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Spießrutenlauf

10. April 2008

Motorrad-Eskorten, Versteckspiele in Lagerhallen, Routenänderungen: Der olympische Fackellauf in San Francisco geriet zum Spießrutenlauf in James Bond-Manier. Olympialand China spricht von einem Erfolg – ebenso das IOC.

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Fackelträger, dahinter Polizisten (Quelle: AP)
Bodyguards für das Olympische FeuerBild: AP

Nicht viele Menschen konnten die Fackel sehen, doch weitgehend abgeschottet vom Großteil der Zuschauer und tausenden Demonstranten ist der olympischen Fackellauf in San Francisco am Mittwoch (9.4.2008) ohne massive Störaktionen über die Bühne gegangen.

Frau in Sportanzug reckt Fackel in den Himmel (Quelle: AP)
Die chinesische Schwimmerin Lin Li war eine der Fackelträgerinnen in San FranciscoBild: AP

Die chinesischen Medien bezeichneten den Lauf als Erfolg und lobten die in letzter Minute erfolgte Routenänderung als clevere Strategie, um die Pläne der "tibetischen Separatisten" zu durchkreuzen. Jiang Xiayou vom Fackellauf-Organisationskomitee dankte den Verantwortlichen in San Francisco. Vielleicht hätten einige Zuschauer die Flamme nicht sehen können, sagte er bei der Verabschiedung am Flughafen. "Aber wir alle haben die Leidenschaft der olympischen Bewegung gespürt."

Nach den teilweise gewalttätigen Protestaktionen bei den Fackelläufen in London und Paris nannte der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Jacques Rogge, "die Situation in San Francisco besser". Es sei aber nicht "die freudige Party" gewesen, die man sich erhofft habe.

Zuschauer und Medien im Abseits

Menschenmenge hält langes Banner, im Hintergrund eine große Hängebrücke (Quelle: AP)
"No torching" - "Kein Zündeln": Proteste gegen den Fackellauf in San FranciscoBild: AP

Die Organisatoren hatten die Demonstranten schon gleich zu Beginn mit einer Art Versteckspiel zu verwirren versucht. Der erste Läufer nahm die Fackel auf einer Bühne an der berühmten Waterfront in der Bucht von San Francisco in Empfang und rannte dann in eine Lagerhalle. Dann fuhr eine Motorrad-Eskorte los, aber der Fackelträger war nirgends zu sehen. Diese waren heimlich per Bus in einen anderen Stadtteil, weitab von der geplanten Strecke, gebracht worden. Dort setzten sie ihren Lauf durch die Stadt unter starkem Polizeischutz ohne große Zwischenfälle in meist menschenleeren Straßen fort. David Perry, Sprecher der Fackellauf-Organisatoren, verteidigte die Programmänderung. Die "außergewöhnliche Maßnahme" sei zum Schutz der Läufer getroffen worden, sagte Perry.

Kurz vor Beginn des Fackellaufs am Mittwoch hatten die Organisatoren die ursprünglich 9,6 Kilometer lange Route auf nahezu die Hälfte verkürzt. Die offizielle Abschlussfeier an der Justin Herman Plaza, wo bereits tausende Menschen warteten, wurde kurzfristig abgesagt. Die Behörden machten für die Absage Sicherheitsgründe geltend. Viele der dort Versammelten erfuhren erst spät von der Absage und reagierten wütend und enttäuscht.

IOC zufrieden: "Keine Verletzten"

Fackelläufer vor Arc de Triumph (Quelle: AP)
In Paris musste der Fackellauf zuvor unterbrochen werdenBild: AP

Peter Ueberroth, Präsident des Nationalen Olympischen Komitees der USA, begrüßte den Ablauf der Veranstaltung. "Die Stadt San Francisco wird global betrachtet dafür Applaus erhalten". Der deutsche IOC-Vizepräsident Thomas Bach nahm in Peking "mit großer Freude zur Kenntnis, dass in San Francisco nichts passiert ist." Auch der norwegische IOC-Marketing-Chef Gerhard Heiberg war "sehr zufrieden, weil es keine Verletzten gab".

Entlang der ursprünglichen Strecke hatten tausende Menschen mit tibetischen Flaggen gewartet. Der Zugang zur symbolträchtigen Golden Gate Bridge war erschwert worden, Aktivisten hatten sie zuvor für Protestaktionen gegen China genutzt. Der Fackellauf über das Wahrzeichen von San Francisco fand dann entgegengesetzt der ursprünglich geplanten Richtung statt.

Auch prochinesische Demos

Vor dem Lauf hatten zahlreiche Menschen friedlich gegen die chinesische Tibet-Politik protestiert. Es gab aber auch prochinesische Kundgebungen. Die rivalisierenden Gruppen schrieen sich über die Straße hinweg an.

Nach San Francisco soll die Olympische Fackel noch nach Buenos Aires in Argentinien und dann in ein Dutzend weiterer Länder reisen, bevor sie am 4. Mai nach China kommt. Seit dem 24. März, als der Fackellauf im antiken Olympia begann, kam es immer wieder zu Protesten. (rri)

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