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Keller geht - Komplette DFB-Spitze folgt

Marko Langer
11. Mai 2021

Es klingt wie ein Rücktritt, aber es ist auch das vorläufige Ende eines Machtkampfes: DFB-Chef Fritz Keller stellt sein Amt zur Verfügung. Und: Der Verband braucht demnächst eine komplett neue Spitze.

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DFB-Präsident Fritz Keller
Fritz Keller Bild: Arne Dedert/dpa/picture alliance

Die Führungskrise im Deutschen Fußball-Bund hat eine neue Stufe erreicht. Nach anhaltender Kritik an einer internen Äußerung, mit der er seinen Vizepräsidenten Rainer Koch mit Nazi-Richter Rudolf Freisler verglichen hat, zieht DFB-Präsident Fritz Keller die Konsequenzen und gibt sein Amt auf. Allerdings hatte man beim Verband ein Einsehen, dass Keller nicht die einzige problematische Personalie war: Die gesamte Führungsspitze steht vor dem Aus. 

DFB (Deutscher Fussball Bund) Logo, Wappen, Schriftzug vor Zentrale
Ort des Machtkampfs: die DFB-Zentrale in Frankfurt/Main Bild: picture-alliance/HMB Media/O. Mueller

Der Verband veröffentlichte am Dienstagabend eine Mitteilung unter dem Titel "DFB stellt die Weichen für die Neuausrichtung". Darin heißt es: "Präsident Fritz Keller hat aus eigener freier Entscheidung in Verantwortung des Amtes als Präsident seine grundsätzliche Bereitschaft erklärt, nach Abschluss der Verhandlung vor dem DFB-Sportgericht, am kommenden Montag, den 17. Mai 2021, sein Amt zur Verfügung zu stellen." Generalsekretär Dr. Friedrich Curtius werde ihm nach einer Verständigung über eine Aufhebung seines Arbeitsvertrags folgen.

Verwickelt im Machtkampf

Keller und Curtius hatten sich in den vergangenen Monaten einen internen Machtkampf geliefert - doch sie waren nicht die einzigen, die darin verwickelt waren. Eine Rolle spielte auch Kellers Stellvertreter aus dem Amateurlager, Koch. Dazu heißt es in der DFB-Mitteilung: "Die beiden 1. Vizepräsidenten Dr. Rainer Koch und Peter Peters bleiben bis zu den nächsten Neuwahlen im Amt. Dr. Rainer Koch wird beim nächsten Ordentlichen Bundestag nicht mehr für das Amt des 1. Vizepräsidenten Amateure kandidieren. Schatzmeister Dr. Stephan Osnabrügge wird ebenfalls nicht mehr als Schatzmeister kandidieren. Der nächste Ordentliche Bundestag wird zeitlich vorgezogen - voraussichtlich auf Beginn des Jahres 2022."

DFB Präsident Keller (R) und Vize Koch
Rainer Koch (links) und Fritz Keller: Dessen Entschuldigung für den Nazi-Vergleich akzeptierte Koch nicht. Er habe sie nur entgegengenommen, nicht angenommen, sagte er im ZDF. Bild: Laci Perenyi/picture alliance

"Höchst belastet"

Peters und Koch werden der Mitteilung zufolge nach Kellers Rücktritt den DFB "vorübergehend als gleichberechtigte Interimspräsidenten" leiten und diesen "gemeinsam mit dem Präsidium schnellstmöglich in ruhige Fahrwasser" bringen. Ob Koch dafür der richtige Mann ist? Er hatte noch am Wochenende in mehreren Interviews Kritik an seiner eigenen Amtsführung und an Kontakten zu einem Medienberater namens Kurt Diekmann zurückgewiesen. Das Verhältnis zwischen Koch und dem Chef der Deutschen Fußball-Liga (DFL), Christian Seifert, gilt als höchst belastet. Auch der Vereinschef von Bayern München, Karl-Heinz Rummenigge, hatte am Wochenende versucht, Keller den Rücken zu stärken. Doch dessen Nazi-Vergleich war nicht mehr zurückzuholen.

Rummenigge? Völler? Lahm?

Und nun? Die Deutsche Presse-Agentur erinnert daran, dass Rekordnationalspieler Lothar Matthäus bereits in der vergangenen Woche Noch-Bayern-Chef Rummenigge (65) als möglichen Nachfolger genannt hatte, gegebenenfalls im Zusammenspiel mit Rudi Völler (61), der sein Engagement in seinem Verein Bayer Leverkusen demnächst auch beendet. Der Name von Weltmeister-Kapitän Philipp Lahm (37), Organisationschef der Münchner EM-Spiele im Sommer und des Heim-Turniers 2024, wird ebenfalls genannt. Allerdings hat Lahm, wie gesagt, im Moment andere Aufgaben. Interesse bekundet hatte zuletzt die Anti-Korruptions-Expertin Sylvia Schenk (68). Sie stehe bereit, "mit einem Team von unabhängigen Personen den DFB in ruhiges Fahrwasser zu bringen. Dann kann man einen DFB-Präsidenten wählen", sagte die langjährige Sportfunktionärin der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".