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Martin Rademacher14. Februar 2014

Für manche Menschen ist die Religion bei der Partnerwahl entscheidender als andere Kriterien. Konfessionelle Online-Portale und kirchliche Speed-Datings florieren.

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Bild: Fotolia/Web Buttons Inc

"Ich wollte immer schon auf jeden Fall einen katholischen Ehepartner haben“, sagt die Österreicherin Martina Chiari (44). Kein leichtes Unterfangen: Die männlichen Freunde waren meist schon vergeben. Und in ihrer direkten Umgebung fanden sich nur wenige überzeugt katholische Männer. Ein "Taufschein-Katholik“ kam für sie jedenfalls nicht in Frage: "Ich suchte jemanden, der seinen Glauben lebt.“ Ihr letzter Freund teilte ihren Glauben nicht. Schlimmer noch: Er hatte der Kirche zeitweise den Rücken gekehrt. Ging es um Glauben im Alltag, um Kirchbesuch oder das Engagement in der Gemeinde – es war „schwierig, an einem Strang zu ziehen“, erinnert sich Martina Chiari. Dann entdeckte sie die katholische Partnerbörse "kathtreff.org".

Katholisches Speed-Dating am Valentinstag

Religiöse Partnervermittlung beschränkt sich längst nicht mehr auf Inserate in Kirchenzeitungen. So bietet etwa das Bistum Mainz am Valentinstag (14.02.) ein Speed-Dating an. Ähnliche katholische Veranstaltungen gibt es seit 2008 in Frankfurt am Main und im Bistum Osnabrück. Beziehungen anbahnen per Speed-Dating: Passt das zur katholischen Kirche und ihrem traditionellen Eheverständnis?

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Kennenlernen in Rekordzeit: Speed-Dating auf katholischBild: Fotolia/Lucky Dragon USA

"Ich sehe da keinen Widerspruch“, sagt Norbert Lüdecke, Professor für Kirchenrecht an der Universität Bonn. "Die katholische Kirche möchte, dass Katholiken möglichst untereinander heiraten, denn sie hält gerade in Glaubensfragen die Gesinnungseinigkeit der Eheleute für wichtig.“ Die Kirche grenze die Partnerwahl schon durch ihr Eherecht ein, erklärt Lüdecke. "Katholische Laien wirken ja nach amtskirchlicher Überzeugung gerade dadurch am Aufbau des Gottesvolkes mit, dass sie physisch und erzieherisch Manpower bereitstellen." Der Theologe hält es für "systemstimmig", wenn versucht werde, durch "konfessionell homogene Kontaktvermittlung bei der geeigneten Partnerwahl zu helfen.“

Auch Juden und Muslime nutzen das Internet zur Partnersuche

Ursprünglich ist Speed-Dating sogar aus religiöser Motivation entstanden. 1998 war es der Rabbiner Yaacov Deyo, der versuchte, in der Diaspora verstreute jüdische Singles zusammenzubringen. Jüdische Angebote finden sich auch in Deutschland, sowohl Speed-Datings als auch Dating-Portale. Auch muslimische Partnerbörsen gibt es.

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Speed-Dating, auch unter Katholiken schwer angesagtBild: DW-TV

Wie funktioniert Kennenlernen im Internet? "Gleich und Gleich gesellt sich gern“, analysiert der Soziologe Hans-Peter Blossfeld. Der Bamberger Forscher hat sich ausführlich mit Dating-Portalen beschäftigt. Man verstehe sich mit jemandem, der einem ähnlich ist, von vorneherein besser, ohne über alles reden zu müssen, so Blossfeld in einem Zeitungsinterview.

Neben katholischen, jüdischen und muslimischen Angeboten finden sich im Internet auch überkonfessionelle christliche Portale, etwa "himmlisch-plaudern.de". Gründer Tobias Zschöckner sagt: "Ich war selber auf der Suche nach einer Partnerin und habe irgendwann festgestellt, dass der gleiche Glaube auch eine solide Grundlage für eine Beziehung ist.“ Auf der Plattform geht es solider zu als auf weltlichen Dating-Portalen: "Die Zielsetzung ist eine ganz andere, wenn man auf einer christlichen Plattform unterwegs ist“, so Zschöckner im Gespräch mit der Deutschen Welle. „Da geht es nicht um eine Beziehung für die nächsten Jahre, sondern um den Partner für's Leben.“ Das Angebot ist kostenlos. Rund 24 000 Mitglieder sind registriert. Anders als bei den meisten Dating-Portalen, wo es einen Männerüberschuss gibt, halten sich männliche und weibliche Mitglieder auf "himmlisch-plaudern.de" zahlenmäßig die Waage.

Hingegen sind rein evangelische Angebote selten. Das könnte am Eheverständnis der Protestanten liegen. Für die katholische Kirche ist die Ehe Sakrament und somit heilig. Der Reformator Martin Luther sagte dagegen: "Die Ehe ist ein weltlich Ding.“ Da tritt der konfessionelle Aspekt bei der Partnersuche eher in den Hintergrund.

Bildgalerie - Kardinal Meisner
Kölns Kardinal Meisner: "...dankbar für katholischen Heiratsdienst im Internet"Bild: picture-alliance/dpa

Gleiche Konfession, gleiche Werte

Protestanten werden auf dem katholischen Portal kathtreff.org zwar nicht ausgeschlossen. Doch richtet sich das Angebot vornehmlich an Katholiken: "Es macht das Leben einfacher, wenn man auch die Form des Glaubens teilt“, sagt Gründerin Gudrun Kugler. Gerade bei der Kindererziehung oder dem sonntäglichen Kirchgang sei es "leichter, wenn man sagt: Wir teilen eine Konfession“.

Die Idee für die katholische Single-Börse hatte der Salzburger Weihbischof Andreas Laun. "Viele junge Menschen waren bei ihm und haben gesagt, sie litten darunter, dass sie niemanden finden“, berichtet Gudrun Kugler. Neun Jahre gibt es das katholische Portal. Nach wie vor hat es den Segen von hoher kirchlicher Stelle, wie ein Zitat des Kölner Kardinal Meisner verrät: "Ich bin dankbar, dass nun ein katholischer Heiratsdienst im Internet entsteht“.

Dank "kathtreff.org" ist auch Martina Chiari mittlerweile glücklich verheiratet. Nach einem langen Gebet meldete sie sich 2010 auf der Plattform an – mit durchschlagendem Erfolg: Gleich am ersten Tag lernte sie ihren heutigen Ehemann kennen. Ein Jahr später läuteten die Hochzeitsglocken.