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Portugal macht einen Rückzieher

14. März 2014

Niederlage für Schwule und Lesben in dem katholischen Land: Das Parlament hat der Einführung eines eingeschränkten Adoptionsrechts für homosexuelle Paare einen Riegel vorgeschoben. Auch Konservative sind erzürnt.

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Zwei Frauen mit einem Kind (Foto: Getty Images)
Bild: Patricia De Melo Moreira/AFP/Getty Images

Im vergangenen Mai - bei der Abstimmung in erster Lesung - hatten die Abgeordneten in Lissabon den Gesetzentwurf zur Adoption durch homosexuelle Paare noch gebilligt. Doch bei der Abstimmung in zweiter Lesung reichte der Mut dann doch nicht aus.

Mit einer knappen Mehrheit von 112 zu 107 Stimmen bei vier Enthaltungen lehnte das Parlament den von der oppositionellen Sozialistischen Partei (PS) eingebrachten Text am Freitag ab. Fast alle Abgeordneten der konservativen Regierungskoalition von Ministerpräsident Pedro Passos Coelho stimmten dagegen. Die Sozialisten wollten mit dem Gesetz Paaren in einer gleichgeschlechtlichen Ehe oder Partnerschaft, die älter als 25 Jahre sind, die Gelegenheit geben, ein leibliches oder Adoptiv-Kind des Partners zu adoptieren.

"Schockierendes Verhalten"

Der Präsident der portugiesischen Organisation der Lesben, Gays, Bi- und Transsexuellen (ILGA), Paulo Corte-Real, sprach von einem "absolut schockierenden" Verhalten. Das Parlament erhalte eine Diskriminierung aufrecht, die verfassungswidrig sei. Den Regierungsparteien sei das Schicksal der Kinder "völlig egal".

Auch innerhalb der Sozialdemokratischen Partei (PSD) von Passos Coelho gab es Kritik. Sie sei tief enttäuscht und verstehe nicht, weshalb einige ihrer Kollegen zwischen den beiden Abstimmungen ihre Meinung geändert hätten, machte die einflussreiche PSD-Abgeordnete Teresa Leal Coelho ihren Unmut deutlich. "Die Abschaffung dieses Adoptionsverbots und der Schutz der betroffenen Kinder sind dringend nötig, das ist nicht nur meine Meinung, sondern auch die des UN-Kinderhilfswerks UNICEF, der (portugiesischen Kinderhilfsorganisation) IAC sowie des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte."

Lesben und Schwule feiern 2010 vor dem Parlament: Die Abgeordneten haben gerade die Homo-Ehe gebilligt (Foto: Getty Images)
Lesben und Schwule 2010 vor dem Parlament: Die Abgeordneten haben gerade die Homo-Ehe gebilligtBild: Francisco Leong/AFP/Getty Images

Im streng katholischen und für europäische Verhältnisse nach wie vor konservativen Portugal war Homosexualität bis 1982 noch strafbar. Trotz heftiger Proteste der Kirche billigte die "Assembleia da República" dann 2010 die Einführung der Homo-Ehe. Seinerzeit verfügten allerdings die linksgerichteten Parteien noch über eine Mehrheit im Parlament.

se/haz (afpe, dpa)