und versucht nun, den Konzern Eni dazu zu zwingen, den Anteil des kasachischen Energiekonzerns KazMunaiGaz steigen zu lassen", mein Bjalij.

Jaroslaw Razumow, Daria Bryantseva
DW-RADIO/ Zentralasien, 21.8.2007, Fokus Ost-Südost