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Katholische Kirche will auf Wiederverheiratete zugehen

19. Mai 2012

Auf dem deutschen Katholikentag ist am Vorabend des Abschlussgottesdienstes eine erste Bilanz gezogen worden. Erzbischof Zollitsch nimmt "eine ganze Fülle von Ideen" mit, hält rasche Änderungen aber für unwahrscheinlich.

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Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, beim 98. Katholikentag in Mannheim (Foto: dpa)
Erzbischof Zollitsch sieht "Baustellen und Fragezeichen"Bild: picture-alliance/dpa

"Der Aufbruch besteht darin, dass wir auch bei schwierigen Themen einander zugehört haben", sagte Robert Zollitsch mit Blick auf das Motto des 98. Katholikentags in Mannheim. So werde die katholische Kirche den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen überdenken, die derzeit nicht an der Eucharistie teilnehmen dürfen, kündigte der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz an. Es stelle sich die Frage, wie die Seelsorge mit den Betroffenen umgehe und wie ihre Teilnahme am geistlichen Leben bis hin zum Abendmahl aussehen könne. Die Unauflöslichkeit der Ehe stehe jedoch nicht infrage, sagte Zollitsch.

" Vieles kann und muss man jetzt lösen"

Lösungen für wiederverheirate Menschen und Paare unterschiedlicher Konfession sind auch dem Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, ein wichtiges Anliegen: "Es wird erwartet, dass alle vorhandenen Möglichkeiten voll ausgeschöpft werden. Vieles kann und muss man jetzt lösen". Es bestehe der dringende Wunsch, Fragen der Sexualmoral endlich offener anzugehen, sagte Glück. Er habe in Mannheim eine "lebendige, glaubensstarke und vitale Kirche erlebt". Allerdings sei bei vielen der 80.000 Besucher auch Unruhe und Spannung deutlich geworden, wie es mit ihrer Kirche weitergehe.

Auch Erzbischof Zollitsch lobte die Atmosphäre des Laienforums, das unter dem Motto "Einen neuen Aufbruch wagen" steht. Bei allen Baustellen und Fragezeichen habe er gesehen, "wie viele Menschen sich einsetzen für unsere Kirche und den Glauben in unserem Land". Er rief die katholischen Christen auf, die Zukunft ihrer Kirche aktiv zu gestalten. Religion dürfe aber nicht dazu führen, sich von der Wirklichkeit abzuschotten.

Eine "Revolution" war nicht zu erwarten

Zollitsch zeigte zwar Verständnis für die Ungeduld vieler Gläubiger, dämpfte aber Hoffnungen auf rasche Änderungen. Schnelle Reformen oder eine "Revolution" seien auf dem Katholikentag nicht zu erwarten gewesen. Dabei erinnerte er an den im Vorjahr angestoßenen Dialogprozess innerhalb der katholischen Kirche, der bis 2015 dauere.

Bundesbildungsministerin Annette Schavan warb dafür, Frauen in der Kirche mehr Aufgaben zuzutrauen. Sie begründete ihre Forderung mit der Rolle von Maria von Magdala, der der auferstandene Jesus aufgetragen habe, seine Geschichte weiterzuerzählen. Damit Frauen mehr Mitwirkungsrechte in der Kirche erhielten, brauche es mehr Streitkultur, sagte die CDU-Politikerin. Streit sei nicht verwerflich, denn wer sich in der Kirche nur vertrage, habe aufgegeben.

Der fünftägige Katholikentag geht am Sonntag mit einem Open-Air-Gottesdienst zu Ende.

rb/gmf (afp, dapd, dpa, epd, kna)